«Sie kommen dann zu uns»
Österreicher warnen vor Nackt-Tourismus aus der Schweiz

In Bregenz soll am Bodensee ein offizieller Nacktbadestrand entstehen. Doch Umweltschützer befürchten einen Ansturm von FKK-Touristen aus der Schweiz – weil Nacktbaden am dortigen Ufer ein heikles Thema sei.
Publiziert: 14:40 Uhr
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Aktualisiert: 15:36 Uhr
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Das Mehrerauer Ufer in Bregenz (A) gilt schon lange als Treffpunkt für Freunde der Freikörperkultur, kurz FKK.
Foto: Imago/Alexander Rochau

Darum gehts

  • Bregenz plant offiziellen FKK-Strand am Bodensee, das sorgt für Aufregung
  • Umweltschützer warnen vor Beeinträchtigung des angrenzenden Naturschutzgebiets
  • In der Schweiz sind FKK-Strände wenig verbreitet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Was bisher nackte Realität war, soll nun amtlich werden: Die österreichische Stadt Bregenz am Bodensee plant einen offiziellen Nacktbadestrand. Ein Abschnitt am Mehrerauer Ufer gilt längst als Hotspot der Freikörperkultur, kurz FKK. Der Bereich ist kaum einsehbar, von Problemen war bisher nichts bekannt. Jetzt wollen die Behörden die FKK-Zone mit einer «Nacktbadeverordnung» legalisieren.

Doch das sorgt für Aufregung: Die Zone grenzt direkt an ein geschütztes Naturgebiet, in dem etwa das seltene Bodensee-Vergissmeinnicht blüht. Umweltschützer warnen vor einer übermässigen Beanspruchung – und fürchten sogar Nacktbade-Tourismus aus der Schweiz.

Baden nahe am Naturschutzgebiet

Denn im Nachbarland sei Nacktbaden «komplett verboten», heisst es zumindest bei der Umweltorganisation Alliance for Nature. Sie warnt: «Die Schweizer, die gerne nackt baden, würden dann nach Bregenz kommen. Und dann wäre das Gebiet sehr wohl belastet.»

Der Uferbereich solle so bleiben, wie er sei, sagte ihr Geschäftsführer Christian Schuhböck gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Die Umweltschützer fordern, keine Werbung für den Strand zu machen, und auf jede Infrastruktur zu verzichten. 

Holzposten und Hinweisschilder sollen den Bereich vom Naturschutzgebiet abgrenzen. Aus Sicht der Umweltschützer muss verhindert werden, dass der Strand überrannt wird. «Wir sind aber nicht per se gegen die Nacktbadezone», betonen sie. Nacktbaden sei die natürlichste Art des Badens.

Schon heute zieht es FKK-Fans gerne nach Österreich. In Hard, dem Nachbarort von Bregenz, gibt es seit langem einen FKK-Bereich, für den man Eintritt zahlt. Schweizerinnen und Schweizer gehören hier zu den Stammgästen.

Wie streng sind Schweizer Regeln wirklich?

Wie ist die Situation hierzulande? Zwar gilt Nacktbaden am Schweizer Ufer des Bodensees als unüblich, eigentliche FKK-Hotspots sind keine bekannt. Aber das öffentliche Nacktsein – und damit auch das hüllenlose Schwimmen oder Sonnenbaden – ist nicht gleich «komplett verboten», wie von österreichischer Seite behauptet. 

Sobald sich allerdings jemand daran stört, wird es kompliziert. Denn viele Kantone kennen den Tatbestand des «unanständigen Benehmens» – und manche haben etwa Nacktwandern explizit untersagt. 

Und am Schweizer Bodenseeufer? Die Thurgauer Kantonspolizei stellt auf Blick-Nachfrage klar: «Grundsätzlich gibt es kein Verbot für das Nacktbaden respektive keine explizite Strafbestimmung für den Kanton Thurgau.»

Gemeinden oder Betreiber von Badis könnten jedoch eigene Regeln zum Nacktsein aufstellen. «Auf jeden Fall macht sich strafbar, wer aus sexuellem Motiv handelt», sagt Sprecher Robin Bernhardsgrütter. Zur Erklärung: Als Exhibitionist gilt jemand, der anderen gegen deren Willen aus sexuellem Antrieb seine Geschlechtsteile zeigt.

Die Kantonspolizei rücke bei entsprechenden Meldungen aus und kläre die Umstände ab. «Nicht zuletzt dürfte das ‹Wo›, ‹Wie› und ‹Wem gegenüber› massgebend sein», so der Sprecher weiter. Ob tatsächlich ein strafbares Verhalten vorliegt, entscheidet schliesslich die Staatsanwaltschaft – jeweils im Einzelfall.

Nun entscheiden Behörden definitiv

In der Schweiz ist die FKK-Kultur allgemein weniger verbreitet. Entsprechende Plätze sind meist inoffiziell und werden von den Behörden toleriert – oder liegen auf privatem Gelände. So findet sich etwa am Neuenburgersee ein Naturistenzentrum.

Ob der Bregenzer FKK-Strand tatsächlich offizialisiert wird, entscheiden die Behörden in diesen Tagen – nach Ablauf der Beschwerdefrist. Rechtlich gesehen handelt es sich um eine Ausnahme gemäss Sittenpolizeigesetz. Nach vertieften Abklärungen zeigen sich die Behörden überzeugt, dass die Nacktzone das Naturschutzgebiet «nicht erheblich beeinträchtigen» werde.

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