«Nicht rechtsextrem»
Thurgauer Pfarrer politisiert für die AfD

Er predigt in der Schweiz – und politisiert für die AfD in Deutschland. Der Doppeljob eines Thurgauer Pfarrers sorgt für Aufregung.
Publiziert: 14:45 Uhr
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Gottfried Spieth ist Pfarrer im Thurgau und Politiker für die AfD in Deutschland.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Schweizer Pfarrer politisiert für AfD in Deutschland, Schweiz kann nichts tun
  • Gottfried Spieth verlegte Wohnsitz nach Frankfurt an der Oder für Politikamt
  • Spieth bleibt bis Dezember Pfarrer, wird dann zwei Monate früher pensioniert
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Nastasja HofmannRedaktorin Politik

Ein Pfarrer an der thurgauischen Grenze zu Deutschland liebäugelt mit der Rechtsaussenpartei Alternative für Deutschland (AfD). Vor wenigen Wochen wurde Gottfried Spieth (63) für die Partei in ein politisches Amt gewählt. Die Schweiz kann dagegen nichts tun.

Der Gottesdiener aus Diessenhofen TG ist bereits seit längerem Mitglied der AfD. In Frankfurt an der Oder wurde die Rechtsaussenpartei nun zur stärksten Kraft – damit war für ihn der Weg in die deutsche Politik frei.

Politikamt dank neuem Wohnsitz

Möglich wurde das Ganze nur, weil Spieth seinen Wohnsitz vom grenznahen Baden-Württemberg ins rund 800 Kilometer entfernte Frankfurt an der Oder verlegte. Der 64-Jährige sieht darin keinen Widerspruch: In der Schweiz als Seelsorger tätig zu sein und gleichzeitig für eine populistische Partei zu politisieren, sei für ihn vereinbar.

Zur «Thurgauer Zeitung» sagt er, er habe «mit Rechtsextremen nichts am Hut». Zu Migranten habe er gar ein gutes Verhältnis. In Diessenhofen etwa sei er eingebunden in die ökumenische Flüchtlingsarbeit mit Ukrainern.

Auch wenn der Kirchenvorstand in Diessenhofen das nicht goutiert, hat er kaum Möglichkeiten, gegen Spieths politisches Engagement vorzugehen – verboten ist es schliesslich nicht. Als Pfarrer wird er dennoch geschätzt, wie Kirchenpräsidentin Jael Mascherin gegenüber der «Thurgauer Zeitung» betont. Auf der Kanzel vertrete er keine politischen Positionen.

Sogar Landeskirche involviert

Der Fall beschäftigt inzwischen auch den Kirchenrat der Landeskirche. Dort gehen die Meinungen auseinander – denn ein klares Verbot gibt es tatsächlich nicht. Grundsätzlich sei es Pfarrpersonen erlaubt, politische Ämter zu übernehmen.

Inzwischen wurde nach dem Streit, der bis in den Kirchenrat reichte, eine einvernehmliche Lösung gefunden: Spieth bleibt noch bis Dezember Pfarrer von Diessenhofen und wird dann – zwei Monate früher als ursprünglich vorgesehen – pensioniert.

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