Darum gehts
- Studie zeigt Hürden für AKW-Neubau trotz Druck auf Verbot
- Greenpeace kritisiert Studie und fordert Ausbau erneuerbarer Energien
- Frühestens 2050 könnte ein neues AKW ans Netz gehen
Nach dem Reaktorunfall von Fukushima beschloss der Bundesrat 2011, schrittweise aus der Kernenergie auszusteigen. Die bestehenden Kernkraftwerke dürfen in Betrieb bleiben, solange sie sicher sind – es gilt aber ein Neubauverbot. Dieses Verbot gelangt jetzt zunehmend unter Druck.
Eine neue Studie der Akademien der Wissenschaften kommt jetzt aber zum Schluss: Für den Bau neuer AKW gibt es viele Hürden – bei einer Aufhebung des Neubauverbots wäre ein neues Kernkraftwerk frühestens 2050 am Netz.
Stromversorgung vor Herausforderungen
Die Expertinnen und Experten, die den Bericht zum Bau neuer AKW verfassten, erkannten an, dass die Schweizer Stromversorgung vor grossen Herausforderungen steht. Mit ein Grund, weshalb das Neubauverbot unter Druck gerät. Schliesslich hat die Kernkraft auch Vorteile: Sie ist CO2-arm, liefert wetterunabhängigen Strom und benötigt weniger Raum.
Allerdings schreibt die Akademien der Wissenschaften nun: «Demgegenüber stehen schwere Unfälle, die sehr unwahrscheinlich sind, aber sehr grosse Schäden verursachen können – und die zahlreichen Unsicherheiten.» Damit gemeint sind politische, administrative und wirtschaftliche Entscheide, die ausgehandelt werden müssten. Beispielsweise brauche es diverse Volksabstimmungen. Auch Einsprachen müssen einberechnet werden. Es sei zudem unsicher, ob ein der Entscheid mehrheitsfähig wäre.
Milliarden staatlicher Gelder notwendig
Zudem sei ein Neubau ohne signifikante staatliche Unterstützung unrealistisch. Und die Erlöse seien in einem weitgehend liberalisierten und künftig von erneuerbaren Energien dominierten Strommarkt unklar, insbesondere im Sommer. Vieles sei auch vom EU-Stromabkommen abhängig. Ohne das Abkommen müssten «als Backup nationale Reservekraftwerke im Inland bereitgestellt oder gebaut werden» – mit entsprechenden Kostenfolgen.
Darauf reagiert auch Greenpeace, die internationale Umweltorganisation. In einer eigenen Medienmitteilung schreit die Organisation: «Es ist unmöglich, ein AKW flexibel und rentabel zu betreiben.» Die Atomenergie leide durch die Klimaerwärmung. Hitzewellen und Dürreperioden erschwerten die Kühlung der Reaktoren.
Der Klima- und Energieexperte von Greenpeace, Nathan Solothurnmann, findet auch kritische Worte für die Studie. Sie würde die Aussicht auf Atomenergie beschönigen, weil sie zu wenig auf die Sicherheitsrisiken eingehe.