SVP-Unternehmerin irritiert mit Flyer
Martullo sucht Querdenker für ihre Firma

Querdenker willkommen! Am Olma-Umzug hat SVP-Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher mit einem provokanten Slogan Werbung für ihre Firma gemacht.
Publiziert: 17.10.2022 um 18:34 Uhr
Lea Hartmann

SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (53) nutzt die Olma zur Mitarbeiterrekrutierung. Vergangenen Samstag lief die Chefin der Ems-Chemie am traditionellen Olma-Umzug in St. Gallen mit – und irritierte dabei mit einem Flyer, den sie und ihre Mitarbeitenden dem Publikum am Strassenrand in die Hände drückten.

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«Querdenker willkommen!», steht in Grossbuchstaben auf dem Sticker. Ein Passant postete ungläubig ein Foto der Werbung auf Twitter, wo der Slogan auch bei vielen anderen Usern für Unverständnis sorgt. Schliesslich wird der Begriff Querdenker seit der Corona-Pandemie eng mit Massnahmenkritikern und Verschwörungstheoretikerinnen in Verbindung gebracht. Eine bewusste Provokation der SVP-Vizepräsidentin, um vielleicht, auch im Hinblick auf die Wahlen nächstes Jahr, noch ein paar Punkte im coronaskeptischen Milieu zu sammeln?

«Kein Bezug zu irgendwelchen Gruppierungen»

Die Ems Chemie streitet auf Nachfrage ab, bewusst Verschwörungstheoretiker anzusprechen. «Der Slogan auf dem Umzugs-Flyer hat selbstverständlich keinerlei Bezug zu irgendwelchen Gruppierungen, sondern bezieht sich allein auf die innovativen Lösungen, die Ems-Mitarbeitende den Kunden tagtäglich anbieten», behauptet Unternehmenssprecher Marc Ehrensperger.

Magdalena Martullo-Blocher und ihre Ems-Chemie nahmen am Wochenende am Olma-Umzug teil. Denn der Gastkanton ist dieses Jahr Graubünden.
Foto: Facebook/Ems Chemie
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Vielmehr begründet er die Wortwahl folgendermassen: «Ems ist ein äusserst innovatives Unternehmen, das den internationalen Kunden nachhaltige Gesamtlösungen bietet. Dabei denken wir weit über den Spezialkunststoff hinaus, insbesondere auch in Energie- und CO2-Einsparungen beim Kunden. Um solche einzigartigen Lösungen zu entwickeln, ist ein mehrdimensionales und kreatives Denken unerlässlich. Ems-Mitarbeitende müssen auch ‹quer denken› können.»

Quer, aber immer entlang der «Seven thinking steps», spötteln Twitter-User mit Verweis auf den Videoclip, mit dem Martullo lange vor ihrer Politkarriere zum Viralhit wurde.

Maskenträgerin der ersten Stunde

Fest steht: Allzu glaubwürdig ist die Erklärung der Ems nicht. Denn Werbung mit dem Slogan macht die Firma erst, seit der Begriff im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in aller Munde ist. Intern verwende man den Begriff «schon länger», so Ehrensperger. Gedruckt worden ist er seinen Angaben zufolge aber erstmals im Mai 2021 in einem von der Ems gesponserten Kreuzworträtsel im «Bündner Tagblatt».

Wenige Monate davor hatte Martullo-Blocher schon mit der Aussage bei Massnahmenkritikern angebiedert, die Schweiz befinde sich in einer Corona-Diktatur – wofür sie heftige Kritik einstecken musste. Gleichzeitig war die Unternehmerin und Nationalrätin aber auch die Erste, die im Parlament konsequent eine Maske trug – auch wenn sie sich dafür zu Beginn der Pandemie noch Spott gefallen lassen musste.

Zudem setzte Martullo-Blocher in ihrem Unternehmen schon sehr früh konsequent auf Abstand halten und organisierte Massentests. Manch ein Querdenker dürfte sich da eine Bewerbung wohl noch einmal überlegen.


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