Es sind Preise, die selbst im teuren Zürich aufhorchen lassen. Zumindest bei dieser Bauherrschaft. Die reformierte Kirche Zürich baut im Zürcher Quartier Hottingen ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen. 4345 bis 4695 Franken Miete verlangt sie für die drei 4,5-Zimmer-Wohnungen mit jeweils 103 Quadratmetern. Für die drei 2,5-Zimmer-Wohnungen mit 50 Quadratmetern sind es 2400 bis 2650 Franken inklusive Nebenkosten.
Soziales Versprechen
Erstaunlich sind die Preise vor allem vor dem Hintergrund der kircheneigenen Wohnpolitik. Die reformierte Kirchgemeinde Zürich besitzt in der Stadt rund 300 Wohnungen. In ihrem Mietreglement heisst es: «Die Wohnungen der Kirchgemeinde Zürich leisten einen Beitrag zu einer sozial vielseitig zusammengesetzten Bewohnerschaft der Stadt und ihrer Quartiere.»
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Auch beim Bauprojekt in Hottingen wolle sie diesem Grundsatz Rechnung tragen, versprach die Kirche vor einem Jahr, wie Recherchen des Beobachters zeigen. Es werde «Mieten im mittleren Preissegment ergeben», sagte ihr Sprecher damals gegenüber dem reformierten Onlineportal Ref.ch. Man habe das Bauprojekt extra so ausgestaltet, dass es sich wirtschaftlich trage, «aber auch etwas für das soziale Gleichgewicht in der Stadt tut».
Die teuersten Wohnungen im Quartier
Der Mieterverband Zürich zeigt sich gegenüber dem Beobachter irritiert. Mit einem Quadratmeterpreis von 39 bis 48 Franken gehörten die Wohnungen zu den teuersten 10 Prozent im Quartier, selbst im hochpreisigen Hottingen, sagt Sprecher Walter Angst. Er bezieht sich dabei auf die Mietpreiserhebung der Stadt Zürich von 2024. Auch wenn es sich um einen Neubau handle – «hier von Mieten im mittleren Preissegment zu sprechen, ist sicher nicht angebracht».
Die Kirche betont, dass sie wie bei all ihren Wohnungen auch in Hottingen das Kostenmietmodell anwende. Das heisst: Abgesehen von Rückstellungen für künftige Renovierungen decken die Mieteinnahmen nur die Kosten für Land und Bau. Allerdings stellt sich dann die Frage, warum die Kirche so teuer baut.
Rekurs verteuerte Bau
Die Kirche verweist gegenüber dem Beobachter auf die schwierige Hanglage des Grundstücks, die klimafreundliche Holzbauweise und dass hier nur ein kleines Mehrfamilienhaus möglich gewesen sei, was kaum Skaleneffekte ergebe. Ausserdem habe ein Rekurs den Bau verzögert und damit verteuert. Bauen sei in Zürich grundsätzlich teuer. Leicht zerknirscht räumt die Kirche aber ein: «Aus all diesen Gründen liegt die Miete für diesen Neubau nun im mittleren bis oberen Segment.»