Drogenkontrollen, Schulverweis, schlechter Umgang
So hart war Clives Kindheit im Heim

In seinem neuen Buch «Mental Power» schreibt Ex-Bachelor Clive Bucher unter anderem darüber, wie hart die Zeit seine Kindheit war. Im Gespräch mit BLICK erzählt er erstmals ausführlich davon.
Publiziert: 04.10.2019 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 20:58 Uhr
15 Jahre lang lebte Clive im Kinderheim.
Foto: Thomas Meier
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Hinter Ex-Bachelor Clive Bucher (27) verbirgt sich eine bewegende Geschichte: 15 Jahre lange lebte er im Heim. Das thematisiert er auch in seinem neuen Buch. BLICK hat mit ihm über seine Kindheit gesprochen.

Schon im Alter von drei Jahren musste Clive Bucher (27) ins Heim ziehen. Seine Eltern lebten damals getrennt: Seine Mutter war noch jung und mit dem kleinen, sehr aufgeweckten Jungen überfordert – und der Vater hatte kein Interesse am kleinen Clive. «Mein Beistand fand, dass ich für kurze Zeit im Heim besser aufgehoben sei», erzählt der Aargauer. Doch bei einem kurzen Zeitraum blieb es nicht: Bis zur Volljährigkeit durfte er nicht wieder nach Hause.

Auch wenn er damals noch ganz klein war, kann Bucher sich noch ganz genau an die Ankunft im Kinderheim erinnern. «Alles dort hat anders geduftet. Alles war fremd. Ich brach schnell in Tränen aus – vor allem als mein Mami sich von mir verabschiedete.»

Im Heim wurde der Dreijährige von Nonnen betreut. «Schwester Johanna hat mich grossgezogen, als wäre ich ihr eigenes Kind», erinnert er sich. Wohl auch deshalb fühlte er sich dort schnell wohl.

Pausenclown in der Schule

Mehr zu kämpfen hatten seine Lehrer mit ihm, als er in die Schule kam. «Ich war der Frechste in meiner Klasse. Der Pausenclown, der auch mal Gummistückli durchs Zimmer warf», erzählt Clive Bucher. «Mit solchen Aktionen habe ich die Anerkennung gesucht, die ich damals von meinen Eltern nicht bekommen habe. Ich denke, damit wollte ich wohl mein Anerkennungsdefizit ausgleichen.»

Gehänselt worden sei er von seinen Klassenkameraden nie. Aber auch wenn er dieselbe Schule wie sie besuchte, sah sein Leben total anders aus. «Für andere selbstverständliche Dinge kannte ich gar nicht. So wusste ich nicht, wie es ist, am Mittag nach Hause zu gehen und mit dem Mami zu essen.» Trotzdem: Der Bub fühlte sich wohl im Kinderheim.

Clive flog von der Schule

Im Alter von 12 Jahren kam alles anders. Bucher musste umziehen. «Das Heim wurde von Spenden finanziert und die reichten nicht mehr aus», erklärt er. «Der neue Ort wurde von Sozialpädagogen geführt. Es war viel strukturierter, aber auch viel weniger liebevoll.» Mit den strengen Regeln am neuen Wohnort haderte der heutige Unternehmer. Gleichzeitig geriet in der Schule auch immer wieder mit einer neuen, noch unerfahrenen Lehrerin aneinander. Schliesslich bekam er die Quittung für sein aufmüpfiges Verhalten: Er flog von der Schule.

«Weil ich nur so lange im Heim bleiben durfte, wie ich zur Schule ging, musste ich wieder wechseln», erzählt er. Mit 15 Jahren zügelte er nach Zürich. «Im Heim dort war alles ganz streng.» Alles sei genau geregelt gewesen. Aus gutem Grund: Der mit Abstand Jüngste wohnte dort gemeinsam mit Hooligans und Leuten, die mit Drogen handelten. Regelmässig musste er deshalb sogar zur Drogenkontrolle antraben.

Mit 16 Jahren begann Bucher schliesslich seine Lehre als Polymechaniker im Heim. Mit der Volljährigkeit konnte er dort ausziehen, sofern die Ausbildung in einem externen Betrieb beenden konnten. Das Problem: Auf seine Bewerbung hin hagelte es Absagen. «Sie wollten mich nicht, weil sie wussten, dass ich aus dem Heim komme», meint er. Doch das Glück war mit ihm: Auf seine letzte Bewerbung bekam er eine Zusage. «Es war unglaublich: So gefreut habe ich mich noch nie. Ich fühlte mich wie neugeboren, weil ich endlich für mich selbst sorgen konnte!»

Auszug als Neustart

Noch heute denke er immer wieder an den Moment des Auszugs zurück. «Ich stand da vor der Tür mit meinem Gepäck und wusste gar nicht, was es bedeutet, nach Hause zu gehen, weil ich nie ein Zuhause hatte.» Seine Emotionen konnte er damals nicht wirklich einordnen, denn er habe sich mega gefreut, aber war auch verwirrt, weil er so lange auf genau diesen Moment gewartet habe.

Untergekommen ist er schliesslich bei seiner Tante. «Ich bin ihr so dankbar, dass sie mich bei sich aufgenommen hat», sagt er. Bis zum Lehrabschluss wohnte er bei ihr, bevor er dann ganz auf eigenen Beinen stand und seine eigene Wohnung zog.

Warum er heute so offen über seine Vergangenheit spricht? Der Ex-Bachelor und Coach will seine positive Message verbreiten. «Wenn man immer für seine Ziele kämpft und positiv denkt, kann man alles schaffen, was man will.»

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