Darum gehts
- Eine Maturaarbeit sorgt für Diskussionen wegen Eingriffen von Jans-Sprecher
- Kommunikationschef Washington bestreitet Zensurvorwürfe, räumt aber Unstimmigkeiten ein
- 19-seitige Arbeit grösstenteils geschwärzt, nur Inhaltsverzeichnis und Danksagung lesbar
Eine Maturaarbeit am Zürcher Gymnasium Rämibühl sorgt für Zündstoff: Eine Schülerin untersuchte darin den Kommunikationsstil von SP-Bundesrat Beat Jans (60). Doch vom 19-seitigen Text ist laut «NZZ» nur noch das Inhaltsverzeichnis und die Danksagung lesbar, der Rest wurde geschwärzt. Auch ein begleitender Dokumentarfilm wurde stark gekürzt. Der Vorwurf: Das Umfeld von Jans, namentlich Kommunikationschef Oliver Washington, habe unzulässig Einfluss genommen.
Washington bestritt die Anschuldigungen bereits am Mittwochmorgen, räumte aber ein, dass es Unstimmigkeiten mit der Schülerin gegeben habe. Eine gezielte Zensur weist er jedoch zurück. Nun nimmt Washington gegenüber Blick ausführlich Stellung.
Wie der Kommunikationschef des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) bereits zuvor betonte, entsprach es nicht der Abmachung zwischen ihm und der Gymi-Schülerin, dass der Dokumentarfilm oder die Arbeit veröffentlicht werde. «Die Schülerin hat sich nicht daran gehalten und eine Veröffentlichung vorgesehen, indem die Arbeit in der Bibliothek der Schule zugänglich sein sollte», erklärt er in einem Statement.
Washington klärt auch darüber auf, wie es zu dem Gespräch zwischen den beiden für die besagte Maturaarbeit kam: «Die Schülerin ist die Tochter eines befreundeten Paares.» Seine Auskünfte seien in einem privaten und freundschaftlichen Rahmen erfolgt. Ausgemacht war demnach, dass nur der Betreuer und die Assessoren Einblick in die von ihm zur Verfügung gestellten Informationen haben sollten.
Gibt es jetzt doch eine Filmvorstellung?
Gemäss Washington habe die Schülerin «den Rahmen des anfänglich präsentierten Konzepts verlassen». Deshalb habe er die Schulleitung gebeten, den Film nicht zu veröffentlichen. Anscheinend habe diese dann in Absprache mit der Schülerin und ihrem Betreuer entschieden, dass gewisse Passagen gestrichen werden sollen. Von einer Zensur war anscheinend nie die Rede. «Wer die in den Medien kolportierten Schwärzungen veranlasst hat, ist mir nicht bekannt», rechtfertigt sich Washington.
Allerdings krebst Jans-Sprecher Washington von seinem ursprünglichen Entscheid zurück: Der Film soll nun doch seine Premiere erleben dürfen. «Aufgrund des grossen medialen Interesses habe ich entschieden, dass die Schule den Film im normalen Rahmen in der Schule zugänglich machen kann.»
Schülerin habe Passagen selbst geschwärzt
Die Schule nahm am Mittwochabend doch noch Stellung und sprach gegenüber der «NZZ» von Missverständnissen zwischen der Schülerin und Washington. Die Stellungnahme liegt auch Blick vor. Laut dem Betreuer habe die Schülerin die Abmachungen zu Zitaten sowie Bild- und Tonaufnahmen eingehalten.
Trotzdem habe die Schulleitung auf «Bitte des Kommunikationschefs» des EJPD entschieden, die Arbeit nicht in der Schulmediothek aufzulegen und den Film nur in zwei kurzen Ausschnitten zu zeigen.
Die Schule betont weiter: Die Schülerin habe «aufgrund der Entwicklung» selbst «diverse Passagen ihrer Arbeit geschwärzt», um sie in der Ausstellung der besten Maturarbeiten zu zeigen. Ein «Zensur-Eingriff seitens das EJPD» liegt laut Schule nicht vor – anders als von der Schülerin auf dem Titelblatt der Maturaarbeit behauptet.