Darum gehts
- Prinz Williams vegane Menüanfrage führt zu Kontroverse mit brasilianischem Starkoch
- Anton Mosimann befürwortet vegane Herausforderungen und Kreativität in der Küche
- Mosimann bekochte 300 Gäste bei der Hochzeit von William und Kate
Der brasilianische Starkoch Saulo Jennings hat sich gegenüber der «New York Times» darüber ausgelassen, wie respektlos die Anfrage der Veranstalter von Prinz Williams «Earthshot Prize» gewesen sei: Für die 700 Gäste der Preisverleihung, die am 5. November in Brasilien stattfinden wird, sollte er ein rein veganes Menü kochen. Dies würde die brasilianische Kultur beleidigen. Zu verlangen, dass Jennings auf tierische Produkte verzichte, verglich er damit, «Iron Maiden zu bitten, Jazz zu spielen.»
Obwohl sich Prinz William nicht zu dem Vorfall äusserte, gerät er als Gesicht der Veranstaltung in die Schusslinie. Im Netz ist eine Debatte darüber ausgebrochen, ob etwas an Jennings Vorwürfen dran ist.
Das sagt der Koch von Queen Elizabeth II.
Blick bittet den Schweizer Chefkoch Anton Mosimann (78) um eine Einschätzung der Kontroverse. Denn: Mosimann hat Erfahrung mit den britischen Royals, die er über Generationen hinweg bekochen durfte. Er kannte die Vorlieben von Queen Elizabeth II. und sogar noch von ihrer Mutter, «Queen Mum». Aber auch König Charles III. und seine Söhne kamen in den Genuss seiner Kochkünste.
Wie Mosimann auf die Anfrage nach einem rein veganen Menü reagiert hätte? «Für mich wäre das überhaupt kein Problem gewesen. Ich freue mich über solche Herausforderungen. Es gibt so viele Möglichkeiten, kreativ zu werden und auch mit veganen Produkten ein tolles Gericht zu kreieren. Ich finde es schade, wenn ein Koch es ablehnt, etwas Neues auszuprobieren. Ausserdem ist es als Koch meine Aufgabe, meine Gäste zufriedenzustellen und ihren Wünschen nachzukommen.» Der Gast ist eben König – oder die einstige britische Königin, in Mosimanns Fall.
«Man kann auch aus veganen Produkten was Schönes machen»
Ob Prinz Williams Wunsch respektlos gegenüber der brasilianischen Kultur sei? «Ich verstehe natürlich, dass Kultur und Tradition in der Küche eine Rolle spielen. Aber man hätte ja auch mit veganen Produkten aus der Region etwas Schönes machen können.»
Die Royals schätzten Mosimanns gute Küche so sehr, dass Queen Elizabeth II. ihm 2004 den «Order of the British Empire» für seine gastronomischen Verdienste verlieh. 2011 wurde er ausgewählt, die 300 Gäste der Hochzeit von William und Kate im Buckingham Palace zu bekochen.
Was genau auf dem royalen Speiseplan stand, möchte Mosimann lieber nicht verraten. «Es gab etwas Gutes. Und etwas Lokales sollte es sein», sagt er. «Aber mehr möchte ich nicht sagen. Ich spreche nicht gerne aus der Küche.»
«Queen Elizabeth hätte veganes Essen gemocht»
Den Wünschen von William und Kate begegnete Mosimann mit viel Offenheit. Er lud sie zuvor in sein Restaurant in London ein, um sich gemeinsam Gedanken zu machen. «Man kann das diskutieren. Ich bin da sehr flexibel und versuche immer, alle Wünsche zu erfüllen.»
Ob ihn eine royale Menüanfrage schonmal schockiert habe? «Allzu aussergewöhnliche Anfragen habe ich zu meiner Zeit nicht bekommen. Aber die ‹Königin Mutter› etwa war immer sehr interessiert, etwas Neues auszuprobieren. Sie liebte japanisch und italienisch angehauchtes Essen. Da ich eine Weile in Japan und in Italien gelebt habe, kenne ich mich damit aus.»
Ausserdem seien Gerichte ohne viel Butter oder Sahne in der Familie wichtig gewesen. «Ehrliche, gute, leichte Küche. Und Prinzessin Diana hat mein Risotto Funghi immer sehr geschätzt.»
Was wohl Queen Elizabeth II. zu den veganen Menüwünschen gesagt hätte? «Damals war das noch kein Thema. Ich glaube aber, dass Queen Elizabeth II. auch veganes Essen gut gefunden hätte. Sie war da sehr aufgeschlossen.» Den Wandel hin zu mehr pflanzlichen Produkten findet Mosimann nicht so schlecht. «Was die Ernährung angeht, sollte man nicht in Extremen denken. Aber es ist trotzdem wichtig, auch an die Tiere zu denken.»