Nemo (25) stellt sich gegen die Teilnahme Israels am ESC. In einem Interview mit der «Huffpost UK» findet das Bieler Gesangstalent klare Worte dafür: «Ich persönlich finde, es macht keinen Sinn, dass Israel im Moment Teil des Eurovision ist. Ich unterstütze die Forderung nach einem Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest.» Und weiter: «Die Handlungen Israels stehen in grundlegendem Widerspruch zu den Werten, die der Eurovision Song Contest zu vertreten vorgibt – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.» Am diesjährigen ESC wird Yuval Raphael (24) für Israel antreten: Sie hat den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 überlebt.
Blick spricht Gali Avni Orenshtein, Head of Media der israelischen ESC-Delegation, auf das Statements Nemos an und erhält die folgende Antwort: «Das werden wir nicht kommentieren.»
Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG, äusserte sich gegenüber Blick ausführlicher: «Wir nehmen die Aussagen von Nemo zur israelischen ESC-Teilnahme mit Bedauern zur Kenntnis. Der Eurovision Song Contest soll ein unpolitisches, verbindendes Musikereignis sein, das Brücken baut – gerade auch in schwierigen Zeiten. Israel ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil dieses Wettbewerbs.»
«Trägt nicht zur Entspannung der Stimmung bei»
Ausserdem würde ein Ausschluss die Grundidee des ESC konterkarieren. «Kritik an Staaten ist legitim, sollte aber differenziert geäussert werden und nicht zu kultureller Ausgrenzung führen. Mit pauschalen Forderungen wie dem Ausschluss Israels trägt Nemo leider nicht zur Entspannung der aufgeheizten Stimmung rund um den ESC bei.»
Nemos Äusserung reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Stimmen, die Israels Ausschluss vom Wettbewerb fordern. Über 70 Künstler, darunter ehemalige ESC-Gewinner, haben kürzlich einen offenen Brief unterzeichnet, der die European Broadcasting Union (EBU) auffordert, Israel von der Veranstaltung auszuschliessen.
SRG respektiert Nemos Meinungsäusserung
Die EBU reagierte auf diese Forderungen mit einer Erklärung, in der sie betonte, dass der ESC ein «universelles Ereignis bleiben soll, das Verbindungen, Vielfalt und Inklusion durch Musik fördert». Die Organisation unterstrich, dass sie eine Vereinigung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und nicht von Regierungen sei.
Seitens SRG und der ESC-Organisation von Basel respektiere man Nemos Recht auf persönliche Meinungsäusserung, sagt Edi Estermann, Head of Communication ESC 2025. «Wir freuen uns darauf, Nemo beim Eurovision Song Contest hier in Basel wieder auf der Bühne stehen zu haben.» Von politischen Botschaften müsse Nemo aber an offiziellen Events des ESCs, also auch während der Show, absehen. «Nemo hat den Code of Conduct akzeptiert und unterschrieben. Wir gehen davon aus, dass Nemo diesen auch respektiert, sobald Nemo in der Main Venue oder an offiziellen Events auftritt.»
Der Code of Conduct besagt, dass der ESC eine «fröhliche, unpolitische Veranstaltung ist, die der Musik und Kultur gewidmet ist». Dies müssen mit dem ESC verbundene Acts respektieren und von «politischer Werbung oder damit verbundenem Verhalten absehen». Eingeschlossen darin seien Handlungen, Äusserungen oder Symbole während oder im Zusammengang mit dem ESC.
Nemo bleibt Linie treu
Nemo zeigte sich bereits im Vorfeld des letztjährigen Wettbewerbs solidarisch mit den Palästinensern in Gaza, betonte jedoch, dass ein Rückzug vom ESC nie zur Debatte stand. «Es war für mich sehr wichtig, dass diese Geschichte erzählt werden muss. Und wenn ich nicht da bin, um sie zu erzählen, dann wird es niemand anderes tun», erklärte Nemo gegenüber «Huffpost UK».
Neben der Diskussion um Israels Teilnahme kritisierte Nemo auch die neuen Regeln des ESC bezüglich Flaggen und Emblemen. Die Entscheidung, Pride-Flaggen auf der Bühne zu verbieten, bezeichnete Nemo als «unglaublich dumm» und fügte hinzu: «Man kann nicht für die queerste Sache der Welt bekannt sein, im Grunde genommen ein Wettbewerb, der so lange mit Queerness und schwuler Kultur in Verbindung gebracht wurde, und dann sagen: ‹Oh, wir erlauben keine Pride-Flaggen für die Künstler›.»
Auf eine Anfrage von Blick hat Nemo noch nicht reagiert.