SVP-Matter lehnt Frage auf Französisch ab
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Lautes Gelächter im Saal:SVP-Matter lehnt Frage auf Französisch ab

Sprachdefizite im Bundeshaus
Deutschschweizer Parlamentarier hören Romands nicht zu!

Die Deutschschweiz streitet über das Frühfranzösisch. Doch wie steht es um die Französischkenntnisse der Parlamentarier in Bern? Blick hat mit Romands gesprochen. Auf Französisch gestellte Fragen blieben manchmal schlicht unbeantwortet, sagt einer.
Publiziert: 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 15:41 Uhr
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«Sie setzen einen hart ausgehandelten helvetischen Kompromiss aufs Spiel», sagt Christophe Darbellay, Walliser Staatsrat und ehemaliger Mitte-Präsident.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Debatte über Frühfranzösisch: Der nationale Zusammenhalt steht auf dem Spiel
  • Mehrsprachigkeit im Bundeshaus: Französisch wird oft nicht verstanden
  • Der 50-jährige Walliser Christophe Darbellay präsidiert die kantonale Bildungsdirektorenkonferenz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Anna Clara Kohler
Anna Clara KohlerRedaktorin Politik

Schluss mit «Bonjour» und «Ça va?» in den Primarschulen? Das steht derzeit zur Debatte. Die Deutschschweizer Kantone wollen bald schon reihenweise Frühfranzösisch abschaffen, der Bundesrat droht nun mit dem Frühfranzösisch-Befehl. Denn in der Westschweiz kommen die Entscheide gar nicht gut an. Gewarnt wird: Es geht um nichts weniger als den nationalen Zusammenhalt. 

Welche Rolle spielen die Landessprachen für den nationalen Zusammenhalt?

Besuch unter der Bundeshauskuppel. Die Mehrsprachigkeit gehört nirgendwo öfter zum täglichen Programm als hier in Bundesbern. Im Bundeshaus gilt die ungeschriebene Regel, dass sich jeder in seiner Landessprache ausdrückt. Doch funktioniert das auch?

Französische Fragen bleiben unbeantwortet

In der Wandelhalle des Bundeshauses steht FDP-Fraktionschef Damien Cottier (50). Als «francophone» gehört der Neuenburger Nationalrat im Parlament zu einer Minderheit. Cottier führt seine Kommissionssitzungen immer in zwei Sprachen. «Ein Kollege aus der Deutschschweiz würde wahrscheinlich ausschliesslich Deutsch reden.» Er merke bei einigen Deutschschweizer Kollegen manchmal die Haltung, dass es nicht so schlimm sei, wenn man die aus der Romandie nicht versteht. Umso mehr betont Cottier: «Es ist wichtig, dass man gegenseitig die Landessprache lernt.» 

«Wenn wir den ganzen Tag in der anderen Sprache sprechen müssen, ist das schwierig», sagt SP-Nationalrat und Co-Fraktionspräsident Samuel Bendahan (45, VD). In den Kommissionen und in der Bundesverwaltung werde mehrheitlich Deutsch gesprochen. Dass französische Fragen unbeantwortet bleiben, sei in den Kommissionen üblich. «Als Minderheit ist das für uns ein Problem.»

Helvetischer Kompromiss steht auf dem Spiel

Kaum einer kennt sich im Thema so gut aus wie Christophe Darbellay. Auf Nachfrage erzählt der 50-jährige Walliser, wie er als Nationalrat und Präsident der Mitte Schweiz ständig Deutsch reden musste, um von der Mehrheit im Land gehört zu werden. Als Walliser Staatsrat ist er heute nicht nur für das Bildungsdossier verantwortlich. Er präsidiert auch die Konferenz der kantonalen Bildungsdirektoren und muss wohl auf einen neuen Sprachenkompromiss hinarbeiten. 

Die deutschsprachigen Kollegen würden zwar den Eindruck erwecken wollen, dass sie Französisch verstehen, sagt Darbellay aus Erfahrung. Dies sei aber oft nicht der Fall. «Um als Romand verstanden zu werden, muss man in der Kommission Französisch sprechen und die Botschaft auf Deutsch wiederholen.»

Darbellay bedauert die Entwicklung in den Deutschschweizer Kantonen sehr. «Sie setzen einen hart ausgehandelten helvetischen Kompromiss aufs Spiel.» Dass der Französischunterricht in der Grundschule an Bedeutung verliere, gefährde die «Willensnation», die Grundlagen des nationalen Zusammenhalts. 

Kein Englisch unter Schweizern

Auch Damien Cottier plädiert für ein klares Zeichen in Richtung des nationalen Zusammenhalts. Er könne es sich nicht erklären, «dass man unter Schweizern Englisch reden muss».

Romands und Deutschschweizer hätten in Diskussionen teilweise einen anderen Ansichtspunkt, da hinter der Sprache auch Kultur steckt. Deswegen müsse man aufpassen, was in der Schule passiert, sagt Cottier. «Wir haben ein Problem, wenn die Kantone entscheiden, dass die Landessprachen erst Jahre später beginnen.»

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