Darum gehts
- Das Weinfelder Stimmvolk lehnt die Bestattung nach islamischem Ritus ab
- Referendumskomitee betont, Entscheidung richte sich nicht gegen muslimische Gemeinschaft
- 51,6 Prozent stimmten gegen siebzig geplante Grabstätten nach islamischem Ritus
Die letzte Ruhe war in Weinfelden TG zuletzt das prekäre Streitthema und führte zu einer regelrechten Spaltung der Gemeinde. Das Stadtparlament entschied zuerst mit grosser Mehrheit, die Bestattung nach islamischem Ritus zu ermöglichen. Ein Referendumskomitee aus EDU und SVP brachte die Angelegenheit aber erfolgreich vor das Weinfelder Stimmvolk.
Am vergangenen Sonntag war es dann mit einer hauchdünnen Mehrheit besiegelt: Vorerst gibt es keine Sonderregel mit Gräbern Richtung Mekka für die Weinfelder Musliminnen und Muslime. Die siebzig angedachten Grabstätten scheiterten an 51,6 Prozent Neinstimmen. Der Dorn im Auge war die explizite Nennung des Islams. Damit wäre nur eine Religion gesetzlich verankert gewesen und andere Religionen wären ausgeschlossen gewesen, so die Argumentation der Gegner.
«Das verletzt, das grenzt aus»
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz reagierte noch am selben Tag mit einer Medienmitteilung auf das Abstimmungsergebnis. Sie bedauerte den Entscheid der Bevölkerung zutiefst: «Das verletzt, das grenzt aus – und es widerspricht dem Geist einer offenen Schweiz.»
Der Dachverband islamischer Gemeinden der Ostschweiz hingegen reagiert nüchtern: «Das Nein zeigt auf, dass wir unser Anliegen nicht gut genug vermitteln konnten und dass irreführende Informationen sowie Symbolpolitik ihre Wirkung entfaltet haben.» Der Verband sieht es aber positiv, dass überhaupt öffentlich über Bestattungen nach islamischem Ritus diskutiert wird.
Man spürt jedoch heraus, wie emotional aufgeladen die Debatte ist. Zu diesem Schluss kommt auch Lukas Madörin (45). Er ist EDU-Kantonsrat und war federführend im Referendumskomitee. Er sei froh, dass der Entscheid endlich gefallen sei und die Stimmung in Weinfelden wieder abkühlen könne, wie er zu Blick sagt.
Madörin wird aber nicht müde, zu betonen, dass weder das Referendum noch dieser Volksentscheid gegen die muslimische Gemeinschaft gerichtet sei. «Ich habe nichts gegen die Menschen, es geht nur darum, dass keine Religion in das Reglement soll», bekräftigt er.
Auf der Verliererseite der Abstimmungsmedaille steht das Komitee «Pro Friedhofreglement». Co-Präsidentin Alexandra Beck (die Mitte) resümiert: «Klar sind wir enttäuscht, aber auch stolz darauf, was wir erreicht haben.» Die Diskussionen seien mit diesem Entscheid aber noch nicht abgeschlossen. «Es muss weitergehen», so Beck. Nun liege der Ball beim Referendumskomitee, das einen besseren Lösungsvorschlag für das neue Friedhofreglement ausarbeiten müsse.
Die Suche nach einer Lösung geht weiter
Dass eine angepasste Version des Friedhofreglements jetzt möglichst schnell durchs Parlament muss, ist allen Beteiligten bewusst. Madörin betont, dass 99 Prozent des Inhalts von allen Seiten gutgeheissen wird. «Wir prüfen bereits eine Motion, um das Reglement möglichst schnell in Kraft zu setzen», verrät er Blick.
Zur Streitfrage rund um eine würdige Bestattung für alle möchte der EDU-Politiker weiterhin den Dialog mit muslimischen Vertretern suchen. Mit diesen stehe er nämlich in gutem Kontakt: «Im Bereich der Gräber müssen wir eine praktische Variante suchen, ohne die Religion spezifisch in einem Gesetz zu erwähnen.» Es müsse eine Lösung für alle Weinfelderinnen und Weinfelder gefunden werden.