Eklat in Berner Gemeinde
SVP-Präsident wird aus eigener Partei rassistisch angegriffen

Der Präsident der SVP Ittigen tritt zurück und verlässt die Partei, nachdem seine Ehefrau und Kinder in der eigenen Partei wiederholt rassistisch angegriffen wurden. Die SVP Kanton Bern plant nun den Ausschluss des verantwortlichen Vorstandsmitglieds.
Publiziert: 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 13:18 Uhr
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Der Präsident der SVP Ittigen BE tritt zurück. Im Vorstand wurde seine Familie wiederholt rassistisch angegangen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SVP-Präsident tritt nach rassistischen Äusserungen eines Vorstandsmitglieds zurück
  • Rassistische Kommentare gegen Springs Familie, SVP-Kantonalpartei plant den Ausschluss
  • Täter Tomman kandidierte 2023 erfolglos für den Nationalrat auf Liste der Bewegung Aufrecht Bern
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

In Ittigen BE steckt die SVP in einem waschechten Skandal: Ein Vorstandsmitglied deckte den örtlichen Parteipräsidenten David Spring wiederholt mit rassistischen Äusserungen gegen seine Familie ein. Dieser hat nun genug.

Wie die «Berner Zeitung» berichtet, informierte Spring die Parteimitglieder letzte Woche per E-Mail über seinen sofortigen Rücktritt als Präsident, den Rückzug seiner Grossratskandidatur und seinen vollständigen Austritt aus der SVP. Die kantonale Sektion will derweil den Täter loswerden.

N-Wort gegen Ehefrau und Kinder

«Rassistische Äusserungen sind für mich mit den Grundwerten unserer Partei – Respekt, Anstand und Verantwortung – unvereinbar», schreibt Spring in seinem Mail. Seine Partnerin stammt aus Afrika, das Paar hat zwei Kinder.

Laut Zeugen soll Mitglied Georg Tomman in Vorstandssitzungen gegenüber Spring extrem rassistische Äusserungen getätigt haben. So habe er etwa gesagt, dass Menschen aus Afrika zwangsweise sterilisiert werden sollten und dass der SVP-Präsident wegen seiner Partnerin kein «echter Schweizer» sei. Dabei habe Tomman auch das N-Wort verwendet.

Täter Tomman sass ein Jahr lang auch im Ittiger Gemeinderat. Anfang 2024 rückte er für einen zurücktretenden SVP-Kollegen nach – im November wurde er bereits wieder abgewählt.

Seit Tommans Abwahl ist die SVP nicht mehr im siebenköpfigen Gremium vertreten. Laut der «Berner Zeitung» ist man dort nicht unglücklich darüber: So müssten keine zeitraubenden Diskussionen über Themen wie Bevölkerungsaustausch oder Remigration mehr geführt werden.

Täter auch für die SVP zu extrem

2023 kandidierte Tomman zudem erfolglos für den Nationalrat – damals noch auf der Liste der Bewegung Aufrecht Bern. Auf deren Website nennt er neben Lesen und Tennis auch «Schwurbeln» als Hobby.

Tomman passe nicht zur Partei, sagen anonyme Mitglieder der SVP Ittigen zur «Berner Zeitung». Er sei kein Demokrat und betreibe keine Politik zum Wohl der Gemeinde. Der Sitzverlust im Gemeinderat sei daher auch auf Tomman und dessen Extremismus zurückzuführen.

Nach dem Rücktrittsknall in der Berner Gemeinde hat sich auch die kantonale SVP eingeschaltet. «Es handelt sich um einen klaren Fall von parteischädigendem Verhalten. Dies ist gemäss Statuten ein Ausschlussgrund», sagt Aliki Panayides, Geschäftsführerin der Berner SVP. Sie betont, dass Tomman mit seinem Verhalten nicht die Werte der Partei vertrete.

Partei entscheidet bald über Rauswurf

Mitte November will die SVP Ittigen über Tommans Parteiausschluss entscheiden. Dabei soll ihm auch rechtliches Gehör gewährt werden. Auf Anfrage der «Berner Zeitung» wollte sich Tomman jedoch nicht zu den Vorwürfen äussern.

Die Vorfälle haben die SVP Ittigen in eine Führungskrise gestürzt. Panayides bedauert Springs Rücktritt und räumt ein, dass die Partei in einigen Gemeinden mit Nachwuchsproblemen kämpfe.

Auch der zurückgetretene SVP-Präsident Spring will das Geschehene nicht weiter kommentieren. Die Kantonalpartei bedauere seinen Abgang, so Panayides. Bisher sei es nicht gelungen, ihn umzustimmen. Eine Nachfolge fehle aktuell ebenfalls. «Wie viele Parteien kämpfen auch wir in einigen Gemeinden mit Nachwuchsschwierigkeiten und einer dünnen Personaldecke», sagt die SVP-Geschäftsführerin.

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