Aus von Brustkrebs-Screenings – prominente Betroffene sind empört
«Eine Erkrankung ist definitiv teurer als die Prävention»

Schaffhausen legt aus Kostengründen die Brustkrebsvorsorge auf Eis. Mitte-Politikerin Béatrice Wertli und Bettina Pape, Partnerin von Stefan Angehrn, kritisieren den Entscheid.
Publiziert: 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 20:13 Uhr
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In vielen Kantonen gibt es Screening-Programme zur Früherkennung von Brustkrebs.
Foto: gorodenkoff

Darum gehts

  • Brustkrebs-Screening: Wichtige Präventionsmassnahme, aber Zukunft in einigen Kantonen ungewiss
  • Betroffene betonen Bedeutung der Früherkennung für Gesundheit und Kosteneinsparung
  • Jährlich erkranken rund 6500 Frauen in der Schweiz an Brustkrebs
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Sara BelgeriRedaktorin

In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 6500 Frauen an Brustkrebs. Eine von ihnen ist Bettina Pape (62). Die Ernährungsberaterin und langjährige Lebenspartnerin von Box-Legende Stefan Angehrn bekam im April letzten Jahres die Diagnose. «Ich hatte Glück», sagt sie, «der Krebs wurde früh entdeckt, der Tumor war erst 1,9 cm gross und hatte drei Lymphknoten befallen.» Heute gilt sie als geheilt.

Je früher der Brustkrebs erkannt wird, desto einfacher lässt er sich behandeln. Deshalb führen 15 Kantone Programme für die Früherkennung. Bei diesem werden Frauen ab 50 Jahren alle zwei Jahre zu einer Mammografie – also einer Röntgenuntersuchung der Brust – eingeladen.

Schaffhausen pausiert Einführung

Während in Zürich und in der Innerschweiz keine solchen Früherkennungsprogramme bestehen, ist die Einführung in den Kantonen Aargau, Luzern, Basel-Land und Glarus geplant.

Auch Schaffhausen hätte ein solches Brustkrebs-Screening einführen wollen. Wegen des neuen Ärztetarifs Tardoc, der ab nächstem Jahr gilt, wurde die Einführung jedoch pausiert. Denn: Bis auf den Selbstbehalt übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Mammografie. Mit dem neuen Tarifsystem dürfte die Beteiligung jedoch um 60 Prozent sinken.

Auch die Berner Mitte-Politikerin Béatrice Wertli (49) erhielt letzten Sommer die Diagnose Brustkrebs. Sie ging damit an die Öffentlichkeit, mitten im Wahlkampf um einen Sitz in der Berner Stadtregierung. Sie sagt: «Ich wollte mit meiner Kommunikation gegen das Stigma kämpfen, denn Krebs kann jeden Menschen treffen.» Den Wahlkampf hat Wertli zwar nicht gewonnen, dafür aber den Kampf gegen den Krebs. Seit April ist sie in Remission – die Behandlungen gegen den Brustkrebs wurden erfolgreich abgeschlossen.

Früherkennung spart Leid und Geld

Mit Blick auf das geplante Aus des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms im Kanton Schaffhausen warnt Béatrice Wertli: «Das Screening gehört zu den wirksamsten Vorsorgemassnahmen, weshalb es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, darauf zu verzichten.» Es sei ein zentraler Pfeiler der Prävention. Wenn man diesen absäge, erschwere man die Früherkennung von Krebs erheblich. Und: «Je verbreiteter die Screenings sind, desto normaler wird es, sie zu machen.» Zu den Kosten meint Wertli: «Eine Erkrankung ist definitiv teurer als die Prävention.»

Auch die Betroffene Bettina Pape unterstreicht die Bedeutung der Vorsorge: «Ich finde es enorm wichtig, in Prävention zu investieren.» Denn, so erklärt sie weiter: «Eine Erkrankung bedeutet nicht nur eine enorme Belastung für Betroffene und ihre Familien, sondern verursacht auch deutlich höhere Kosten für das Gesundheitssystem und die Krankenkassen. Wird der Krebs früh erkannt, kann man viel Leid, Aufwand und Geld sparen – für alle Beteiligten.»

Nationaler Krebsplan ab 2026?

Ein wichtiger Pfeiler der Prävention wäre auch die rasche Umsetzung des nationalen Krebsplans, sagt Mitte-Politikerin Wertli. Der Bundesrat soll voraussichtlich im Sommer 2026 einen solchen verabschieden. Gut möglich, dass die kantonalen Programme dann harmonisiert werden.

Stand jetzt übernimmt der Bund jedoch die anfallenden Kosten der Brustkrebs-Screenings nicht. Gegenüber den CH-Media-Zeitungen sagte das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Es existieren auf Bundesebene keine Rechtsgrundlagen für die Finanzierung von nationalen Früherkennungsprogrammen.» Die Kantone seien zuständig, «da nur in diesem Rahmen eine hohe Qualität der Untersuchungen gesichert werden kann».

Im Kanton Glarus steht die Einführung des geplanten Screening-Programms nun auf der Kippe. Aargau, Luzern und Basel-Landschaft wollen jedoch an der Einführung der Brustkrebs-Vorsorgeprogramme festhalten.

Die Schaffhauser SP hat am Mittwoch eine Petition gegen den Stopp des Früherkennungs-Programms lanciert. «Die Krankenkassen und der Kanton wollen bei der Gesundheit der Frauen sparen. Den Preis dafür zahlen die Betroffenen von Brustkrebs. Das ist ein Skandal!», schreibt die Partei. Bis gestern haben die Online-Petition knapp 9000 Menschen unterzeichnet.

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