Gegner räumt Niederlage ein
Proeuropäer Nicusor Dan gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien

Der proeuropäische Politiker Nicusor Dan wird neuer Staatspräsident Rumäniens. Nach Auszählung der Stimmen in knapp 99 Prozent der Wahllokale lag er uneinholbar vor dem Rechtspopulisten George Simion, wie aus Angaben der Wahlbehörde in Bukarest hervorging.
Publiziert: 18.05.2025 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 05:29 Uhr
Der rumänische Präsidentschaftskandidat Nicusor Dan spricht nach Schliessung der Wahllokale in Bukarest.
Foto: Andreea Alexandru
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Nicusor Dan (55) lag nach Auszählung der Stimmen fast aller Wahllokale bei rund 54 Prozent, Simion bei rund 46 Prozent. Am späten Abend gestand Simion seine Niederlage nach langem Zögern ein.

«Wir leben in einer Zeit der Hoffnung. Aber bitte haben Sie Geduld für die kommende Zeit. Es wird eine schwierige Zeit sein, die notwendig ist, um die Wirtschaft, diese Wirtschaft, ins Gleichgewicht zu bringen, um die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Bitte haben Sie dafür Geduld», sagte Dan am Wahlabend. «Lassen Sie uns den heutigen Abend und den morgigen Tag gemeinsam geniessen und mit dem Wiederaufbau Rumäniens beginnen», fügte er hinzu.

Glückwünsche für Dan aus Kiew, Brüssel und Chisinau

Der ukrainische Präsident Selenski gratulierte Dan zu seinem «historischen Sieg», wie er auf der Kurznachrichten-Plattform X schrieb. «Wir werden immer einen hohen Respekt für Rumänien und seine Menschen haben, insbesondere angesichts der Hilfe, die wir während der schwersten Zeit unserer Geschichte bekommen haben», fügte er hinzu. Rumänien unterstützt das vom russischen Angriffskrieg heimgesuchte Nachbarland Ukraine vor allem in der Logistik und bietet sich als Transportweg an.

EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen schrieb bei X, die Rumänen hätten mit der Entscheidung für Dan «das Versprechen eines offenen, wohlhabenden Rumänien in einem starken Europa gewählt». Frankreichs Präsident Macron rief seinen künftigen neuen Kollegen in Bukarest an, wie er bei X mitteilte. Die Rumänen hätten «trotz zahlreicher Manipulationsversuche (...) den Weg der Demokratie» gewählt.

Simion erklärte sich zunächst ebenfalls zum Sieger

Der unterlegene Rechtspopulist Simion hatte sich weit vor dem Ende der Auszählung und entgegen der Prognosen zum Sieger erklärt. «Wir sind die klaren Gewinner dieser Wahl. Wir beanspruchen diesen Sieg im Namen des rumänischen Volkes», sagte Simion vor laufenden TV-Kameras vor seinen Anhängern in Bukarest.

Mittlerweile hat Simion seine Niederlage gegenüber seinem Rivalen eingeräumt. «Ich möchte meinem Gegner, Nicusor Dan, gratulieren», sagte Simion in der Nacht zu Montag in einem im Onlinenetzwerk Facebook veröffentlichten Video. «Er hat die Wahl gewonnen, und das war der Wille des rumänischen Volkes.»

Bereits vor den Wahlen hatte Simion den Behörden Versuche des Wahlbetrugs unterstellt, ohne Beweise vorzulegen. Das Nachrichtenportal «g4media.ro» berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen bei Simions Partei AUR, dass dort Pläne zur Anfechtung der Wahl im Gange seien, sollte ihr Kandidat offiziell zum Verlierer erklärt werden.

Simion wollte Kremlfreund Georgescu zum Ministerpräsidenten ernennen

Simion bekräftigte am Wahlabend, dass er den Kremlfreund Calin Georgescu als neuen Ministerpräsidenten durchsetzen wolle. Georgescu war im November 2024 bei der später annullierten Präsidentenwahl auf Platz eins gekommen. 

Das Verfassungsgericht hatte diese Wahl wegen regelwidriger Wahlkampfmethoden und intransparenter Finanzierung annulliert und eine neue Kandidatur Georgescus verboten. Simion berief sich in seinem Wahlkampf auf seine guten Beziehungen zum nach wie vor in Rumänien beliebten Georgescu.

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