Gemeindepräsident von Blatten VS über risikoreiche Berggebiete
«Wenn unsere Berechtigung infrage gestellt wird, dann ist das sehr despektierlich»

Sein Dorf ist verschüttet, doch soll es schon im Sommer 2026 wieder teilweise bewohnt werden können. So ehrgeizig wie der Blattner Gemeindepräsident Matthias Bellwald ist, so klar ist in der, ob Berggebiete noch bewohnt werden sollen. «Das ist despektierlich», sagt er.
Publiziert: 17:17 Uhr
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Matthias Bellwald (63) ist erst seit Anfang Jahr Gemeindepräsident von Blatten VS.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gemeindepräsident Matthias Bellwald erklärt Situation in Blatten nach Katastrophe
  • Wiederaufbau geplant, erste Weiler ab 2026 wieder bewohnbar
  • Ab 2029/30 soll der Dorfkern wiederaufgebaut sein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Er ist innert Kürze zum vielleicht bekanntesten Gemeindepräsidenten der Schweiz geworden: Als die Walliser Gemeinde Blatten am 28. Mai unter einem Schuttkegel begraben worden war, sahen die Schweizerinnen und Schweizer am Bildschirm, wie Gemeindepräsident Matthias Bellwald (63) am Fernsehen besonnen die schwierige Situation erklärte.

Das brachte ihm Respekt ein. Nichts liess vermuten, dass der pensionierte Berufsoffizier sein Amt erst wenige Monate zuvor angetreten hatte.«Blattens Gemeindepräsident lässt Bundesräte blass aussehen», titelte CH Media.

«Wir planten im Gemeinderat eine neue Leitungsführung», erinnert sich Bellwald nun in einem grossen Interview mit dem Walliser Boten. «Gekommen ist es ganz anders. Jetzt ist der Wiederaufbau unsere Aufgabe. Es ist die sinnvollste Arbeit, die wir bisher in unserem Leben machten», sagt Bellwald.

«Es ist längst nicht alles kaputt»

Aufgeben sei kein Thema, bekräftigt Bellwald dann auch im Interview. «Es ist längst nicht alles kaputt.» Sogar im Dorf selber gebe es intakte Stellen und Wohnhäuser. «Diese Woche haben wir die erste Brücke freigelegt.» Eine Notstrasse existiert.

Ab Frühling oder Sommer 2026 sollen erste Weiler wieder bewohnbar sein, ab 2029/30 der Dorfkern. Wo dieser genau sein wird, werde noch abgeklärt. «Das Ziel ist, dass alle, die zurück ins Dorf wollen, im Dorf wieder eine Wohnung oder ein Haus bauen können.»

Begeistert zeigt sich der Gemeindepräsident von der Solidarität, die Blatten erfuhr. «Ich habe manchmal das Gefühl, die ganze Schweiz ist Blatten. Es ist einfach überwältigend und wir sind sehr dankbar», so Bellwald gegenüber dem Walliser Boten.

«Das ist sehr despektierlich»

Weniger Freude hat Bellwald an der Diskussion, ob in risikoreichen Berggebieten überhaupt noch gebaut werden dürfe. «Wenn unsere Berechtigung infrage gestellt wird, dann ist das sehr despektierlich. Alle Menschen auf der Welt sollen dort wohnen, wo sie wohnen wollen.»

Die Katastrophe zu verarbeiten sei «wie der Tod eines geliebten Menschen»: «Wir haben Hochs und Tiefs, etwa wenn man die Bilder der schwimmenden Häuser sieht oder ein Erinnerungsstück zurückerhält.» Die Menschen hätten aber «im Exil eine Tagesnormalität gefunden». Die Blattnerinnen und Blattner seien stark. «Sie wollen vorwärtsgehen.»

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