Darum gehts
- Stefanie Heinzmann zeigt sich ganz privat und verletzlich
- Sängerin ist seit 20 Jahren in Therapie
- Mitte Oktober erschien Heinzmanns neues Album «Circles»
Mitte Oktober ist ihr jüngstes Album «Circles» erschienen. Seither gibt Stefanie Heinzmann (36) fast pausenlos Interviews. Der Himmel ist grau und wolkenverhangen, als sie in Zürich bei der GlücksPost vorbeischaut. Heinzmann hat einen langen Tag vor sich, doch sie strahlt und sagt: «Jetzt geht es mir sehr gut.» Nach den Gründen gefragt, antwortet sie: «Ich bin seit 20 Jahren in Therapie und spüre, dass ich jetzt die Früchte davon ernten kann; mein neues Album ist da; ich liebe meinen Job. Ich fühle mich gerade sehr resilient und geniesse das Leben mit jeder Faser.»
2008 gewann Heinzmann mit dem Lied «My Man Is a Mean Man» in Deutschland die Castingshow von Moderator Stefan Raab (59). Der Sieg katapultierte die Walliserin auf die grossen Bühnen im deutschsprachigen Raum. Sie gewann Preise wie den Echo, den Comet oder einen Swiss Music Award und trat mit Berühmtheiten wie Lionel Richie (76) oder Joss Stone (38) auf.
Gut ging es ihr damals trotzdem nicht. In der Schulzeit litt Heinzmann unter Mobbing, sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, entwickelte eine Essstörung und begann, sich selbst zu verletzen. Es folgte ein Nervenzusammenbruch. «Ich sagte meiner Mama, dass ich wünschte, einen Unfall zu haben und ins Spital zu kommen. Eigentlich wollte ich damit sagen, dass ich einen sicheren Raum brauche», erinnert sie sich. Mit 17 wies sie sich deshalb selbst in eine psychiatrische Klinik ein und blieb mehrere Monate. In jener Zeit erlitt sie auch noch einen Bandscheibenvorfall. Auch später, als erfolgreiche Sängerin, machten sich Druck und Erschöpfung bemerkbar, und Heinzmann musste eine Auszeit nehmen.
Das Leben als Lehrer
Es komme zwar immer noch vor, dass gewisse Situationen sie «triggern» würden wie damals, als sie ein Teenager war. Aber heute wisse sie ganz genau, wie sie damit umgehen müsse. Sie habe einen Werkzeugkasten zur Hand. Diesen Prozess beschreibt sie im Lied «Feel». Heinzmanns Therapeutin hat auf dem Konzeptalbum mitgearbeitet, es heisst «Circles», weil für Heinzmann das Leben stets in Kreisen verlaufe. Gute und schwierige Zeiten wechselten sich ab. «Manchmal wird man immer wieder mit derselben schwierigen Situation konfrontiert, mit der einen das Leben etwas lehren will», sagt sie.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!
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Stefanie Heinzmanns wichtigster Rat an alle, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, ist, eine passende Therapie zu suchen. «Ich selber gehe seit 20 Jahren ohne Unterbruch einmal im Monat zu meiner Therapeutin», sagt sie. Das brauche viel Geduld. «Denn beim Aufbau der mentalen Gesundheit verhält es sich genau gleich, wie wenn man eine Fremdsprache lernt: Es dauert lang und gibt auch Rückschläge.»
Einmal Trubel, einmal Ruhe
Seit anderthalb Jahren teilt Stefanie Heinzmann ihr Leben mit Hund Yuma, einem Maltipoo. Sie habe lange überlegt, welcher Hund zu ihr und ihrem Lebensstil passe und sagt: «Ich bin so dankbar für Yuma. Er brachte viel Klarheit in mein Leben, denn er spiegelt mich seit dem allerersten Tag.» Offenbar liebt Yuma Heinzmanns Musik; in einem Instagram-Video ist zu sehen, wie sich der Hund genüsslich auf dem Boden räkelt, während Heinzmann am Singen ist.
Stefanie Heinzmann lebt mit Yuma in einem über 100 Jahre alten Haus am Thunersee, das sie zu Ehren ihrer Grossmutter Hildi getauft hat. Eigentlich wollte sie sich im Wallis ein eigenes Daheim suchen. Doch sie habe nichts Passendes gefunden, und der Thunersee sei nah genug an ihrem Heimatkanton. «Ich brauche nicht viel, um mich wohlzufühlen: Gute Menschen um mich herum, aber auch einen Rückzugsort, da ich gern allein bin. Ein gutes Buch habe ich immer dabei.»
Zwei Orte geben Stefanie Heinzmann Kraft, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zum einen der Europapark in Rust (D). Hier verbrachten sie und ihre Familie viele glückliche Momente. Die Eltern führten im Wallis ein Restaurant, da lagen längere Ferien nicht drin. «Manchmal gehe ich sogar alleine hin, so sehr liebe ich diesen Ort», schwärmt sie. Zum anderen hat Stefanie Heinzmann einen Rückzugsort im Wallis: In einem Weiler nahe dem Örtchen Mund steht die Alphütte ihrer Familie. «Das ist mein absoluter Safe space», sagt sie.
Enges Familienverhältnis
Zu ihrer Familie pflege sie ein enges Verhältnis. Die Eltern sind unterdessen pensioniert. Bruder Claudio (43), der Heinzmann zu Beginn ihrer Karriere managte, lebt in Köln (D), sei aber fast öfter im Wallis zu Besuch als sie. Ob sie selber irgendwann einmal eine Familie haben wird, weiss Stefanie Heinzmann nicht: «Bis 30 war für mich immer klar, dass ich einmal Kinder haben werde. Jetzt aber, mit 36, bin ich froh, kinderlos zu sein.»
Vor 20 Jahren ist Heinzmann erstmals als Sängerin der Walliser Mundart-Rockband BigFisch aufgetreten. Die Sängerin ist dankbar für alles, was sie seither erleben durfte, auch für die Menschen um sie herum: «Berufliches und Privates mischt sich bei mir extrem. Mit manchen Menschen arbeite ich schon seit 20 Jahren zusammen», sagt sie.
Auftritt bei «Art on Ice»
Im Februar und März wird Heinzmann bei «Art on Ice» auftreten. Dafür hat sie die Tour zum Album «Circles» durch die Schweiz und Deutschland auf nächsten Herbst verschoben. «Ich träume von einer langen Karriere auf der grossen Bühne», sagt sie. Sie sei glücklich, im ganzen deutschsprachigen Raum auftreten zu können. Aber natürlich würde es ihr auch Spass machen, in Holland, Frankreich oder England zu singen. Ein weiterer Zukunftswunsch der Sängerin: zufrieden und offen zu bleiben.