Neue Umfrage des Verbands zeigt
60 Prozent wollen Mietpreis-Kontrollen!

Der Mieterverband will mit einer neuen Initiative die Rechte der Mietenden stärken. Rückenwind erhält er aus einer neuen Umfrage, wonach sich eine deutliche Mehrheit für Kontrollmechanismen ausspricht.
Publiziert: 11.06.2025 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2025 um 14:11 Uhr
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Der Mieterinnen- und Mieterverband unter seinem Präsidenten Michael Töngi hat eine neue Volksinitiative lanciert.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Mieterverband lanciert Initiative für Kostenmiete und automatische Mietzins-Kontrolle
  • Umfrage zeigt: Mietpreise sind zweitgrösstes politisches Problem in der Schweiz
  • 60 Prozent befürworten Kontrollmechanismus zur Miethöhe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Der Mieterinnen- und Mieterverband geht mit einer neuen Volksinitiative in die Offensive. Die Initiative will das Prinzip der Kostenmiete verankern und Marktelemente aus dem Mietrecht verbannen. Zudem sieht sie eine automatische Mietzins-Kontrolle vor.

«Viele Wohnungssuchende finden nichts Zahlbares mehr oder fürchten sich vor einer Kündigung», sagt Mieterverbands-Präsident und Grünen-Nationalrat Michael Töngi (58, LU) zu Blick. Auch Eigentümer würden mit der Problematik konfrontiert, wenn auch indirekt: «Wenn beispielsweise die eigenen Kinder ausziehen, merken viele Eltern, wie schwierig die Wohnungssuche geworden ist.» 

Letzte Woche startete die Unterschriftensammlung. Und die Initianten spüren Rückenwind. Bestärkt wird ihre Forderung nämlich durch eine repräsentative Umfrage, welche der Verband in Auftrag gegeben hat. Diese liefert vier spannende Resultate:

1

Mietpreise machen grosse Sorgen

Die Schweiz ist ein Volk von Mieterinnen und Mietern. 64 Prozent der dauernd bewohnten Wohnungen werden von Mietern belegt. Die Wohneigentumsquote beträgt 36 Prozent. Im letztjährigen UBS-Sorgenbarometer belegte das Thema Mietpreise noch den sechsten Platz.

In der jetzigen Umfrage rangiert der Problembereich Mietpreise/Wohnungsnot noch weiter oben auf Platz zwei. 58 Prozent nannten es als eines der wichtigsten politischen Probleme, mit denen die Schweiz derzeit konfrontiert ist – gleich nach den Gesundheitskosten (66 Prozent) und vor der Migrationsfrage (50 Prozent).

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2

Viele von Preissteigerungen betroffen

Vor zwei Jahren stieg der Referenzzinssatz in zwei Schritten von 1,25 auf 1,75 Prozent, was sich vielerorts in höheren Mieten niederschlug. Mittlerweile ist der Referenzzins wieder auf 1,5 Prozent gesunken. Wer die Senkung nicht geltend macht, bleibt oft auf höheren Mieten sitzen.

Die Entwicklung macht sich auch in der Umfrage bemerkbar. 16 Prozent erklären, dass sie von den Preissteigerungen «sehr betroffen» waren, 27 Prozent «ziemlich». Immerhin 31 Prozent fühlen sich «wenig betroffen», nur gerade 28 Prozent «gar nicht». 

«Viele Vermieter nutzen bei einem Mieterwechsel die Gelegenheit, die neuen Mieten nach oben zu schrauben», kritisiert Töngi. 

3

Mehrheit für Mietpreis-Kontrollen

Die Umfrage gibt den Initianten Rückenwind. Die Frage, ob es einen Kontrollmechanismus zur Miethöhe brauche, beantworteten 60 Prozent mit «sicher» oder «eher ja», nur 16 Prozent stellten sich dagegen. Knapp ein Viertel hat keine eindeutige Meinung.

Das klare Resultat ist für Töngi keine Überraschung. Zwar verbiete das heutige Mietrecht überhöhte Mieten, kontrolliert werde dies aber kaum. «Das Gesetz wird nicht durchgesetzt und bleibt daher wirkungslos. Derweil explodieren die Mieten.»

Er gibt der neuen Volksinitiative gute Erfolgschancen. «Der Leidensdruck und das Problembewusstsein haben zugenommen», sagt Töngi. «Es leuchtet vielen ein, dass überrissene Mieten nur mit Kontrollen verhindert werden können.»

4

SP und SVP bei Kompetenz vorn

Nebensächlich, aber interessant ist die Frage, welche Partei aus Sicht der Bevölkerung am kompetentesten ist, wenn es um die Lösung der Mietpreis- und Wohnungsnot-Problematik geht. Die SP punktet als typische Mieterpartei am stärksten mit 36 Prozent. Auf Platz zwei kommt mit 23 Prozent die SVP. Dahinter folgen Mitte (17 Prozent), FDP (12), Grüne (4) und GLP (3).

Enttäuscht das schlechte Abschneiden seiner Partei den Grünen-Politiker Töngi? «Nein», meint er schmunzelnd. Obwohl viele Grüne beim Mieterverband aktiv seien, ordne die Bevölkerung dem grünen Profil halt stärker die Klimapolitik zu als die Mietfrage, vermutet er.

Auch für das gute Abschneiden der SVP hat er eine Erklärung: «Die SVP ist im Hauseigentümerverband stark positioniert und deshalb bei der Mietfrage ebenfalls stark präsent. Bloss, dass ihre Vorschläge den Mietenden nichts bringen.»

Die Online-Befragung wurde vom Institut Feldlabor des Politikwissenschaftlers Oliver Strijbis im Februar 2025 bei 1644 Personen durchgeführt und gewichtet. 

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