Darum gehts
- Aargauer Gemeinden verbieten Schottergärten
- Schottergärten schränken Bodenfunktionen ein und bieten keinen Lebensraum für Tiere
- Zwischen 2018 und 2021 nahm die Schottergartenfläche schweizweit um 21 Prozent zu
«Gärten des Grauens» nennt der deutsche Biologe Ulf Soltau die Kieswüsten vor der Haustüre. Er sammelt Bilder davon auf einem Instagram-Account mit über 95'000 Followern. «Gartensatire» sei das.
Gegen das graue Grauen wollen nun rund 30 Aargauer Gemeinden durchgreifen, wie die Aargauer Zeitung schreibt. In fünf Gemeinden ist ein Verbot bereits in Kraft – und in 28 weiteren Gemeinden ist ein Verbot von reinen Schottergärten vorgesehen.
Kantonsparlament hat Nein gesagt
Eigentlich haben der Aargauer Regierungsrat und eine Mehrheit des Grossen Rates Nein zu einem Verbot gesagt. Vor einer Woche hat es das Parlament ausserdem abgelehnt, dass der Kanton Gemeinden und Bevölkerung zum Thema sensibilisiert, wie es einige Grossräte in einem Vorstoss verlangt hatten.
Die Gemeinden haben es allerdings selbst in der Hand, ein Verbot in der kommunalen Bau- und Nutzungsordnung (BNO) festzuschreiben. Diese wird nur rund alle zwanzig Jahre revidiert – vielerorts ist das derzeit der Fall. In wenigen Jahren werden also über 30 Gemeinden ein Verbot umgesetzt haben.
Vergangenes Jahr hat Solothurn als erster Kanton Steingärten den Garaus gemacht. Es ist nicht mehr erlaubt, neue Steingärten anzulegen – ausser, sie sind mit Grünzeug durchzogen. Das Verbot ist seit dem 1. Oktober 2024 in Kraft.
Steingärten breiten sich aus
Anderswo werden die Kieswüsten immer beliebter. Zwischen 2018 und 2021 hat die Schottergartenfläche schweizweit um 21 Prozent zugenommen, wie ein Bericht des Bundes zeigt. Vor allem in Agglomerationen und ländlichen Regionen stossen die Steingärten auf Gefallen. Dabei dürfte es sich nicht immer um eine ästhetische Vorliebe handeln. Schotterflächen werden wohl auch deshalb gern angelegt, weil sie weniger Unterhalt benötigen.
Vielerorts werden die Steingärten mit Verweis auf die Biodiversität und der Umwelt verboten. Auch der Bundesrat hat sich schon mit dem Umweltsünder Schottergarten befasst. In einem Bericht listet er auf, was die «Gärten des Grauens» so grauenhaft macht.
Wenn sich unter dem Kies oder Schotter eine Trennschicht zum Beispiel aus Vlies oder Plastik befindet, werden die natürlichen Funktionen des Bodens eingeschränkt. Die fehlende Bodenbelüftung wirkt sich auch negativ auf Regenwürmer und Pilze aus.
Ein Schottergarten wird im Sommer zudem zur Hitzeinsel. Die brennende Sonne kann die Steinwüste auf bis zu 50 Grad erhitzen – womit sie ihrem Namen alle Ehre macht.