Donat Hofer für SRF auf Achse
«Danach kamen mir die Tränen»

In der SRF-Sommerserie «Reporter Spezial – Donat auf Achse» reist Reporter Donat Hofer in einem Oldtimer durch die Schweiz. In der achtteiligen Serie trifft er Menschen mitten im Leben.
Publiziert: 06.08.2025 um 18:35 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
Das VW-Büssli aus Staffel 1 ersetzte Donat Hofer (38) durch einen Volvo.
Foto: SRF

Darum gehts

  • Donat Hofer über spontane Begegnungen und berührende Geschichten in SRF-Serie
  • Themen reichen von Swinger-Paaren bis zu Menschen mit Beeinträchtigungen
  • Acht Folgen der Serie zeigen vielfältige Lebensrealitäten in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
TELE, Interview: Miriam Zollinger

SRF-Reporter Donat Hofer (38) reist wieder durchs Land und trifft Menschen mitten im Moment. Oft ungeplant, stets unverfälscht und berührend.

Tele: Das Wichtigste zuerst: Was ist mit dem VW-Büssli vom letzten Jahr passiert?!
Donat Hofer (lacht): Nur die Wahrheit, oder? Wir hatten so viel Liebe für den alten Brummi! Hauptargument, wieso wir ihn aussortiert haben, war das Tempo. Bergauf kamen wir mit 20 km/h hoch, und es wird schlicht zu teuer, wenn man so langsam ist. Einziges Kriterium bei der Suche nach einem neuen Gefährt mit Charakter: gelbe Farbe. Ein Oldtimer mit Jöh-Effekt. Ja, ein Herzöffner bei den Leuten, die ich spontan anspreche – und hoffentlich genauso beim Publikum. Vielleicht hilft da auch das Berner Nummernschild, wer weiss.

Und dass Sie wie ein guter, alter Kumpel wirken.
Mag sein. Es ist faszinierend, wie offen die Leute sind und ohne grossen Prolog ihre Geschichte erzählen.

Sie haben keine Taktik, wie Sie vorgehen bei den Zufallsbegegnungen, richtig?
Es ist vor allem Intuition, tschädere laa! Das Pärchen etwa, bei dem er Schafe schöppelet, sie zuschaut und erst nicht mit mir reden will, es dann aber doch tut und eine mega berührende Geschichte entsteht. Marianne ist 24 Jahre älter als Kurt und wünscht ihm eine Jüngere, damit er nicht allein ist, wenn sie stirbt. Oder dann der Bauer und seine Eltern ... Wir sahen die heruntergestürzten Felsen nahe beim Haus und hielten an. Vater Herzinfarkt, Mutter an Stöcken, ein bedrückender Besuch.

Ein Artikel aus «Tele»

Das ist ein Beitrag aus «Tele». Das Fernsehmagazin der Schweiz taucht für dich nach den TV- und Streamingperlen.

Das ist ein Beitrag aus «Tele». Das Fernsehmagazin der Schweiz taucht für dich nach den TV- und Streamingperlen.

Was liegt Ihnen mehr: organisierte Begegnungen oder spontane?
Wenn ich spontan zu jemandem hingehe, habe ich nichts zu verlieren: Wird etwas draus, dann ist das cool – und sonst nicht weiter schlimm. Wenn ich aber weiss, ich besuche ein Pärchen, das regelmässig in den Swingerclub geht, ist mir bewusst: Jetzt muss ich liefern.

Die Bilder sind grenzwertig ...
Ja, wir gehen an die Schmerzgrenzen. Ich hoffe einfach, dass es den Leuten nicht ablöscht, sondern dass man doch etwas mitnimmt.

Apropos Leute vor sich selber schützen: das Swingerpaar oder Dieter mit seiner Wohnung voller Teddybären.
Wir überlegen uns viel im Vorfeld, versuchen sorgfältig zu arbeiten. Dieter kam zur Visionierung ins SRF – mit seinem Chefteddybär. Der hatte das letzte Wort. Mich berührt diese Geschichte, doch ich verstehe auch, wenn man so etwas nicht einordnen kann. Und hoffe natürlich, dass die Leute ihn annehmen können, wie er ist, ihn weder verurteilen noch auslachen, obwohl viele Fragen offen bleiben.

