Entschuldigung und Richtigstellung gefordert
Streit um Gendersprache – Berner Amt kündigt Zeitschrift

Weil sich die «Schweizer Eisenbahn-Revue» kritisch zur Gendersprache geäussert hatte, forderte das Berner Amt für öffentlichen Verkehr eine Entschuldigung und kündigte schliesslich sein Abonnement. Die Redaktion stellt die Zuständigkeit für Sprachfragen infrage.
Publiziert: 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 17:48 Uhr
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Die gendergerechte Sprache sorgt immer wieder für Diskussionen. Beim Berner Amt für öffentlichen Verkehr scheint man da keinen Spass zu verstehen.
Foto: Imago

Darum gehts

  • Berner Amt kündigt Abo wegen Kritik an Gendersprache
  • Chefredakteur der «Schweizer Eisenbahn-Revue» äusserte sich kritisch zur Gendersprache
  • Amtsleiter forderte Entschuldigung und kündigte nach 60 Jahren das Abonnement
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Da scheint das Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons Bern keinen Spass zu verstehen. Weil sich der Chefredaktor der «Schweizer Eisenbahn-Revue» (SER) kritisch zur Gendersprache geäussert hatte, wurde die Fachzeitschrift von den Berner Beamten kurzerhand aufs Abstellgleis befördert.

«SER»-Verleger und Chefredaktor Walter von Andrian habe sich vorab über die Verständlichkeit der Sprache ausgelassen, die von der «politisch gepredigten, meist sinnlosen Aneinanderreihung von männlichen und weiblichen Formen» belastet werde, berichtet die Plattform J. Auch stellte von Andrian infrage, ob «Doppelpunktinnen» und «Sterninnen» den Frauen wirklich etwas nützten.

Amtsleiter fordert Entschuldigung und Richtigstellung

Beim Berner Amt für öffentlichen Verkehr sei das gar nicht gut angekommen. Amtsvorsteher Christian Aebi habe sich persönlich schriftlich bei der Redaktion beschwert: «Die sogenannte ‹fachliche Schreibweise› löst in mir Bilder einer männlichen ÖV-Welt aus, die ich nicht kenne und die ich als 60-jähriger Mann als diskriminierend empfinde.» Und weiter: «Ich bitte Sie deshalb, in der nächsten Ausgabe eine entsprechende Richtigstellung und eine Entschuldigung zu publizieren. Andernfalls müssen Sie leider auf unsere Mitarbeitenden als Lesende der ‹SER› verzichten», zitiert die Plattform J.

Ein paar Wochen später habe der Amtsleiter seine Drohung in die Tat umgesetzt. In einem weiteren Schreiben habe er das Abonnement im Namen des Amtes gekündigt. «Der ausschlaggebende Punkt war, dass sich die ‹SER› explizit dagegen ausgesprochen hat, weibliche Formen zu verwenden, und das bei einem Artikel über Lokomotivführerinnen bei den SBB», wird Aebi zitiert. «Es ist denkbar, dass zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein Abonnement gelöst wird, vorgesehen ist das aber nicht.»

Frage nach Zuständigkeit für Sprachfragen bleibt unbeantwortet

Für die Plattform J wirft das Vorgehen «Fragen zur Toleranz und zum Verständnis von Pressefreiheit im öffentlichen Dienst auf», wenn eine kantonale Behörde einer Fachzeitschrift kündigt, weil ihr der Sprachgebrauch einer Redaktion nicht passt.

Angriffslustig habe ‹SER›-Chefredaktor von Andrian reagiert: «Ich war sehr überrascht, dass sich ein kantonales Amt so verhält.» Und er doppelt nach: «Es stellt sich die Frage nach der Pressefreiheit sowie der Zuständigkeit des Amts für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination für Sprachfragen.»

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