Thierry Burkart (49) will als Aargauer Ständerat künftig wieder ausschliesslich Sachpolitik betreiben und sich wieder mehr seinen professionellen Aktivitäten widmen. Der Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze der Partei sei gut. Denn die FDP sei heute klar positioniert, trete geschlossen auf und sei organisatorisch stark aufgestellt.
Burkart: «Es braucht die FDP mehr denn je. Ich freue mich auf die verbleibenden Monate und darauf, künftig wieder mehr Zeit für die parlamentarische Arbeit und den direkten Austausch mit der Bevölkerung in meinem Heimatkanton zu haben.»
«Ich habe mir den Entscheid nicht leicht gemacht»
Mit der frühzeitigen Rücktrittsankündigung per Oktober schaffe Burkart die Grundlage für eine geordnete Übergabe des Präsidiums in neue Hände, schreibt die FDP in einer Mitteilung. Die Findungskommission für seine Nachfolge wird durch die Konferenz der kantonalen Parteipräsidenten (PPK) gewählt. Der Parteivorstand der FDP Schweiz schlägt für die Leitung der Findungskommission den Zürcher Nationalrat Beat Walti (56) vor.
Der Rücktritt erfolgt damit nur zwei Jahre vor den nächsten nationalen Wahlen 2027. «Ich habe mir den Entscheid nicht leicht gemacht. Wenn ich den Zeitpunkt für ungünstig gehalten hätte, würde ich nicht abtreten», sagt er im Interview mit der «NZZ». «Aber ich habe das Präsidium der FDP auch zwei Jahre vor den Wahlen übernommen und erlebt, dass man in zwei Jahren viel bewegen kann. Es bleibt genügend Zeit für die Übergabe und die Einarbeitung.»
«Wir haben nicht nur Erfolge gehabt», gibt Burkart zu und erwähnt dabei die nationalen Wahlen vor zwei Jahren. Der Prozess sei nun aber aufgegleist. Ob er Fehler gemacht habe, überlasse er andernen. «Ich bin nicht perfekt.» Er habe aber auch viel Positives bewirken können. Besonders stolz sei er auf die klare Positionierung der Partei und die gestärkte Kommunikation.
«Die Wende zum Besseren nicht geschafft»
2023 erzielte die FDP bei den nationalen Wahlen das schlechteste Resultat seit der Gründung des Bundesstaats im Jahr 1848. Nur knapp konnte sie ihren Vorsprung auf die Mitte-Partei verteidigen. Wird es bei den kommenden Wahlen 2027 nicht besser, droht der Freisinn seinen zweiten Bundesratssitz zu verlieren.
«Die Wende zum Besseren nicht geschafft», kommentiert denn auch Politologe Claude Longchamp (68) auf dem Kurznachrichtendienst X.
Burkart ist seit 2019 Ständerat. Zuvor politisierte er vier Jahre lang im Nationalrat, und von 2001 bis 2015 im Aargauer Kantonsparlament. Dieses präsidierte er 2014, und von 2010 bis 2013 war er Präsident der FDP Aargau.