Wie verdauen Sie die oft auch schwere Kost – Eltern etwa, die ihre Tochter verloren haben? Sie sind selber Vater.
Als dieser Dreh durch war, kamen mir die Tränen. Aber auch das empfand ich nicht als negativ, sondern im Sinne von «Das ist das Leben, das gehört leider auch dazu».

Reden wir über Messie Adolf, den Sie in St. Moritz besuchen.
Reflexartig sind da wohl viele vor allem entsetzt und denken: «Hier muss sofort die Spitex oder die KESB kommen!» Dann aber fragt man sich: Braucht Adolf wirklich Hilfe? Er weiss ja, dass er im Chaos lebt, er kann nicht anders und hat sich damit abgefunden. Adolf bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, weil er hellwach ist, zugleich aber verloren.

Danach treffen Sie zufällig ein Paar, das in die Ferien fährt – eine Achterbahn der Gefühle.
Ja, ab und zu ist man froh über einen Schmunzler. Oder freut sich über den jungen Fischer, für mich ein Highlight der Serie. Es passt so gar nicht zusammen: dieser Muskelprotz, der am liebsten allein am See steht. So etwas Achtsames, Meditatives! Solche Geschichten kann man nicht suchen, dafür braucht es Glück.

Reiseglück sind für Sie zudem Begegnungen, die berühren, die bleiben, gar etwas bewegen. Wie meinten Sie das?
Ich denke da an Sexualbegleiterin Katha, die wir im Wohnheim treffen. Es löst etwas bei mir aus, wenn ich merke, wie schön sie mit dem Mann kommuniziert, und ich nehme einiges mit für meinen Umgang mit anderen. Und es geht auch darum, dass sich etwas in der Gesellschaft bewegt beim Tabuthema Sexualbegleitung für Menschen mit Beeinträchtigung. 

Was machen all diese Begegnungen mit Ihnen?
Sie schärfen das Bewusstsein und die Dankbarkeit für das, was man hat: ein gesundes Kind, eine gesunde Psyche. Gleichzeitig vergesse ich das recht schnell im Alltagstrott und nörgle, wenn etwas nicht funktioniert. Das ist leider einfach so. Gut tut auch der Typ, der so engagiert den Verkehr regelt! Der Impact, den er auf so viele hat, ist unglaublich! Alle strahlen, wenn sie ihn sehen, dabei verdient er nichts und steht in den Abgasen. Er hätte eine Auszeichnung verdient!

Wie ist es eigentlich, sich selber am TV zu sehen – welches Gefühl überwiegt? Zwiespältig. Wenn ich einen Donat sehe, der bodenständig und kraftvoll in sich ruht, habe ich Freude. Sehe ich aber einen Donat, der neben sich steht, etwas ausprobiert, vorspielt oder lustig sein will, obwohl es das gar nicht bräuchte, stinkt mir das. Oder ich nerve mich und finde: Wieso frage ich so was Blödes? Dabei müsste ich einfach Donat sein, den Leuten begegnen, da sein im Moment. Nur ist das einfacher gedacht als gemacht. 

Ihr Fazit nach den acht Folgen?
Jeder hat seinen Rucksack, seine Blessuren. Die einen sieht man besser, die anderen weniger. Und es ist enorm schwer, einfach durch dieses so wunderbare Leben zu gehen, es auszukosten. Tönt pathetisch, aber effektiv geht es genau darum.

Sie fragen gern, wo jemand gerade steht, in welchem Lebensmoment. Und Sie?
Heute und jetzt? Letzte Vorbereitungen auf «Fokus», das ich morgen moderiere, erstmals vor Publikum, auf der Bühne am Gurtenfestival, was doch sehr speziell ist. Grosse Nervosität also. Nachher: Ferien! Die habe ich so was von nötig nach diesen zwei Monaten unterwegs. 

Donat auf Achse – Sex, Angelverbote und Liebe im Alter am Mittwoch, 6. August um 20.05 Uhr auf SRF 1 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?