Darum gehts
- Schweiz soll Ernährungstest nach australischem Vorbild bekommen
- Tool soll persönliches Feedback zum Essverhalten geben und Tipps liefern, Bund finanziert Projekt der Berner Fachhochschule mit
- In Sachen Ernährung mischt der Bund in vielen Bereichen mit
Fleisch oder Früchte? Pasta, Pommes frites oder Peperoni? Und wie viel davon ist gut für mich? In Australien weiss man das nach einer Viertelstunde. Wer dort den «Gesundes Essen»-Test macht, klickt sich durch detaillierte Fragen – und bekommt dann mitgeteilt, wie gesund die eigene Ernährung ist. Im roten Bereich? «Deine Ernährung muss besser werden.» Grün? «Hervorragend.»
Auch in der Schweiz mischen die Behörden mit, wenn es ums Essen geht – mit Kampagnen, Leitfäden, Empfehlungen. Und jetzt kommt die nächste Stufe: der staatlich geförderte Ernährungstest! Jede und jeder soll persönlich erfahren, wie gesund das eigene Essverhalten ist – und wo es hapert. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) steckt Steuergeld in ein Projekt der Berner Fachhochschule, das ein Tool nach australischem Vorbild entwickelt.
«Direkt Feedback zum Essverhalten»
Das BLV bestätigt auf Anfrage entsprechende Informationen. Die staatliche Mitfinanzierung begründet es mit dem grossen Potenzial eines «Swiss Eating Quiz» (auf Deutsch: «Schweizer Ernährungstest»). Eine Sprecherin erklärt: «Mit dem Tool erhalten die Teilnehmenden direkt Feedback zum eigenen Essverhalten sowie Tipps für Verbesserungen.» Dies sei «bei herkömmlichen Ernährungserhebungen nicht zeitnah möglich».
Die gesammelten Daten sollen laut BLV auch wissenschaftlichen Nutzen haben. So könnten «wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die wiederum für Massnahmen zuhanden einer gesunden Ernährung verwendet werden können». Konkret? Man erhofft sich etwa Informationen «zur Essfrequenz als Ergänzung zu den bisherigen Ernährungserhebungen».
Die Australier sind das Vorbild
Die Rückmeldungen basieren auf den neuesten Schweizer Ernährungsempfehlungen. Die Teilnahme ist freiwillig, die Daten werden anonym erfasst. Nur wer zustimmt, erlaubt ihre Nutzung für Forschungszwecke. Vorbild ist das australische Tool: Die Berner Fachhochschule arbeitet laut Bundesamt eng mit den Entwicklern des «Healthy Eating Quiz» zusammen. Basis der Schweizer Version ist ein bereits entwickelter Fragebogen, mit dem die Ernährungsgewohnheiten in der Schweiz wissenschaftlich erfasst werden.
Man wolle «auf spielerische Weise das Wissen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung vermitteln», so das BLV weiter. «Für die Teilnehmenden ist das Tool sehr einfach und schnell zu bedienen.» Es werde frei von Werbung oder marktwirtschaftlichen Interessen betrieben werden.
Langfristig könnte das Ganze auch in Präventionsprogramme eingebaut werden. Geplant sei, dass das von der Fachhochschule betriebene «Basistool» weiterentwickelt werden könne, um etwa auch Aspekte der Nachhaltigkeit einzubeziehen.
Wie stark soll sich der Staat einmischen?
Das Staatsengagement für eine gesunde Ernährung stösst regelmässig auf Kritik. Zumal es auf dem Markt auch zahlreiche Angebote von Privaten und Non-Profit-Organisationen dafür gibt, bis hin zu kostenlosen Apps.
Was erst kürzlich für Aufregung sorgte: Der Bund will rein vegetarische Ernährung an Schulen und Mittagstischen fördern. SVP-Nationalrat Mike Egger (33) warnte gegenüber Blick vor einer «Instrumentalisierung der Jüngsten für einen ideologischen Ernährungsumbau».
Ende Oktober präsentierte das BLV zudem ein überarbeitetes Modell: Der «ausgewogene Teller» soll zeigen, wie eine gesunde Mahlzeit zusammengesetzt ist. Die «NZZ» spottete über «Väterchen Staat als Ernährungsberater». Das Ganze möge «für viele nicht mehr als ein fades Süppchen mit paternalistischem Beigeschmack sein».
In Bern heisst es, die «Förderung einer gesunden Ernährung mit sicheren Lebensmitteln» gehöre zum Auftrag des Bundes. Tatsächlich ist das BLV in diesem Bereich auch sonst umtriebig: So gibt es neben den Richtlinien für Lebensmittelproduzenten auch noch diverse weitere Leitfäden oder den freiwilligen «Nutri-Score». Und bald also einen staatlich alimentierten Test, der uns sagt, wie gesund wir essen. Wie viel das Projekt kostet, ist noch nicht publik.