Frauen leben länger, ihnen geht es aber gesundheitlich oft schlechter. Das zeigt die Gesundheitsbefragung 2022 des Bundesamts für Statistik (BFS). So haben Frauen im Schnitt mit 85,4 Jahren eine höhere Lebenserwartung als Männer (81,6 Jahre).
Der Unterschied relativiert sich jedoch durch die geringere Lebenserwartung in guter Gesundheit. Diese liegt bei Frauen lediglich 0,4 Jahre höher als bei Männern. Rund 30 Prozent der Frauen berichtete in den sechs Monaten vor der Befragung von Einschränkungen im Alltag, bei den Männern waren es nur 24 Prozent. Frauen leben zudem öfter mit einer chronischen Krankheit: Ihr Anteil liegt bei 55 Prozent, jener der Männer bei 44 Prozent.
Frauen unzufriedener mit Körper
Etwas mehr als die Hälfte aller Männer ist übergewichtig oder adipös. Bei den Frauen sind es 34 Prozent, trotzdem sind sie insgesamt weniger zufrieden mit ihrem Körper. Dies gab knapp ein Drittel aller Frauen an, bei den Übergewichtigen waren es gar mehr als die Hälfte. Bei den Männern sind hingegen 23 Prozent der Männer unglücklich mit ihrem Gewicht, bei den Übergewichtigen ist es knapp ein Drittel.
Die Befragung führt dies auch auf gesellschaftlichen Normen zurück: «In der Gesellschaft gilt ein schlanker Körper bei Frauen als Norm für Schönheit und Gesundheit. Bei den Männern hingegen entspricht ein kräftigerer Körper, der positiv mit Stärke konnotiert wird, der Idealvorstellung», so das Bundesamt für Statistik.
Mehr psychische Probleme
In der Befragung berichteten Frauen (12 Prozent) zudem häufiger als Männer (8 Prozent) von mittelschweren bis schweren Depressionen. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist der Unterschied gar doppelt so gross: 26 Prozent der jungen Frauen gaben solche Symptome an, bei den Männern hingegen 13 Prozent. Frauen zwischen 15 und 24 Jahren befanden sich in den letzten zwölf Monaten nach eigenen Angaben auch deutlich häufiger wegen psychischer Probleme in Behandlung als Männer.
Das BFS erklärt die Unterschiede zum einen mit den in der Pubertät vermehrt produzierten Sexualhormonen, zum anderen mit «geschlechtsspezifischen gesellschaftlichen Faktoren, insbesondere psychosozialem Stress». Demnach seien Frauen häufiger von Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum betroffen, so das BFS. Zudem seien sie stärker Belastung durch unbezahlte Haus- und Familienarbeit ausgesetzt, die oft unsichtbar sei und zusätzlich zu einer Erwerbsarbeit verrichtet werde.
Weitere Ergebnisse
Im Übrigen seien geschlechtlich und/oder sexuell diverse Personen anfälliger für psychische Probleme als heterosexuelle Cis-Frauen und Cis-Männer. Männer rauchen mit 27 Prozent zudem häufiger als Frauen (21 Prozent). Die Gesundheitsbefragung des Bundes findet alle fünf Jahre statt.