Jetzt steht sie zum Verkauf!
In dieser Genfer Mega-Villa schrieb die Schweiz an der Weltgeschichte

In Genf wurden 1985 erste Schritte zum Ende des Kalten Krieges gemacht: Damals trafen sich US-Präsident Ronald Reagan und Michail Gorbatschow erstmals. Der Ort des Treffens, die historische Villa Fleur d’Eau, steht jetzt zum Verkauf – für sehr viel Geld.
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Jetzt steht sie zum Verkauf: 1985 schrieb die Schweiz in der Villa Fleur d’Eau am Genfersee an der Weltgeschichte mit.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Historisches Treffen zwischen Reagan und Gorbatschow 1985 in Genf
  • Villa Fleur d’Eau in Versoix war Ort der Zusammenkunft
  • Verkaufspreis der Villa: 23 Millionen Franken für 1000 m² Wohnfläche
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

An hochtrabenden Beschreibungen mangelt es nicht. Mal ist von einer «Sternstunde der Schweizer Diplomatie» die Rede, mal sogar vom «Anfang vom Ende des Kalten Krieges». 

Vor 40 Jahren, im November 1985, organisierte die Schweiz in Genf ein historisches Treffen zwischen den Kontrahenten des Kalten Krieges. Erstmals trafen US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004) und Sowjet-Generalsekretär Michail Gorbatschow (1931–2021) aufeinander. 

Der Ort der Zusammenkunft: ein prächtiges Gebäude am Genfersee. Die damals mächtigsten Männer der Welt trafen sich in der Villa Fleur d’Eau in der Gemeinde Versoix GE. Zwischen dem 19. und dem 21. November 1985 verhandelten sie miteinander in dem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. 

Gorbatschow war damals erst wenige Monate im Amt, Reagan hatte seine zweite Amtszeit schon begonnen. Mehrere Stunden diskutierten sie. Das wichtigste Thema: die Abrüstung. 

Millionengewinn für die heutigen Besitzer

Wichtiger als die fehlenden konkreten Ergebnisse des Gipfels am Genfersee war aus Sicht der Historiker das Gespräch an sich: der Geist von Genf, der eine Zeit der Entspannung einläutete. Reagan und Gorbatschow trafen sich zu weiteren Gesprächen in Reykjavík (1986), Washington (1987) und Moskau (1988). Wenig später war der Kalte Krieg zu Ende. 

Jetzt steht der Ort des Treffens, die historische Villa Fleur d’Eau, zum Verkauf. Angeboten wird die Prachtsimmobilie, die 1867 für einen Bankier erstellt worden war, auf verschiedenen Portalen. Die Verkäuferin, eine international tätige Firma, soll das Gebäude laut früheren Angaben der Zeitung «24 heures» 1996 für 2,4 Millionen Franken gekauft haben. Jetzt will sie das Prunkstück für einen massiv höheren Preis veräussern. 

Der Verkaufspreis: dem Vernehmen nach 23 Millionen Franken. Geboten wird einiges: direkter Seezugang, viel Geschichte, 12 Zimmer und 1000 Quadratmeter Wohnraum sowie 12’000 Quadratmeter Park. Im Herbst war die Villa bereits bei einer Auktion angeboten worden, ging aber nicht weg. 

Ein überragender Bundesrat und das Damenprogramm

Das Gipfeltreffen 1985 bot auch dem damaligen Schweizer Bundespräsidenten Kurt Furgler (1924–2008) eine internationale Bühne. Der CVP-Bundesrat galt in den 1970er- und 1980er-Jahren als überragende Figur in der Landesregierung.

Gorbatschow begrüsste er auf Russisch, Reagan auf Englisch. Wie Schweizer Teilnehmer später verrieten, war alles minutiös geplant: Furglers Rede war komplett eingeübt, aber so, dass sie spontan wirkte. 

Nicht nur die Staatsmänner trafen sich damals, sondern auch ihre Frauen. US-First Lady Nancy Reagan (1921–2016) und Raissa Gorbatschowa (1932–1999) erhielten ein «Damenprogramm» organisiert. Gemeinsam mit Bundesratsgattin Ursula Furgler (1927–2015) legten sie den Grundstein für das Museum des Internationalen Roten Kreuzes in Genf. 

Erinnerungen an die historischen Gespräche wurden wach, als sich im Juni 2021, ebenfalls in Genf, Russlands Machthaber Wladimir Putin (73) und der damalige US-Präsident Joe Biden (heute 83) trafen. Dies ebenfalls in einer historischen Villa, allerdings auf der anderen Seeseite. 

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