Darum gehts
- SRG plant umfassende Neuorganisation und Einsparungen
- Susanne Wille nennt Transformationsprojekt «Enavant»
- Bis 2029 sollen rund 270 Millionen Franken eingespart werden
Die SRG muss sparen: Bis 2029 sollen es 270 Millionen Franken oder 17 Prozent des Budgets von 2024 sein. Am Montag legte nun die Unternehmensspitze um Susanne Wille (51) die ersten Eckwerte ihrer Reformpläne vor – vieles bleibt allerdings noch vage. Blick gibt den Überblick, was bisher bekannt ist.
Wie stark wird das Programm gekürzt?
Die grosse Frage, die auch am Ende dieser Medienkonferenz offen bleibt: Wie viel von den angepeilten 270 Millionen Franken können durch Strukturprozesse eingespart werden? Und wie viel muss die SRG beim Angebot streichen? Susanne Wille spricht lediglich von «gewissen Annahmen», die man habe. Momentan mache man noch keine konkreten Angaben. Das wäre nicht seriös, betonen Wille und SRG-Finanzdirektor Thomas Egger (55).
Stellenabbau im hohen dreistelligen Bereich
Auch das Thema Stellenabbau wird nur kurz angeschnitten. «Wir müssen mit weniger Geld auskommen. Das heisst leider auch, dass wir Stellen abbauen müssen», sagte Wille. «Derzeit gehen wir von einer höheren dreistelligen Zahl aus.» Dazu wolle man möglichst die natürliche Fluktuation nutzen.
Zusammengelegte Sport- und Filmredaktionen
Etwas konkreter wird die SRG-Spitze zu den Strukturen, die man effizienter gestalten will. «Fiktion und Sport werden ab 2027 über das ganze Unternehmen hinweg gemeinsam organisiert», sagt Wille. Was heisst das genau? Künftig werden die Sportredaktionen von SRF, RSI, RTR und RTS zusammengeführt und es werde stattdessen sprachregionale Fachteams geben.
Auf Nachfrage erklärt Wille, wie man mit der Sprachbarriere umgehen will: «Die Realität der SRG ist, dass wir in einem mehrsprachigen Umfeld unterwegs sind», sagt sie. Schon heute sei das so, in der Geschäftsleitung spreche etwa jeder in der eigenen Landessprache. «Manchmal muss man nachfragen oder etwas wiederholen.» Diese Mehrsprachigkeit sei eine Stärke der SRG.
HR, Finanzen, Technologie und IT
Zusammengelegt werden ebenfalls Finanzen, HR, Technologie und IT. Dies soll schon 2026 geschehen. Auch hier werde sich das Unternehmen neu mit regionalen Fachteams organisieren – so könne man mit einem tieferen Budget weiterhin ein starkes Programm sicherstellen. Wille betonte: «Auch wenn sich die SRG neu organisiert, bleiben die regionalen Fachteams und die Arbeitsplätze vor Ort. Wir verschieben die Arbeitsplätze in den Regionen nicht.»
Bessere Zusammenarbeit im Unternehmen
An der Medienkonferenz wurde wiederholt herausgestrichen: Die verschiedenen Einheiten der SRG wollen stärker zusammenarbeiten. Dieses Sparpotenzial soll ausgeschöpft werden, bevor es das Programm treffe. «Angebote sollen vermehrt in den verschiedenen Unternehmenseinheiten verwendet werden», sagt RTS-Direktor Pascal Crittin (56). Heute würden lediglich drei bis fünf Prozent der Inhalte von mehr als einer Einheit verwendet. Auch die Steuerung von Inhalten soll zentralisiert werden.
Generaldirektion vor dem Aus
Die Neuorganisation, die das Unternehmen effizienter machen soll, wirkt sich auch auf die Führung aus. Die Generaldirektion wird es künftig nicht mehr geben. SRF-Direktorin Nathalie Wappler und ihre Kollegen reagieren auf Nachfrage bescheiden: Schon jetzt sehen sie ihre Verantwortung in den jeweiligen Sprachregionen. Es gebe nun riesige Chancen für eine stärkere Zusammenarbeit. «Ich fühle mich nicht entmachtet», sagt RTR-Direktor Nicolas Pernet (45).
Neben einer Neuorganisation auf Führungsebene wird auch die Tochtergesellschaft Swiss TXT aufgelöst. Die Dienstleistungen würden in die SRG aufgenommen.
Am Dienstag wird weiter gespart
Die Ankündigungen am Montag waren nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Wie viele Stellen und Sendungen den Sparplänen genau zum Opfer fallen, wird die SRG erst später bekanntgeben. Zuerst wolle man das Zielbild des Unternehmens detaillierter ausarbeiten.
SRF-Angestellte müssen aber nicht lange auf die nächste Sparrunde warten. Parallel zur SRG-Transformation muss SRF nämlich ebenfalls 20 Millionen Franken einsparen. Dies wegen des ausbleibenden Teuerungsausgleichs, wegbrechenden Werbeeinnahmen und steigenden IT-Kosten.
Im Zuge der Sparmassnahmen wurden im Februar etwa die Sendung «G&G – Gesichter und Geschichten» und das Wissenschaftsmagazin von Radio SRF gestrichen. Schon am Dienstag soll bekannt werden, wo die noch verbleibenden 12 Millionen Franken eingespart werden.
