Geduld am Ende
90 Prozent der Bauarbeiter sind für einen Streik

Das Schweizer Baugewerbe steht vor einem harten Arbeitskampf. Fast 90 Prozent der Bauarbeiter haben sich in einer Umfrage für einen Streik ausgesprochen. Grund sind Uneinigkeiten bei den Verhandlungen zum neuen Landesmantelvertrag.
Publiziert: 10:21 Uhr
|
Aktualisiert: 11:03 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Fast 90 Prozent der Bauarbeiter haben sich in einer Umfrage für einen Streik ausgesprochen.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

- 20'000 Bauarbeiter an Streikabstimmung beteiligt
- 89,7 Prozent für Streik ausgesprochen
- 50 Stunden pro Woche als neue Arbeitszeit angedacht

Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
KEYSTONE-SDA_Quadrat_pos.jpg
Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Das Baugewerbe steuert laut Gewerkschaften auf einen harten Arbeitskampf zu. Trotz mehreren Verhandlungsrunden zum neuen Landesmantelvertrag sei keine Einigung in Sicht. Bei einer Befragung hätten sich fast 90 Prozent der Bauarbeiter für einen Streik ausgesprochen.

Die Geduld der Bauarbeiter sei am Ende, heisst es in der Mitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna vom Donnerstag. 20'000 Bauarbeiter hätten sich an einer landesweiten Streikabstimmung beteiligt. 89,7 Prozent von ihnen hätten sich für einen Streik ausgesprochen, wenn die Baumeisterspitze weiterhin familienfreundliche Arbeitszeiten verweigere. Protesttage würden bereits ab nächster Woche beginnen.

«Bis 50 Stunden pro Woche»

Die Baumeister legten einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) mit «massiven Verschlechterungen» vor, so die Gewerkschaften. Gehe es nach der Verbandsspitze des Baumeisterverbandes, sollen die Bauarbeiter künftig noch längere Arbeitstage haben – bei weniger Lohn: «bis 50 Stunden pro Woche, mehr als doppelt so viele Überstunden zu tieferer Entschädigung, Arbeit auf Abruf und Streichung des generellen Lohnzuschlags von 25 Prozent für Samstagsarbeit.» Zudem sollen langjährige Bauarbeiter über 55 Jahre schneller entlassen werden können, wie es weiter hiess.

An der vierten Verhandlungsrunde habe die Baumeisterspitze «noch eins draufgesetzt»: Für ausgelernte Bauarbeiter sollen die Mindestlöhne demnach während fünf Jahren nach Lehrabschluss um bis zu 25 Prozent unterschritten werden dürfen.

Tausende Maurer und Vorarbeiter fehlen

Doch ohne Verhandlungsbereitschaft der Baumeisterspitze und familienfreundlichere Arbeitszeiten verschärfe sich die Personalkrise der Branche. Es brauche auch eine Lösung bei der Reisezeit, die Arbeitsgesetz konform sei, so die Gewerkschaften. Doch der Baumeisterverband verweigere dies aktuell.

Laut den Gewerkschaften fehlen tausende Maurer und Vorarbeiter. Zudem verlasse jeder zweite Maurer im Verlauf der Karriere die Branche, viele davon bereits in den ersten Jahren nach der Lehre. Hauptgrund für die Personalkrise seien die langen Arbeitstage und das Fehlen familienfreundlicher Arbeitsmodelle. Bezahlte Pausen und die Entschädigung von Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle sind weitere Forderungen der Gewerkschaften.

Erste Protesttage geplant

Erste Protesttage sollen nächste Woche beginnen. So legen die Bauarbeiter im Tessin am 20. Oktober ihre Arbeit nieder. Weitere Regionen folgen in den Wochen danach: am 31. Oktober Bern und am 3. und 4. November die Romandie. Am 7. November komme es zu Protesttagen in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich und anderen Teilen der Deutschschweiz.

Der Landesmantelvertrag im Bauhauptgewerbe besteht seit dem 1. Januar 2023 und läuft Ende dieses Jahres aus. Er regelt die Löhne und Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeiter. Die Unia und die Syna verhandeln für die Bauarbeiter, die Baumeister für die Arbeitgeberseite.

Vertragsloser Zustand droht

Am Dienstag fand die vierte von fünf vereinbarten Verhandlungsrunden statt. Am 28. Oktober kommt es zur letzten geplanten Verhandlungsrunde. Der Baumeisterverband habe mehrere Vorschläge der Gewerkschaften abgelehnt, weitere Verhandlungstermine festzulegen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Falls sich die Verhandlungspartner bis Ende des Jahres nicht einigen können, gebe es ab 2026 einen vertragslosen Zustand.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen