Gender-Zoff in Schwyz
SVP will Frauen aus den Gesetzen streichen

Die junge SVP im Kanton Schwyz lanciert eine Initiative gegen gendergerechte Sprache. Mit Unterstützung von SVP-Präsident Marcel Dettling fordern sie, dass Frauen ganz aus amtlichen Texten verschwinden.
Publiziert: 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 15:26 Uhr
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Die heisse Debatte ums Gendern ist im Kanton Schwyz erneut entbrannt.
Foto: IMAGO/Christian Ohde

Darum gehts

  • Junge SVP Schwyz lanciert Initiative gegen gendergerechte Sprache im Kanton
  • Frauen sollen in Schwyzer Gesetzestexten künftig nicht mehr erwähnt werden
  • 2000 Unterschriften für die Initiative sind zusammengekommen
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Nastasja HofmannRedaktorin Politik

Nachdem die Stadt Zürich die Initiative «Tschüss Genderstern» 2024 ablehnte, schien die Debatte ums Sprachsternchen schweizweit zur Ruhe zu kommen. Doch die junge SVP im Kanton Schwyz entzünden den «Genderwahnsinn» erneut.

Es ist ein Streit darum, wie inklusiv unsere Sprache sein soll – und vor allem, wie wir das zum Ausdruck bringen dürfen. Verwaltungen und Universitäten setzen dafür vermehrt auf den Doppelpunkt oder das Sternchen. Die Idee dahinter: Frauen und nonbinäre Menschen sollen sich nicht wie beim generischen Maskulinum einfach mitgemeint fühlen, sondern aktiv in der Sprache abgebildet werden.

«Schwyz gendert nicht!»

Die JSVP des innerschweizer Urkantons will dem einen Riegel vorschieben. Sie wollen «dieser Entwicklung nicht einfach so zusehen». Deshalb lancierten sie die Initiative «für eine einfache und verständliche Sprache». Das Credo: Schwyz gendert nicht! Dazu lässt sich auch SVP-Parteipräsident und Nationalrat Marcel Dettling zitieren. «Die öffentlichen Texte im Kanton Schwyz müssen lesbar bleiben».

Die Initiative geht noch einen Schritt weiter: Frauen sollen in Schwyzer Gesetzestexten künftig gar nicht mehr erwähnt werden. «Im amtlichen Schriftenverkehr und in rechtsetzenden Erlassen ausschliesslich die maskuline Form» verwenden, heisst es im Initiativtext. Aktuell werden im Kanton, gestützt auf das Gleichstellungsgesetz zwischen Mann und Frau, geschlechtsneutrale Oberbegriffe bevorzugt. 

Die 2000 Unterschriften sind zusammengekommen. Einreichen will die JSVP Kanton Schwyz die Initiative nach den Sommerferien. Ein Abstimmungstermin ist deshalb noch nicht bekannt.

Der Auslöser der Initiative war laut dem «Boten» ein überparteilicher Vorstoss von zehn Frauen. Diese verlangten vor rund zwei Jahren, dass bei neuen Gesetzen stets die männliche und die weibliche Form genannt werden müssen. Von einem Genderstern war dabei nie die Rede. 

Was nützt gendern?

Laut SVP gehört gendern zum «woken Irrsinn» und verkompliziert unsere Texte und Sprache. Mit einem Blick auf die Wissenschaft sieht man aber, dass inklusive Sprache auch Vorteile bringen kann.

Eine Studie aus Europa zeigt: Wenn Leute das generische Maskulinum hören, denken sie seltener an Frauen – sogar weniger als bei neutralen Wörtern. Mit gendergerechter Sprache dagegen fallen Frauen viel öfter ins Bild. Mit ihren Ergebnissen ist die Studie nicht allein.

Der Schweizer Psycholinguist Pascal Gygax fand in seiner Forschung heraus, dass wir beim Lesen eines männlichen Begriffs eher an Männer denken. Für Studienautor Gygax macht eine rein männliche Sprache viele Menschen unsichtbar. Sie beeinflusst auch, wie Kinder sich ihre späteren Berufe vorstellen.

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