Velofreie Innenstadt?
SVP-Politikerin fordert «Schieb-Befehl» für Velos

Sie hat genug von rücksichtslosen Velofahrern: Die St. Galler SVP-Stadtparlamentarierin Manuela Ronzani fordert, dass Velos in der Innenstadt nur noch geschoben werden dürfen. Das Thema sorgt auch anderswo für Zoff.
Publiziert: 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 10:14 Uhr
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In vielen Städten dürfen Velos in der Innenstadt fahren.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SVP-Politikerin fordert Schiebegebot für Velos in St. Galler Innenstadt
  • Velofahrer gefährden Sicherheit
  • Bern erwog Aufhebung des Fahrverbots in der Marktgasse für Velos
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Jetzt reichts! Die St. Galler SVP-Stadtparlamentarierin Manuela Ronzani (34) hat genug von Velofahrern und Velofahrerinnen, die durch die Innenstadt flitzen. Die autofreie Innenstadt sei eingeführt worden, damit die Stadtbevölkerung sowie Besucher und Besucherinnen in einer «sicheren, ruhigen und einladenden Umgebung» flanieren könnten. Diese autofreie Idylle werde nun von Zweirädern gefährdet, findet Ronzani.

Es sei zu beobachten, dass die Anzahl der Velofahrenden in der autofreien Innenstadt stark zugenommen habe und dass «nicht wenige» davon mit hoher Geschwindigkeit und ohne Rücksicht auf Fussgänger unterwegs seien. Deshalb fordert Ronzani die Stadtregierung nun dazu auf, ein Schiebegebot für den Veloverkehr zu prüfen, wie auch das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

Schlecht für die wirtschaftliche Vitalität

«Wer gemütlich einkaufen will, möchte nicht ständig von Velos überholt oder zur Seite gedrängt werden», so Ronzani. Deshalb hat sie einen Vorstoss eingereicht. Gerade ältere Menschen, Familien mit Kindern oder Personen mit eingeschränkter Mobilität würden sich zunehmend unsicher fühlen. Das wirke sich letztlich auch negativ auf die wirtschaftliche Vitalität der Innenstadt aus. 

Sie selbst habe schon brenzlige Situationen zwischen Passanten und Velofahrenden erlebt, sagt Ronzani zu Blick. An einigen Orten gebe es schon heute Fahrverbote oder Begegnungszonen, in denen man nur 20 km/h fahren dürfe.

«Velofahrer fühlen sich von dieser Geschwindigkeitsbeschränkung oft nicht angesprochen», sagt Ronzani. «Oder sie ignorieren das Fahrverbot.» Man beschliesse ohnehin viele Massnahmen, um die Innenstadt attraktiv zu machen – so habe die Stadt etwa Autos verbannt. «Da ist es nicht sachgemäss, dass Velos so schnell durch die Strassen fahren.»

Natürlich müsse man allen Anspruchsgruppen Rechnung tragen, so die SVP-Parlamentarierin. Sie kann sich deshalb vorstellen, nur auf bestimmten Strassen ein Schiebegebot einzuführen, damit Anwohnende zum Beispiel weiterhin mit dem Velo zur Arbeit fahren könnten – oder das Schiebegebot nur während der Ladenöffnungszeiten gelten zu lassen.

Verbot einfach ignoriert

Nicht nur in St. Gallen sorgen Veloflitzer für Gesprächsstoff. In der Berner Marktgasse gilt etwa ein Fahrverbot für Velos – was viele gar nicht wissen oder einfach ignorieren. Faktisch wird die Marktgasse trotzdem gerne als Veloroute genutzt. Die Stadt Bern hat deshalb vor einigen Jahren erwogen, das Fahrverbot aufzuheben und das Velofahren in der Marktgasse auch offiziell zu erlauben.

Die Pläne stiessen auf Kritik: Der Verein «Vortritt Fussgänger» monierte etwa, dass man Fehlverhalten nicht durch Legalisierung belohnen dürfe, sondern die bestehenden Regeln durchsetzen und Velos notfalls büssen müsse.

Auch in der Aargauer Kleinstadt Rheinfelden gab es vergangenes Jahr Reklamationen wegen zu schneller oder rücksichtsloser Velofahrender in der Altstadt. Die Stadt ergriff damals Massnahmen, um die Fussgängerzone besser zu markieren.

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