Drei Jahre nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines ist ein von Deutschland mit Haftbefehl gesuchter Verdächtiger nach Angaben seines Anwalts in Polen gefasst worden. Sein Mandant, der Ukrainer Wolodimir Z., sei in den frühen Morgenstunden in einem Warschauer Vorort festgenommen worden, sagte der Anwalt Tymoteusz Paprocki der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Er solle am Mittag von der Staatsanwaltschaft verhört werden.
Der Anschlag im Herbst 2022 hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe von Bornholm registriert.
Wurden Sprengsätze von Tauchern angebracht?
Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.
Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze an den Orten angebracht haben könnten.
Verhafteter wohnte in der Nähe von Warschau
Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schliesslich geriet unter anderem Wolodimir Z. ins Visier der Ermittler, der Medienberichten zufolge Tauchlehrer sein soll. Er hielt sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Warschau zunächst in Polen auf, soll sich aber von dort in sein Heimatland abgesetzt haben.
Die deutschen Strafverfolger hatten sich mit einem Europäischen Haftbefehl an die polnischen Behörden gewandt. Zuletzt gab es Medienberichte, wonach Wolodimir Z. noch kürzlich in der Nähe von Warschau gewohnt haben soll.
Erst Ende August war in Italien einer der mutmasslichen Drahtzieher der Sabotage festgenommen worden. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft Serhij K. (49) gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Er soll nach Deutschland ausgeliefert werden.