Darum gehts
- Keller-Sutter bleibt souverän, trotz Spott von US-Handelsminister Lutnick
- Lutnick kritisiert Schweiz für Beharren auf Grossbritannien-Deal
- Bundespräsidentin lässt sich nicht auf Wortgefechte ein
Im Streit um die von den USA verhängten 39-Prozent-Zölle gegen Schweizer Produkte bleibt Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61, FDP) souverän – trotz Spott von US-Handelsminister Howard Lutnick (64). «Ich habe das Interview zur Kenntnis genommen», sagte sie am Rande des EU-Gipfels in Kopenhagen zu CH Media. Und die Finanzministerin fügte kühl an: «Ich kenne Herrn Lutnick gar nicht. Ich habe mit ihm noch nie ein Wort gesprochen.»
Lutnick, ein enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump (79), zog zuvor in einem Interview mit dem US-Sender «News Nation» über die Schweiz her. «Wir haben immer noch die Schweiz-Frage offen», sagte er. Der Trump-Minister lachte, bevor er weitersprach: «Die Präsidentin der Schweiz hat sich auf den Grossbritannien-Deal versteift.»
US-Minister macht sich lustig
Lutnick sprach vom «Schweizer Leader» – und meinte damit natürlich Keller-Sutter. Er machte sich zusammen mit der Moderatorin lustig über die Schweiz und die Bundespräsidentin: «Sie sagte immer wieder: Wir sind ein kleines Land. Wir wollen das Abkommen, das Grossbritannien erhalten hat.»
Der US-Minister fand diesen Ansatz offensichtlich schlecht. «Einen Deal wie Grossbritannien hätte die Schweiz nicht einmal mehr am 9. Mai erhalten – also am Tag nach dem US-Grossbritannien-Deal.» Denn: «Man muss beim nächsten Deal immer ein bisschen mehr bezahlen.» Die Schweiz müsse nun «korrekt reagieren». «Sie sollen ihre Märkte öffnen und keine Gegenmassnahmen treffen, die Amerika schaden», sagte Lutnick.
Lutnick schloss mit dem Gedanken: «Wissen Sie, ein kleines Land wie die Schweiz hat einen Handelsüberschuss von 40 Milliarden Dollar gegenüber den USA. Sie sind ein kleines, reiches Land. Aber wissen Sie, warum Sie ein kleines, reiches Land sind? Weil Sie uns Waren im Wert von 40 Milliarden Dollar mehr verkaufen. Deshalb müssen wir das klären.»
Wer kennt da wen nicht?
Keller-Sutter wollte sich am Rande des Gipfels in Kopenhagen nicht weiter zu Lutnicks Interview äussern. Als Bundespräsidentin hatte sie bislang – wie üblich – nur direkt mit dem obersten Vertreter der US-Regierung gesprochen, also mit Donald Trump selbst.
Dieser sorgte im August für Stirnrunzeln, als er erklärte, er habe Keller-Sutter bei einem Telefonat gar nicht gekannt – obwohl er nachweislich schon früher mit ihr gesprochen hatte. Ob sich Keller-Sutter mit ihrem trockenen «Ich kenne ihn nicht»-Satz auch darauf bezog, bleibt offen. Formell zuständig für die Zollverhandlungen mit den USA ist Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65, SVP).