So will sich die SRG neu organisieren
Die SRG müsse sich grundlegend neu aufstellen, sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina an einer Medienkonferenz in Bern. Nur so könnten die im vergangenen Herbst eingeleiteten Sparmassnahmen von 270 Millionen Franken oder 17 Prozent des Budgets von 2024 umgesetzt werden.
Nun verkündeten die Spitze der SRG und die angeschlossenen Sprach- und Fachabteilungen erste konkreten Schritte.
- Die SRG legt unter anderem die Sportredaktionen und die Abteilung Fiktion zusammen. Sie werden neu übergeordnet auf Ebene SRG geführt. Die strategische Steuerung von Inhalten soll über alle Regionen koordiniert werden.
- HR, Finanzen und Technologie und IT werden SRG-weit gemeinsam geführt. Damit soll die Organisation verschlankt werden.
- Die Produktion und die Distribution werden gebündelt. Heute produzieren die verschiedenen Unternehmenseinheiten ihre Inhalte weitgehend unabhängig voneinander.
- Die SRG will sich stärker an der digitalen Nutzung orientieren.
- Regionale Verankerung soll die Stärke der SRG bleiben. SRF, RSI, RTS und SRF werden künftig systematisch stärker zusammenarbeiten.
Wie viele Stellen mit den getroffenen Massnahmen eingespart werden müssen, ist «derzeit in Prüfung».
Medienkonferenz ist zu Ende
Alle Fragen wurden gestellt, der Medienanlass ist fertig.
Kein Livestream erlaubt
Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat heute Vormittag mitgeteilt, dass sie die geplante Direktübertragung der SRG-Medienkonferenz nicht anbieten kann, «da keine Livestreams erlaubt sind».
Auf Nachfrage erklärt die SRG das Verbot mit einem «Grundsatzentscheid», den man getroffen habe. Auch die Medien der SRG könnten keinen Livestream machen. Und vor Ort könne man ausserdem Fragen stellen.
«Manchmal muss man nachfragen oder etwas wiederholen»
Neu sollen etwa Sportredaktionen, HR und Finanzen zusammengelegt werden. Wie will man mit der Sprachbarriere umgehen?
«Die Realität der SRG ist, dass wir in einem mehrsprachigen Umfeld unterwegs sind», antwortet Wille. Schon heute sei das so, in der Geschäftsleitung spreche etwa jeder in der eigenen Landessprache. «Manchmal muss man nachfragen oder etwas wiederholen.» Diese Mehrsprachigkeit sei eine Stärke der SRG.
«Ich fühle mich nicht entmachtet»
Was sagen sie zu der Entmachtung, fragt ein Journalist gerichtet an die vier Direktoren. «Ich fühle mich nicht entmachtet», sagt Nicolas Pernet. Man habe jetzt eine andere Rolle und es gebe riesige Chancen für stärkere Zusammenarbeit. Eine andere Direktorin sagt, die Aufgabe werde jetzt vielfältiger.
«Noch keine konkreten Angaben»
Wie viel von diesen 270 Millionen kann man durch Strukturprozesse sparen, bis es ans Angebot gehe?, fragt ein Journalist. Wille gibt dazu keine konkrete Antwort. «Wir haben gewisse Annahmen», sagt sie. Zuerst müssen wird die genaue Analyse machen.
Der Journalist hakt nach und fragt nach einer ungefähren Quantifizierung. Man mache momentan noch keine konkreten Angaben, sagt Wille.
Fragerunde beginnt
Nun hat die SRG-Spitze fertig gesprochen. Journalisten und Journalistinnen können jetzt Fragen stellen.
Stellenabbau im «hohen dreistelligen Bereich»
«Wir müssen mit weniger Geld auskommen. Das heisst leider auch, dass wir Stellen abbauen müssen», sagt Wille. «Derzeit gehen wir von einer höheren dreistelligen Zahl aus.» Wir wollen möglichst natürliche Fluktuationen nutzen, sagt Wille. Die verunsicherten Mitarbeitenden wolle man möglichst gut begleiten. Am 1. Juli werden die Unternehmenseinheiten genauer über die jeweiligen Regionen informiert.
Auswirkung auf Mitarbeitende
Egger erläutert nun das Kostensparziel- und potenzial. «Die grosse Frage ist nun: Wie sparen wir dieses Ziel von 270 Millionen gegenüber 2024 ein?» Die Antwort sei die Transformation im Rahmen von «Enavant». Man habe vier neue Hebel mit dem neuen Organisationsmodell: Optimierung der Strukturen, Prozesse, Standards und Portfolios.
«Selbstverständlich wird das auch Auswirkung auf die Mitarbeitenden haben», so Egger.
Auslandsmandat ohne Bundesbeiträge?
Das Auslandsmandat der SRG werde von Bundesrat und Parlament definiert. Weil der Entscheid der Politik noch aussteht, könne die SRG hierzu nur ein Update geben, so Wille. Der Bundesrat wolle auf die Bundesbeiträge künftig verzichten. Ohne diese Beiträge könne die SRG das Auslandsmandat in der heutigen Form nicht aufrechterhalten.
Swiss TXT wird aufgelöst
«Die Tochtergesellschaft Swiss TXT wird aufgelöst», sagt Wille. Die Dienstleistungen werden in die SRG Organisation aufgenommen.