Darum gehts
- Trainerhosen-Verbot an Luzerner Schulen sorgt für Diskussionen
- Schulen wollen angemessene Kleidungskultur fördern und auf Berufsleben vorbereiten
- Mehrere Schulhäuser der Stadtluzerner Volksschule haben Trainerhosen-Verbot eingeführt
Auf den Pausenplätzen im Land sind sie gang und gäbe. Trainerhosen sind unter Jugendlichen kaum mehr wegzudenken, gelten für viele als bequeme Alltagskleidung. Zahlreichen Schulleitungen aber sind sie ein Dorn im Auge: In mehreren Schulhäusern der Stadtluzerner Volksschule ist das Tragen verboten.
«Die Argumente sind pädagogisch und organisatorisch motiviert», wird Rektor David Schuler in der «Luzerner Zeitung» zitiert. Ziel sei es, eine angemessene Kleidungskultur zu fördern. Trainerhosen seien Freizeit- und Sportbekleidung und nicht für den Unterricht geeignet. Zudem solle das Verbot helfen, «Spannungen, Gruppendruck und Abgrenzung innerhalb der Schülerschaft zu verringern». Die freie Entfaltung oder der persönliche Ausdruck würden dadurch jedoch nicht eingeschränkt.
Kanton setzt lediglich auf Sensibilisierung
Eine Kleiderbeschränkung auf Sekundarstufe solle auf das spätere Berufsleben vorbereiten. In vielen Berufen sei sportliche Kleidung schliesslich unüblich. Seit diesem Schuljahr gelte auch im Schulhaus Mariahilf in der Luzerner Altstadt ein Verbot für Trainerhosen.
Anders das kantonale Bildungsdepartement. Es thematisiert auf seiner Internetseite zwar ebenfalls «kurze Röcke und schlabbrige Trainerhosen», mit «Dresscode-No-Gos» setzt es aber lediglich auf Kleidungshinweise und keine eigentlichen Vorschriften. Es gehe darum, den Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, dass die Schule kein Ort der Freizeit ist, sondern ein Arbeitsort.
Es seien aber nicht die Schulen, sondern die Eltern dafür verantwortlich, ihr Kind «entsprechend zu erziehen und seine körperliche, geistige und sittliche Entfaltung zu fördern und zu schützen». Darunter falle auch die Kleidung, die Kinder und Jugendliche tragen.
An der Stadtluzerner Schule Mariahilf gefalle die neue Regel nicht allen. Das zeigt eine Umfrage der «Luzerner Zeitung». Die Vorschrift passe nicht zur Lebensrealität der Kinder, wird ein Vater zitiert, dessen Kinder dort zur Schule gehen. Viele Jugendliche würden nun einmal regelmässig Trainerhosen tragen oder seien nach dem Unterricht sportlich aktiv. «Was zählt überhaupt als Trainerhose?», so der Vater. «Schulen haben ganz andere Herausforderungen, die wichtiger sind als eine Kleiderordnung.»
«Es ist übergriffig, über andere zu entscheiden»
«Ich finde diese Regelung gar nicht schlimm», sagt hingegen ein Viertklässler. Eine Freundin stimmt zu: «Das sind Hosen für daheim. Sie fühlen sich wie ein Pyjama an.» Für die älteren Sekundarschüler sei diese Regelung allerdings «nicht so cool». Dort würden sicher viele gern eine Trainerhose anziehen. Für ältere Jugendliche hält eine angehende Betreuerin die Regel für verständlich: «Im Berufsleben zieht man später auch keine Trainerhosen an.»
Manche Sekundarschüler aber würden solche Vorschriften als ungerecht empfinden: «Es ist übergriffig, über andere zu entscheiden, was sie anziehen dürfen und was nicht.» Man solle sich selbst aussuchen dürfen, was man anzieht. Das macht schliesslich die eigene Persönlichkeit aus. Bedenken wegen des späteren Berufslebens hätten sie deswegen keine: «Für die meisten ist klar, dass man nicht in Trainerhosen zur Arbeit geht.»