Darum gehts
- Schweizer Städte setzen auf Veloverleihsysteme für nachhaltige Mobilität
- Publibike ist ein beliebter Anbieter mit Millionenverträgen in Grossstädten
- Allein Bern investiert 7,62 Millionen Franken in Veloverleih bis 2033
Der Veloverleih boomt in den Schweizer Städten. Doch die privaten Anbieter sind dabei auf finanzielle Unterstützung angewiesen – es geht um Millionen an Steuergeldern. Publibike, einst eine Tochterfirma der Post, machte in der Vergangenheit vor allem mit roten Zahlen von sich reden.
Inzwischen ist das Unternehmen eigenständig und hat seine Strategie angepasst. Doch Publibike-Chef Markus Bacher sagte unmissverständlich: «Ohne öffentliche Gelder kann ein Veloverleihsystem nicht kostendeckend betrieben werden.» So wurde er im «Bund» zitiert. Bleibt die Frage: Ist es gerechtfertigt, dass der Staat einspringt?
Stadt Bern zahlt viel Geld
Im CO2-Gesetz ist der Grundsatz verankert: Die Treibhausgasemissionen in der Schweiz müssen sinken. Das ist einer der Gründe, weshalb die Städte die Velowende herbeiführen wollen. Schliesslich verursacht der Verkehr rund ein Drittel der Emissionen. Allerdings werden die Leihvelos längst nicht von allen genutzt. Und das Angebot ist keineswegs gratis.
2018 holte sich Bern ein öffentliches Veloverleihsystem in die Stadt. Die gesamte technische Abwicklung sowie die Betreuung der Stationen von «Velo Bern» läuft über Publibike. Da der Vertrag Ende dieses Jahres ausläuft, wurde der Veloverleih öffentlich ausgeschrieben – und erneut an Publibike vergeben. Allerdings zu anderen Konditionen.
Der verlängerte Vertrag läuft bis 2033. Was aber aufhorchen lässt, ist die Höhe der Subventionen, die insgesamt fliessen sollen: 7,62 Millionen Franken. Bisher gab es das Ganze nämlich zum Nulltarif. Die bisherigen Einnahmen durch Abos und Werbung konnten die Kosten von Publibike aber nicht decken.
In einer Mitteilung schreibt die Stadt Bern: «Künftig werden alle teilnehmenden Gemeinden Betriebsbeiträge zugunsten von Publibike leisten. In der Stadt Bern betragen diese 440'000 Franken pro Jahr.» Verteilt auf die achtjährige Vertragsdauer sind das Zuschüsse der öffentlichen Hand in Höhe von rund 3,5 Millionen Franken.
Grosse Zustimmung bei Parlament und Volk
Bern scheint vom Potenzial des Veloverleihs überzeugt. 2023 fanden rund 1,7 Millionen Fahrten statt – 700'000 mehr als noch 2019. Der Kredit von 7,62 Millionen Franken war im Berner Parlament wohl auch deshalb weitgehend unbestritten.
Einzig die SVP-Fraktion kritisierte den Entscheid. Zwar sei auch sie nicht gegen ein Veloverleihsystem, allerdings solle es nicht weiter ausgebaut werden, so ihre Haltung. Mit 61 Prozent Ja-Stimmen bewilligte das Volk den Kredit im Februar 2025 an der Urne.
Mehr Kritik in der Stadt Zürich
Zürich arbeitet ebenfalls mit Publibike zusammen. Die Stadt verlängerte «Velo Züri» zuletzt im Jahr 2023. Auch hier sind im neuen Leistungsvertrag höhere Subventionsbeiträge vorgesehen. Für Betrieb und Unterhalt leistet die Stadt Zürich in den kommenden zehn Jahren einen Zuschuss von insgesamt rund 13 Millionen Franken.
Dieses Angebot genehmigte der Zürcher Gemeinderat – nicht ganz so deutlich wie in Bern – mit 68 zu 46 Stimmen. Ein Volksentscheid ist aufgrund der Kredithöhe knapp nicht notwendig.
Die Stadt möchte das Grundnetz einerseits für 6,3 Millionen Franken erweitern. Zudem ist in Zürich von einem weiteren Kredit in Höhe von 1,3 Millionen Franken für Investitionen sowie von jährlich wiederkehrenden Ausgaben von einer halben Million Franken für ergänzende Leistungen die Rede.
Die Investition in die Verkehrswende scheint auch in Zürich zu funktionieren. 2024 wurden fast 900'000 Fahrten unternommen. Und die Prognosen der Onlinedatenbank Statista stimmen hoffnungsvoll: Der Markt soll kontinuierlich wachsen.
Auch die SBB sind involviert
Als Projektpartner sind auch die SBB bei Publibike involviert. Ein Ziel ist, das Velo als festen Bestandteil des öffentlichen Verkehrs zu etablieren. Dafür haben sie im Mai ihr neuestes Projekt vorgestellt, das die Nutzerzahlen beim Veloverleiher noch mal ansteigen lassen dürfte.
Hält man den Swisspass an das Publibike-Veloschloss, kann dieses direkt gemietet werden. Damit entfällt der bisherige Umweg über App-Download, Registrierung und Abo-Auswahl beim Veloverleiher. Die Abrechnung erfolgt über das bei der SBB hinterlegte Zahlungsmittel.
Damit Publibike auf das Kundennetzwerk der SBB zurückgreifen kann, erhält das staatliche Unternehmen eine Abgeltung in Form einer «Management-Fee». Zudem verzichtet Publibike mit dem neuen Mechanismus auf Kundendaten. Auf die Kundendaten von Swisspass habe das Unternehmen keinen Zugriff, wie CEO Markus Bacher erläutert.