So erklärt sich der Gesundheitsminister
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Berset zum Grippe-Vergleich:So erklärt sich der Gesundheitsminister

Experten über die verharmlosende Formulierung des Gesundheitsministers
Warum Bersets Grippe-Vergleich problematisch ist

Für Geimpfte sei die Omikron-Variante «eher wie eine Grippe», hat Gesundheitsminister Alain Berset erklärt. Experten finden diese Aussage problematisch.
Publiziert: 14.01.2022 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2022 um 13:27 Uhr
Gesundheitsminister Alain Berset verglich Covid-19 bei Geimpften mit einer Grippe. Das sorgte für Irritation.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel Ballmer und Lea Hartmann

Es war ein Nebensatz, der aufhorchen liess. Eine Covid-Erkrankung löse bei Geimpften inzwischen «weniger Komplikationen aus und ist besser heilbar – etwa wie eine Erkältung oder eine Grippe», sagte Bundesrat Alain Berset (49) am Mittwoch im Westschweizer Radio RTS.

Inhaltlich sagte Berset damit nichts Neues. Dass die Omikron-Variante mildere Corona-Verläufe mit sich bringt, steht inzwischen fest. Dass der Gesundheitsminister Covid-19 mit einer Grippe vergleicht, ist allerdings bemerkenswert.

Bisher hatte sich die Regierung gegen solche Vergleiche stets verwahrt. Ja man kämpfte zwei Pandemiejahre lang mit Zahlen und Fakten gegen die Behauptung aus Skeptikerkreisen, dass Corona nichts anderes sei als eine gewöhnliche Grippe.

Experten stören sich an Grippevergleich

Bersets Aussage sorgt deshalb für Irritation. Experten halten sie hinter vorgehaltener Hand für sehr unglücklich. Schon Ex-Mister-Corona Daniel Koch hatte zu Beginn der Pandemie mit einem Grippevergleich für Unmut in der Wissenschaft gesorgt. Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) war damals vorgeworfen worden, es unterschätze die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht. Läuft nun auch der Bundesrat Gefahr, dies zu tun?

Berset versuchte die Aussage am Freitag ins rechte Licht zu rücken. «Die Aussage bedeutet nicht, dass jetzt alles vorbei ist!», sagte er an der Medienkonferenz nach einem Treffen mit den Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren. Er habe damit lediglich ausdrücken wollen, dass sich die Schweiz angesichts der hohen Immunitätsrate in der Bevölkerung möglicherweise auf der Schwelle von der Pandemie zur Endemie befinden könnte. Er betonte: «Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass für das Spitalwesen keine Gefahr mehr besteht und die Krise fertig ist. Überhaupt nicht. Diese Gefahr ist wirklich da.»

«Vergleich kann verharmlosend wirken»

Omikron ist für frisch Geboosterte tatsächlich meist nicht schwerwiegender als eine Grippe. Bei Ungeimpften aber sieht es anders aus. Eine Grippesaison und die Omikron-Welle unterscheiden sich zudem noch auf eine andere Art. Der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen sagt: «Die Ansteckungsrate ist sehr hoch und Omikron rast geradezu durch unser Land. Bei einer saisonalen Grippe ist die Krankheitslast mehr über die Zeit verteilt.»

Kommt hinzu: Die Daten zu Omikron sind noch immer unsicher. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Spitalzahlen doch noch deutlich ansteigen werden und es in systemrelevanten Betrieben wegen vieler Ausfälle zu Problemen kommt. «Der Grippevergleich ist schwierig, weil er etwas verharmlosend wirken kann», findet Steffen. «Man könnte daraus schliessen, dass wir im Moment auf Massnahmen wie Schutzmasken verzichten könnten.»

Dabei sei unvermeidlich, dass sich die Omikron-Variante weiter ihren Weg durch die Schweiz bahnen wird. «Das kann niemand verhindern», sagt Steffen. Dies sei in anderen Staaten nicht anders. Man könne einzig versuchen, die Ansteckungen zu dosieren, damit es nicht zu Überlastungen kommt. Das müsse der Bevölkerung klar aufgezeigt werden.

Ruf nach einer klaren Strategie

Vom Verzicht auf Massnahmen will denn auch der Bundesrat nichts wissen. Er schlägt den Kantonen vielmehr vor, die bestehenden Massnahmen bis Ende März zu verlängern. Und hat ihnen gleich noch eine breite Palette an weiteren möglichen Massnahmen zur Beurteilung vorgelegt – mit Lockerungen und Verschärfungen. Berset warnt: «Es stehen schwierige Wochen an.»

Welche Strategie der Bundesrat dabei einschlagen will, ist aus dem Sammelsurium an möglichen Massnahmen allerdings nicht zu erkennen. Daran stört sich auch der ehemalige Basler Kantonsarzt Steffen. «Ich würde mir wünschen, dass der Bundesrat klarer sagen würde, wie seine Strategie aussieht und welche Massnahmen zu welchem Zeitpunkt gegebenenfalls ergriffen werden sollen», sagt er zu Blick. «Über die wenige Kommunikation in den letzten Wochen habe ich etwas gestaunt.»

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