Lächerlich gemacht und abgewatscht
Wie sich Bundesräte international zum Gespött machten

US-Präsident Donald Trump watschte Karin Keller-Sutter öffentlich ab. Dabei glaubte sie, sie habe den Draht zu ihm gefunden. Die Fehleinschätzung ist kein Einzelfall. Das sind die bekannten Fails von Schweizer Magistraten auf dem internationalen Parkett.
Publiziert: 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 17:16 Uhr
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«Sie wollte nicht zuhören»: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter wurde von US-Präsident Donald Trump düpiert.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Schweizer Bundespräsidenten machen irritierende Aussagen auf internationalem Parkett
  • Karin Keller-Sutter von Trump düpiert
  • Fünf weitere Fälle von ungeschickten Auftritten Schweizer Politiker
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Myret Zaki und Leo Vonlanthen

Regelrecht düpiert wurde Karin Keller-Sutter (61). Die Bundesratspräsidentin war gerade auf dem Weg nach Washington, um für die Schweiz einen Last-Minute-Zolldeal zu erreichen.

Noch während der Bundesratsjet über dem Atlantik war, liess US-Präsident Donald Trump (79) in einem Fernsehinterview eine Gemeinheit nach der anderen heraus: «Ich habe neulich mit der Premierministerin der Schweiz gesprochen», begann er. «Die Dame war nett, aber sie wollte nicht zuhören.» Dann fügte Trump an: Er kenne diese Frau nicht. Obwohl er schon im Frühling mit ihr telefoniert hatte. Damit war die anreisende Bundespräsidentin in den Senkel gestellt. Immerhin hatte sie sich im Frühling noch eingebildet, sie habe einen Draht zu Trump gefunden. Das sorgte international für Häme – und trug nicht zum Erfolg der Verhandlungen bei. 

Das Beispiel von KKS ist kein Einzelfall: Schweizer Bundespräsidenten, die düpiert werden, irritierende Aussagen machen oder auf dem internationalen Parkett ungeschickt auftreten, gab es schon mehrere. Blick listet fünf Peinlichkeiten auf, die in Erinnerung geblieben sind.

1

Ueli Maurer «can nothing say»

Manchmal liegt es schlicht an der Sprache, dass sich Schweizer Politiker auf internationalem Parkett ungeschickt bewegen. Englisch mag Weltsprache sein – doch als ein Teil der heute aktiven Politiker zur Schule ging, stand Frühenglisch noch nicht auf dem Stundenplan.

Und so gibt am 16. Mai 2019 der damalige Finanzminister Ueli Maurer (heute 74) nach einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump (79) im Weissen Haus ein Interview für CNN. Er hat offensichtlich Mühe, die Fragen zu verstehen, und man hört, wie sie ihm von jemandem übersetzt werden. Auf die Frage nach Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran antwortet Maurer: «I can nothing say on this issue». Gefühlt die halbe Welt schaut peinlich berührt zu. 

2

Merz und die schändliche Entschuldigung

Bundesrat Hans-Rudolf Merz (heute 82) stand völlig blossgestellt da. Im August 2009 flog er im Alleingang nach Libyen, um zwei Schweizer Geiseln aus den Fängen von Muammar al-Gaddafi (1942–2011) zurückzuholen. Doch der Diktator dachte nicht einmal daran, Merz zu treffen. Er liess ihn mit leeren Händen in die Schweiz zurückfliegen, wo Häme und Kritik auf den Appenzeller einprasselten.

Dabei hatte sich Merz in Libyen noch im Namen der Schweiz beim Autokraten entschuldigt. Der Hintergrund: 2008 war Diktatorensohn Hannibal Gaddafi in Genf verhaftet worden, nachdem er Angestellte eines Hotels misshandelt haben soll. Verärgert nahm Libyen daraufhin zwei Schweizer Bürger als Geiseln.

Als er zurück in der Schweiz von Journalisten gefragt wurde, ob er sein Gesicht verloren habe, antwortete Merz mit Nein. Wenn die beiden Geiseln allerdings in Libyen blieben, dann verlöre er sein Gesicht.

Erst im darauffolgenden Jahr wurden die Geiseln freigelassen. Ein kleiner Trost: Derselbe Hannibal Gaddafi, der seit 2015 in einem libanesischen Gefängnis festgehalten wird, fleht derzeit Genf an, ihm wieder Asyl zu gewähren.

3

Überflieger Alain Berset wird in Frankreich abgefangen

Nicht viele Schweizer Politiker schaffen es, dass ihretwegen französische Kampfflugzeuge aufsteigen. Bundesrat Alain Berset (heute 53) wurde diese Ehre zuteil, allerdings nicht etwa im Rahmen eines pompösen Staatsbesuches. Im Juli 2022 wurde bekannt, dass der Bundesrat und Hobbypilot von der französischen Luftpolizei abgefangen und zur Landung gezwungen wurde, als er privat ein Sportflugzeug steuerte.

Der Schweizer Gesundheitsminister war offenbar über gesperrtes Gebiet geflogen. Der Patzer führte dazu, dass zwei französische Kampfflugzeuge eingriffen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) wurde aufgrund der Regierungszugehörigkeit von Alain Berset über den Vorfall informiert. 

4

Delamuraz redet sich ins Abseits

Die Schweiz wurde in den 1990er-Jahren von ihrer Vergangenheit eingeholt. Es ging um den Umgang des Landes mit nachrichtenlosen Vermögen während des Zweiten Weltkriegs. FDP-Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz (1936–1998) wehrte sich gegen Druck von aussen. Ende 1996 sagte er in einem Interview, ein Hilfsfonds für Nazi-Opfer sei «nichts anderes als ein Lösegeld und Erpressung».

Damit sorgte er für eine Welle der Empörung, und die internationale Entrüstung erhöhte den Druck auf die Schweiz. Er nähre antisemitische Klischees, wurde dem Waadtländer vorgeworfen. Delamuraz entschuldigte sich schliesslich, und die Schweiz errichtete einen Wiedergutmachungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus. 

5

Schneider-Ammann bringt die Welt zum Lachen

Zum Schluss noch eine Anekdote, die zeigt, dass ungelenkes Auftreten nicht immer negativ sein muss. 2016 sorgte der damalige Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (heute 73) mit einer Videoansprache anlässlich des Tags der Kranken für Lacher. Sein französisches «Rire, c’est bon pour la santé» wurde zum Kultvideo. Die Sequenz sorgte international für Aufsehen. Später erklärte der glücklicherweise selbstironische Schneider-Ammann stolz, dass sich Barack Obama persönlich über die Sequenz amüsiert habe. 

Immerhin: Während Donald Trump heute sagt, er kenne die Schweizer Bundespräsidentin nicht, hätte Obama das nach dem Video damals nicht zu sagen gewagt.


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