Kommt es zur Amtsenthebung?
Thurgauer Kirchgemeinde will AfD-Pfarrer rasch loswerden

Der reformierte Pfarrer von Diessenhofen TG postete auf Facebook Meinungen aus dem äussersten rechten Spektrum. Zwar verlässt er im Dezember so oder so seinen Posten. Doch die Kirchgemeinde will nun noch schneller handeln.
Publiziert: 25.07.2025 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2025 um 14:22 Uhr
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Sorgt mit rechten Äusserungen für Aufsehen: Pfarrer Gottfried Spieth.
Foto: Gottfried Spieth

Darum gehts

  • AfD-Politiker predigt in Thurgauer Kirche, verbreitet Ansichten aus rechtem Spektrum
  • Pfarrer Gottfried Spieth war unter dem Namen seines Bruders aktiv
  • Kirchenverantwortliche planen Gespräch und prüfen rechtliche Schritte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Er politisiert in Deutschland für die AfD und predigt im Thurgau für die reformierte Kirche. Das Doppelmandat hatte für Aufsehen gesorgt – nur schon, weil zwischen seinem politischen Wirkungsort, Frankfurt an der Oder (D), und dem Thurgau eine grosse Distanz liegt. 

Doch auch inhaltlich ist die Distanz zwischen frommer Lehre und politisch kruder Theorie gross: Gottfried Spieth (64), der Pfarrer von Diessenhofen TG, verbreitete in den sozialen Medien nämlich krude Weltanschauungen aus dem äussersten rechten Spektrum – unter dem Namen seines verstorbenen Bruders. Inzwischen hat er das Profil gelöscht. Das zeigen entsprechende Recherchen der «Schaffhauser AZ». Blick hat darüber berichtet

Zu lesen waren relativierende Äusserungen über die Zeit des Nationalsozialismus. Die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl (40) kam gegenüber der «AZ» zum Schluss: «Gottfried Spieth erfüllt so ziemlich alle Kriterien eines gefestigten rechtsextremen Weltbildes.»

«Wir werden reagieren»

Bisher hatte man im Thurgau den Pfarrer mit Blick auf die Meinungsfreiheit gewähren lassen. Die neusten bekannt gewordenen Äusserungen führen nun jedoch möglicherweise zu einem Umdenken, denn sie lassen sich aus Sicht reformierter Amtsträger nicht mehr mit dem evangelischen Glauben vereinbaren. 

«Das entspricht überhaupt nicht den Werten unserer Kirche», sagt die Thurgauer Kirchenratspräsidentin Christina aus der Au der «Thurgauer Zeitung».

Bereits kommende Woche wollen die Kirchenverantwortlichen ein Gespräch mit dem Pfarrer führen, auch rechtliche Schritte werden geprüft. «Wir werden reagieren», sagt aus der Au. Möglich wäre etwa eine Amtsenthebung. Spätestens im Dezember ist eh Schluss: Dann hört der Pfarrer – vorzeitig – auf, wie schon zuvor vereinbart worden ist. 

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