Darum gehts
- Keller-Sutter will mit strengen Regeln Steuerzahler schützen
- Ermottis UBS lotet Wegzug in die USA aus
- Der Showdown kommt in die heisse Phase
Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) bleibt hart. Am Freitag verabschiedete sie das umstrittene Sparpaket. 8,4 Milliarden Franken total will sie in den kommenden Jahren aus dem Budget streichen. Die Botschaft: Es ist ernst. Wie viel vom Sparpaket nach der Parlamentsdebatte übrig bleibt – wir werden sehen.
Gleichzeitig ringt Keller-Sutter an einer zweiten Front um Milliarden – mit dem mächtigsten Mann der Wirtschaft: UBS-Chef Sergio Ermotti (65). Beide reisten zuletzt nach Washington. Keller-Sutter offiziell, um Trumps Strafzölle gegen die Schweiz zu verhindern – vergeblich. Ermotti inoffiziell, um über ein brisantes Szenario zu sprechen: den möglichen Wegzug der UBS in die USA. Zwei Reisen, zwei Missionen, zwei Welten.
Das Dilemma: Aktionäre gegen Steuerzahler
Ermotti handelt im Interesse der Aktionäre. Seine Aufgabe: Rendite sichern, Investoren beruhigen – notfalls mit dem Druckmittel Wegzug. Keller-Sutter ist den Steuerzahlern verpflichtet. Sie will ein zweites Debakel wie bei der CS verhindern. Sie verlangt, dass die UBS ihre ausländischen Tochtergesellschaften zu 100 Prozent mit hartem Eigenkapital hinterlegt. Die UBS müsste bis zu 26 Milliarden Franken Reserven anlegen.
Ein Grossinvestor warnt öffentlich: Sollte die UBS die geplanten Kapitalvorschriften einhalten, müsse sie die Schweiz verlassen. Dass Ermottis Besuch in Washington über US-Medien publik wurde, ist kaum Zufall. Das Leck setzt die Politik unter Druck. Die Frage steht nun im Raum: Wollen wir riskieren, dass die UBS abwandert? Dass Jobs, Steuern, internationale Reputation verloren gehen? Die Bank sendet ein Signal: Wir haben Alternativen.
Schweizer Demokratie und Bankenwelt – ein Widerspruch?
Wie reagiert Keller-Sutter? Bis jetzt ruhig. Ein falsches Wort, und sie würde ihren Gegnern in die Hände spielen. Seit dem Zollfiasko weiss sie, wie schnell ein forscher Auftritt zur Falle werden kann.
Das Ringen um die umstrittene Eigenkapital-Regel geht jetzt in die heisse Phase. Ende September beginnt die Vernehmlassung. Parteien und Verbände geben ihre Stellungnahmen ab. Der Bundesrat formuliert die Botschaft, am Schluss entscheidet das Parlament.
Für Topbanker mag dieser Prozess träge wirken. Doch so funktioniert Schweizer Demokratie: langsam, zäh, aber stabil.
Die UBS und die Schweiz – das ist kein Widerspruch. Die Bank ist Arbeitgeber, Steuerzahler, globaler Türöffner zur Welt. Die Schweiz wiederum bietet Stabilität, Verlässlichkeit und im Ernstfall: Rettung. Und sie verleiht den Bonus der Marke Switzerland.
Ermotti und Keller-Sutter haben viel zu verlieren
Auch Biografien spielen mit. Ermotti, auch schon George Clooney der Bankenwelt genannt, will kaum der Mann sein, der das Schweizerkreuz vom Hauptsitz der letzten Grossbank schraubt. Und Keller-Sutter hat kaum Lust, als Bundesrätin in die Geschichte einzugehen, die die UBS vertrieb – schon gar nicht nach dem Zolldebakel.
Beide müssen hart verhandeln, beide dürfen nicht verlieren. Es braucht einen schweizerischen Kompromiss. Strengere Regeln, ja – aber mit Augenmass.
Finanzplatz und Staat sind keine Gegner, sondern Partner. Beide müssen sich im Zaum halten. Ermotti und Keller-Sutter wissen: Wer hier alles auf eine Karte setzt, verliert mehr, als er gewinnt.
PS: Ironie der Agenda: Kommende Woche reist Keller-Sutter erneut in die USA. In New York eröffnet sie die Börse – mitten auf dem Terrain der Banker.