Kräne wohin man schaut! In der Schweiz wird gebaut, was das Zeug hält. Der Bauindex, erhoben vom Baumeisterverband und der Credit Suisse, hat 2019 einen neuen Höchststand erreicht.
Die Gewerkschaft Unia kritisiert, dass einseitig die Baufirmen vom Boom profitieren. Die Umsätze im Bauhauptgewerbe hätten in den letzten 15 Jahren um 50 Prozent zugenommen.
Nur noch halb so viele Bauarbeiter
Das Nachsehen hingegen haben die Bauarbeiter. Die Zahl der Beschäftigten auf den Baustellen habe sich seit den 1990er-Jahren so gut wie halbiert. Das sei nur bedingt durch eine fortschreitende Mechanisierung und Automatisierung zu erklären. Die Gewerkschaft befürchtet: Die Arbeitsbelastung und der Stress haben zugenommen.
Dazu komme ein gestiegener Termindruck: Immer mehr Bauherren würden verlangen, dass ihre Arbeiten in immer kürzerer Zeit realisiert werden.
Nun wollte es die Unia genauer wissen und hat eine grosse Umfrage bei den Bauarbeiter durchgeführt. Über 12'000 Personen haben daran teilgenommen.
Knappe Mehrheit empfindet mehr Stress
Fast vier von fünf der Befragten gaben an, der Termindruck auf den Baustellen habe in den letzten Jahren zugenommen. Nicht für alle, aber für viele ist das ein Problem: So sagten gesamthaft 57 Prozent der Bauarbeiter, dass auch der wahrgenommene Stress zugenommen hat.
Die Folgen: 55 Prozent geben an, die Gesundheit komme unter Druck. 52 Prozent berichten, die Qualität der Arbeit sinke. 51 Prozent kreuzten an, dass die Arbeitssicherheit leide.
Das bestätigen auch die Chef-Bauarbeiter, die Poliere. 61 Prozent gaben in der Umfrage an, dass es aufgrund von Termindruck zu wenig Zeit für die Arbeitssicherheit gibt. 83 Prozent der Poliere sagen, dass Bauherren zunehmend unrealistische Termine verlangen.
Der Druck fange meist schon bei einer viel zu knappen Planung an, so der Tenor der Bauarbeiter. So kritisierte laut Unia-Medienmitteilung etwa einer: «Wenn wir auf einer Baustelle mit der Arbeit beginnen, gibt es aufgrund von Planungsfehlern oder unvorhersehbaren Umständen oft schon eine Verspätung und wir sollen dann den Rückstand aufholen. Das geht auf Kosten unserer Gesundheit und der Arbeitssicherheit.»
Jeder fünfte Erwerbstätige leidet «sehr oft» unter Stress
Ob der Stress der Bauarbeiter nun ausgeprägter ist als in anderen Branchen, lässt sich aus der Umfrage nicht herauslesen. Gemäss der nationalen Gesundheitsbefragung von 2019 leiden 21 Prozent der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz «sehr oft» unter Stress. Diese Frage stellte die Unia ihren Bauarbeitern nicht.
Dennoch spricht die Unia von «verheerenden Folgen». Sie will nun den Bauherren Vorschläge machen, um die Bauarbeiter besser gegen den wachsenden Stress und die Gefahren, die dadurch entstehen, zu schützen.