Darum gehts
- Berner Oberland kämpft mit Selfie-Touristen, Tagesgebühr soll Abhilfe schaffen
- Venedig erhebt bereits Tagesgebühren für Touristen an bestimmten Sommertagen
- Zermatt diskutierte über mögliche Tagesgebühr von 12 Franken pro Person
Sommer für Sommer ächzt das Berner Oberland unter den Selfie-Touristen. Die idyllischen Berggemeinden versuchen alles, um den jährlichen Andrang zu bewältigen. Überfüllte Strassen, belagerte Privatgrundstücke, meterlange Schlangen – der Touri-Boom drängt die Alpendörfer zu immer strengeren Massnahmen.
In Lauterbrunnen BE sollen etwa ein Parkleitsystem und Regelwächter für Ruhe sorgen. Iseltwald BE schafft sich derweil mit einem Drehkreuz Abhilfe. Den durch eine koreanische TV-Serie weltberühmt gewordenen Steg am Brienzersee dürfen Touristinnen und Touristen nur noch gegen eine Gebühr betreten. Das reiche nicht, findet Kantonsparlamentarier René Maeder (71, Mitte): Die Berner Gemeinden sollen endlich Eintritt verlangen dürfen!
Kosten werden nicht gedeckt
Mit einem Vorstoss im Grossen Rat will Maeder die Kantonsregierung dazu auffordern, für solche Tagesgebühren eine rechtliche Grundlage zu erstellen. Aktuell würden nämlich die Kosten, die die Tagestouristen verursachen, nicht von diesen getragen. Bei übernachtenden Gästen ist dies anders: Sie müssen schon heute pro Nacht einen Betrag abliefern.
«In vielen Gemeinden reichen die Einnahmen aus der Übernachtungskurtaxe jedoch nicht aus, um die tatsächlichen Aufwände zu decken», so Maeder in seiner Motion. Vieles müsste also durch die Steuerzahlenden aufgefangen werden – eine unbefriedigende Situation.
Maeder spricht dabei auch aus eigener Erfahrung: Sein Wohnort Kandersteg BE ist genauso ein äusserst beliebtes Ziel für Tagesausflügler.
Andere Länder kennen die Gebühr schon
Die Tageskurtaxe ist in der Schweiz bisher noch unbekannt. In anderen Ländern ist sie bereits Tatsache: Seit letztem Jahr knüpft etwa der italienische Touri-Hotspot Venedig den Tagesausflüglern an bestimmten Sommertagen eine Gebühr ab. Wer bis zu vier Tage im Voraus bucht, zahlt fünf Euro – wer sich kurzfristig für einen Besuch entscheidet, muss das Doppelte blechen.
Das scheint erfolgreich zu sein: Wie die Stadt diese Woche bekanntgab, soll die Regelung auch nächstes Jahr an insgesamt 60 Tagen eingesetzt werden – 2024 waren es noch 29.
Auch im Wallis wird diskutiert
In Lauterbrunnen diskutierte die Gemeinde bereits letztes Jahr, sich an Venedig ein Vorbild nehmen zu wollen. Ohne Resultat: «Die Idee ist nicht umsetzbar, darüber müssen wir gar nicht diskutieren», sagte damals der örtliche Tourismus-Präsident zu Blick.
Auch in anderen Kantonen liefen aufgrund des Touri-Booms bereits Abklärungen: In Zermatt VS sprachen Gemeinde- und Tourismusvertreter 2024 ebenfalls über einen möglichen Tageseintritt. Wie SRF berichtete, sollen dort sogar zwölf Franken, die dreifache Übernachtungstaxe, entrichtet werden. Entschieden ist jedoch weiterhin nichts.
In Bern soll es rascher vorwärtsgehen, findet Maeder. Er will, dass die Regierung seine Forderung dringlich behandelt. So könnten die Gemeinden endlich reagieren, «bevor zunehmender Tagesgastverkehr zu weiteren finanziellen Engpässen führt».