Wer folgt auf Thierry Burkart als FDP-Chef?
Auch Favorit Damian Müller sagt ab

Nach dem Rücktritt von Thierry Burkart stellt sich die Frage: Wer folgt auf den Aargauer Ständerat an der Spitze der Freisinnigen? Die Übersicht.
Publiziert: 15.08.2025 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2025 um 11:55 Uhr
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Die Zürcherin Bettina Balmer ist neue Präsidentin der FDP-Frauen. Sie verzichtet auf eine Kandidatur als FDP-Chefin.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • FDP-Präsident Thierry Burkart tritt zurück, Nachfolge wird gesucht
  • Mehrere potenzielle Kandidaten erwägen eine Bewerbung für das Präsidium
  • Riniker, Wasserfallen, Caroni, Silberschmidt und Müller sagen ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Für viele kam die Nachricht überraschend: FDP-Präsident Thierry Burkart (49) gibt das Präsidium seiner Partei nach vier Jahren schon wieder ab. Wer tritt seine Nachfolge an und bestimmt damit den Kurs der Partei? Gerade beim Europadossier wird mit Spannung erwartet, wie sich die Freisinnigen engagieren.

Klar ist: Die Nachfolge wird wohl jemand übernehmen, der oder die im Bundeshaus politisiert. Blick sagt dir, wer infrage kommt und wer sich nun Gedanken macht.

Sie sagen ab

Damian Müller (40) wurde neben Silberschmidt als Favorit für das FDP-Präsidium gehandelt. 2015 zog er als jüngster Ständerat seit Jahren ins Stöckli ein. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören Migration, Gesundheits- und Verkehrspolitik. Der Luzerner zählt zu den Befürwortern der neuen EU-Verträge und setzt sich für die Erneuerbaren und das CO2-Gesetz ein. Damit positionierte er sich in zentralen Themen immer wieder anders als Burkart. Noch am Dienstag sagte er zu Blick: «Ich werde mir in den kommenden Tagen sorgfältig überlegen, ob ich für das Präsidium zur Verfügung stehe.» Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Im Interview mit «CH Media» sagt Müller ab. Er wolle kein Vollzeitpolitiker werden, sagt Müller zu der Zeitung.

Die Zürcher Nationalrätin Bettina Balmer (59) sitzt seit 2023 in der grossen Kammer und präsidiert seit März dieses Jahres die FDP-Frauen. Nun nimmt sie sich aus dem Rennen für die Burkart-Nachfolge. «Ich verzichte auf eine Kandidatur», sagt sie zu Blick. Die Partei verfüge über genügend andere fähige Leute. Sie habe sich mit dem Entscheid zwar schwergetan, da eine Kandidatur immer auch eine Chance sei. «Ich will mich aber auf meine Arbeit als Kinderchirurgin und Nationalrätin sowie mein Amt als FDP-Frauen-Präsidentin konzentrieren.» Letzteres hat sie dieses Jahr übernommen – und mit dem Thema Individualbesteuerung dürfte Balmer schon bald in einem heissen Abstimmungskampf gefordert sein.

Als Hoffnungsträger der Partei galt der FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (31). Im Interview mit «Tamedia» sagte der Zürcher allerdings acht Tage vor Ablauf der internen Nominierungsfrist ab. Zwar sei das Parteipräsidium eines der spannendsten Ämter, für seine akruelle Lebenssituation sei es aber zu früh. Silberschmidt ist kürzlich zum ersten Mal Papi geworden und hat mit einem Partner die Gastrokette Kaisin aufgebaut. Er schliesst es allerdings nicht aus, künftig «in den politischen Olymp» aufzusteigen.

Der Ausserrhoder FDP-Ständerat Andrea Caroni (45) hat sich aus dem Rennen genommen. Gegenüber den «CH Media»-Zeitungen nennt er seine Familie als Grund. Das Parteipräsidium fordere zeitlich sehr stark. «Man kann nicht zugleich Parteipräsident und kleinen Kindern ein guter Vater sein.» Zudem sei er aktuell Ständeratspräsident, was nicht mit dem Wahlkampf für das Parteipräsidium vereinbar sei.

Nach dem angekündigten Rücktritt von FDP-Chef Thierry Burkart wurde Maja Riniker (47) als potenzielle Nachfolgerin gehandelt. In einem Interview stellt sie nun klar: «Der Zeitpunkt stimmt für mich nicht.» Sie werde nicht als nächste Parteipräsidentin zur Verfügung stehen.

FDP-Energiepolitiker Christian Wasserfallen (43) sagte gegenüber «CH Media» ab: «Ich war Vizepräsident in der Ära Philipp Müller. Ich werde mich nicht um Thierry Burkarts Nachfolge bewerben.» Als Präsident der Findungskommission steht Beat Walti (56), der ehemalige Fraktionschef der Liberalen, nicht zur Verfügung, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Kommt jemand aus der Romandie? Nationalrat Philippe Nantermod (41, VS) wäre eine präsente Figur, hat sich allerdings aus dem Rennen genommen. Zusammen mit Johanna Gapany (36, FR) amtierte er bis 2024 als Vizepräsident der FDP.

Einen Tag vor Fristablauf zum Einreichen von Kandidaturen haben sich auch die Waadtländer Nationalrätin Jacqueline de Quattro (65), ihr Zürcher Ratskollege Hans-Peter Portmann (62) abgesagt.


Sie überlegen es sich

Gute Chancen kann sich auch Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (58, SG) ausrechnen. Sie hatte das FDP-Frauen-Präsidium vor Balmer inne. Für sie wäre das Timing also perfekt; erst im März hat sie das Amt abgegeben. Mit der Individualbesteuerung, die das Parlament in der laufenden Session beschlossen hat, konnte Vincenz-Stauffacher an Prestige gewinnen: Die FDP-Frauen haben das Projekt lanciert. Das Parteipräsidium sei ein ausgesprochen verantwortungsvolles und anspruchsvolles Amt, so Vincenz-Stauffacher zu Blick. «Ich werde mir gern die Zeit nehmen, zu prüfen, ob ich mich dafür bewerben will.»

Auch der Glarner Ständerat Benjamin Mühlemann (46) liebäugelt mit einer Kandidatur. Für die breite Öffentlichkeit ist er zwar ein unbeschriebenes Blatt, doch gerade damit könnte er unbelastet die Parteiführung übernehmen. Noch hat er sich nicht entschieden. «Ich werde in den nächsten Tagen noch viele Gespräche führen – es kann in beide Richtungen kippen», sagt er zu Blick. Bei einer allfälligen Kandidatur zeigt er sich für verschiedene Modelle offen: «Ich kann mir auch ein Co-Präsidium oder starkes Leitungsteam mit Vizepräsidien vorstellen.»

Auch ihm werden Chancen nachgesagt: Damien Cottier (50, NE) ist Fraktionspräsident der FDP und gilt als ambitioniert. Bei den Freisinnigen hat er die ganze Ochsentour gemacht: Er war einst Gemeinderat, dann im Neuenburger Kantonsparlament, später Kommunikationschef der FDP Schweiz und schliesslich persönlicher Mitarbeiter von Bundesrat Didier Burkhalter (65). Cottier gilt als eher linker Vertreter der FDP.

Das letzte Wort werden die Delegierten im Oktober haben. Am gleichen Datum werden die FDP-Mitglieder auch die Parole zu den neuen Abkommen mit der EU festlegen.

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