Darum gehts
- F-35-Debakel: Hochrangige VBS-Mitarbeiter verlassen den Bund
- Ehemalige Verantwortliche wechseln zu lukrativen Positionen in der Privatwirtschaft
- Luftwaffenchef Peter Merz erhält bei Skyguide über 550'000 Franken pro Jahr
Die Schmerzgrenze liegt bei sechs Milliarden Franken: Das wurde dem Schweizer Stimmvolk versprochen, als es im September 2020 über neue Kampfjets abgestimmt hat. Nun soll der Preis für die F-35-Kampfjets aber deutlich höher werden – um bis zu 1,3 Milliarden Franken. Während der Bund nach wie vor von einem Fixpreis ausgeht, sprechen die USA von einem «Missverständnis».
Lüchinger sondiert in Washington
Noch ist es unklar, wie es weitergeht. Der Bundesrat hat mitgeteilt, dass er sich um eine diplomatische Bemühung mit Washington bemüht. Denn Bern hat den F-35-Vertrag direkt mit der US-Regierung abgeschlossen – es gibt weder ein Gericht noch eine Schlichtungsstelle, an die man sich wenden könnte.
Der Schweizer USA-Sondergesandte, Botschafter Gabriel Lüchinger (48), spielt nun eine Schlüsselrolle. Er muss mit den USA über die Zukunft des F-35 verhandeln. Lüchinger war hierzu letzte Woche in Washington.
Sie kassieren – und machen sich aus dem Staub
Für das F-35-Debakel tragen verschiedene Köpfe die Verantwortung. Allen voran hochrangige Mitarbeiter, die das VBS verlassen haben oder bald verlassen werden:
- Viola Amherd (63): Die ehemalige VBS-Vorsteherin hatte am 28. März ihren letzten Arbeitstag als Bundesrätin. Sie trägt die politische Verantwortung für den F-35-Schlamassel. Als Bundesrätin kassierte sie jährlich über 500'000 Franken.
- Thomas Süssli (58): Der Chef der Armee kommt in der Lohnklasse 38 auf ein Salär von über 400’000 Franken – nur die Bundesräte verdienen mehr als er. Süssli verlässt die Armee Ende Dezember. Für 2026 plant er eine mehrmonatige Auszeit: «Ich möchte verschiedene Start-up-Ökosysteme auf der Welt besuchen und besser verstehen, wie sich die Technologie entwickelt», sagt Süssli gegenüber SRF.
- Peter Merz (57): Der Luftwaffenchef kommt in der Lohnklasse 35 auf jährlich rund 300’000 Franken. Er verlässt das die Armee auf Ende September und wird zum 1. November CEO der staatlichen Flugsicherung Skyguide. Dort kassiert er künftig über 550’000 Franken pro Jahr.
- Darko Savic: Der Rüstungsmanager war seit 2009 beim Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) tätig und verantwortete dort wichtige Projekte im Bereich der Luftverteidigung. In der Lohnklasse 30 kassierte er jährlich über 216’000 Franken. Savic verliess Armasuisse Ende April 2025 und arbeitet nun bei der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans. Dort dürfte er mehr verdienen.
- Peter Winter: Der langjährige Vizedirektor von Armasuisse hat den F-35-Vertrag mit den angeblichen Fixpreisen unterschrieben. Inzwischen leitet er das Armasuisse-Büro in Washington. Dort kassiert er in der Lohnklasse 29 jährlich über 200’000 Franken; hinzu kommen Zuschüsse für die Wohnung und Lebenshaltung.
- Martin Sonderegger (66): Der ehemalige Rüstungschef wurde August 2023 pensioniert – damals verdiente er über 300'000 Franken.
Hinzu kommen F-35-Lobbyisten, die für viel Geld den Vertrag mit der US-Regierung durchboxten, etwa Hans-Jürg Käser, Jürg Kürsener oder Andreas Bantel. Die Kommunikation mit dem Flugzeughersteller Lockheed Martin läuft inzwischen über Urs Grob – auch er schweigt eisern zu den aktuellen Schwierigkeiten.