Repräsentative Umfrage ein Jahr vor den Wahlen
Die Grünen schmieren ab, GLP legt zu

Würde heute schon gewählt, dann müssten die zuletzt erfolgsverwöhnten Grünen eine Niederlage einstecken. Die GLP dagegen siegt bei den Wahlen 2023 weiter. Und zwischen SP und FDP kommt's zum Kopf-an-Kopf-Rennen.
Publiziert: 26.10.2022 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2022 um 18:11 Uhr

Die Vorzeichen für die Wahlen in einem Jahr könnten unterschiedlicher kaum sein: Während die Grünen nicht an ihr Sensationsergebnis von 2019 anknüpfen können und mit Verlusten rechnen müssen, darf die GLP auf einen weiteren Zuwachs hoffen. Das Wahlbarometer im Auftrag der SRG zeigt: Die Öko-Welle der letzten Wahlen neutralisiert sich selber.

Gleichzeitig zeichnet sich zwischen FDP und SP ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab: Die SP kann ihren Wähleranteil fast halten, während die FDP auf einen Zuwachs hoffen darf und so aufholt. Stabil bleiben auch SVP und Mitte. Trotz Corona-Krise, Ukraine-Krieg oder drohendem Energie-Engpass sind kaum markante Veränderungen in den Wahlabsichten feststellbar.

Die repräsentative Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo durchgeführt hat, zeigt die Wahlabsicht der Schweizer Stimmbevölkerung. Mehr als 21'000 Stimmberechtigte sind dafür befragt worden. Kleiner Schönheitsfehler: Die Fehlerquote liegt bei 1,3 Prozentpunkten. Blick zeigt die wichtigsten Ergebnisse:

Die Grünen verlieren, die GLP legt weiter zu: Sie sehen die Ergebnisse aus, wenn bereits heute gewählt würde.
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SVP kann leicht zulegen

Die SVP ist und bleibt die wählerstärkste Partei. Wenn bereits heute Wahlen wären, würde sie leicht um 0,5 Prozentpunkte zulegen und neu 26,1 Prozent erreichen. Und das, obwohl gemäss der Studie 27 Prozent ihrer Wählenden finden, sie politisiere zu rechts. Es wechseln denn auch viele Wählende von der SVP zur FDP, was mit zum Comeback des Freisinns beiträgt. Dennoch kann die Volkspartei ihren Wähleranteil stärken.

SP verliert leicht

Die Aussichten für die SP waren wenig rosig. Seit den nationalen Wahlen 2019 reihte die Partei in den Kantonen Niederlage an Niederlage. Gerade die Grünen haben der SP das Wasser abgegraben. Beim Wahlbarometer aber kommen die Sozis nun glimpflich davon: Sie verlieren 0,5 Prozentpunkte und kommen noch auf einen Wähleranteil von 16,3 Prozent. Die SP profitiert unter anderem davon, dass der rasante Aufstieg der Grünen vorerst gestoppt ist. Damit bleibt sie stärker als die FDP – nur noch knapp, aber immerhin.

FDP schafft Trendwende

Eine wahre Trendwende zeichnet sich bei der FDP ab. Waren dem Freisinn bei der letzten Umfrage vor einem Jahr noch weitere Verluste prognostiziert worden, sind die Aussichten jetzt deutlich rosiger. Das SRG-Wahlbarometer sagt der Partei einen Zuwachs von einem Prozentpunkt auf insgesamt 16,1 Prozent Wähleranteil voraus.

«Mit diesem Trend sind wir natürlich sehr zufrieden. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», kommentiert FDP-Präsident Thierry Burkart (47). Die FDP schaffe es, klare Themen zu setzen – und diese auch klar zu kommunizieren: «Wir sind wieder greifbarer und zeigen Kante.»

Noch ist das erklärte Ziel, die SP als zweitstärkste Partei abzulösen, nicht erreicht. «Die Umfrage zeigt aber, dass es möglich ist», betont Burkart. «Das stärkt nochmals die Motivation, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzuarbeiten.»

Die Mitte hält sich

Der jahrelange Niedergang der ehemaligen CVP ist gestoppt. Mit der BDP zur Mitte fusioniert, hat sie ihren Wähleranteil stabilisieren können. Sie verliert gemäss dem Wahlbarometer 0,5 Prozentpunkte, was unter die statistische Unschärfe fällt, und kommt auf 13,3 Prozent. Die Partei kann sich dabei auf ihre Basis verlassen: Gleich 75 Prozent ihrer Wählenden sind mit der Ausrichtung von Mitte-Präsident Gerhard Pfister (60) zufrieden.

Grüne sind der grosse Verlierer

Es war ein politisches Erdbeben. Auf der Öko-Welle reitend, konnten die Grünen ihren Wähleranteil 2019 von 7,1 auf 13,2 Prozent nahezu verdoppeln. Nun aber wird der rasante Aufstieg jäh gestoppt. Sie verlieren 1,5 Prozentpunkte und kommen noch auf 11,7 Prozent. Die Grünen würden aber immer noch das zweitbeste Resultat ihrer Geschichte erreichen. Die Partei verliert vor allem enttäuschte Wählende, die zur SP wechseln. Die Partei habe die in sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen können, so Sotomo.

GLP ist die grosse Gewinnerin

Die eigentliche Gewinnerin ist die GLP. Sie würde um 1,5 Prozentpunkte zulegen und käme neu auf einen Wähleranteil von 9,3 Prozent. GLP-Präsident Jürg Grossen (53) lässt den Champagner aber noch im Kühlschrank: «Das sind erst Prognosen, abgerechnet wird im Oktober 2023.» Zufrieden ist er natürlich trotzdem: «Wir sind die einzige Partei, die aus allen bisherigen Umfragen als Siegerin hervorgegangen ist.»

Immer mehr Menschen würden erkennen, dass die Partei die richtigen Antworten auf die drängendsten Herausforderungen habe, insbesondere bei der Energieversorgung, beim Klimaschutz und in der Europapolitik, so Grossen. Anders als die Grünen schaffe es die GLP beispielsweise, in Umweltfragen Lösungen zusammen mit und nicht gegen die Wirtschaft zu finden.

Der konstante Aufstieg schafft Begehrlichkeiten: «Sollten wir noch etwas besser abschneiden und die 10-Prozent-Hürde knacken sowie im Ständerat vertreten sein, dann wird sich für uns die Bundesrats-Frage stellen.» (dba)

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