Darum gehts
- Simon Moser und Michel Schelker: Erfolgreiches Duo bei Radio Energy Bern
- Gemeinsame Projekte: Morgenshow, Podcast und TV-Format «Buddy Bucket List»
- Zusammenarbeit seit 10 Jahren, zweite «Buddy Bucket List»-Staffel jetzt verfügbar
Seit zehn Jahren loten Simon Moser (44) und Michel Schelker (32) gemeinsam die Grenzen des guten Geschmacks aus. Sie moderieren die Morgenshow von Radio Energy Bern, führen den Podcast «Die Sprechstunde» und sind seit Ende 2023 auch im TV-Format «Buddy Bucket List» zu sehen. Die zweite Staffel ist ab sofort auf dem Streamingdienst OnePlus greifbar.
Zwei scheinbar durchgeknallte Kindsköpfe in der munter schaukelnden Wiege des Leichtsinns. Das Epizentrum dieser Alltagsverrücktheit liegt in einem Industriebau in Bern-Bümpliz, wo sich das Büro ihrer Produktionsfirma Lucky Lark befindet. Als der Blick-Reporter eintrifft, feilen sie gerade an einer neuen Bühnennummer. Schelker übt Kartentricks, und Moser steckt zum Schein sein Portemonnaie in Brand.
«Schelker war ein Glücksfall», sagt Moser, der bereits seit 2001 beim Radio ist. «Ich hatte über zehn Sidekicks, bis er sich 2014 bewarb. Dass jemand so gut passt und sich trotzdem mit mir reibt, ist einmalig. Vier Jahre lang musste er mich auf dem Sender siezen. Das war abstrus, passte aber zu seiner Praktikanten-Rolle. Schliesslich durften die Leute über das ‹Du› entscheiden. Das war die Geburt unseres Duos, wie man es heute kennt.»
«Wir hatten immer Narrenfreiheit»
Grundsätzlich schwärmt Moser vom Vertrauen, das Energy ihnen entgegenbrachte. «Der Sender war zwar oft skeptisch wie bei der Social-Rubrik ‹Erst Wochenende, wenn›. Aber wir hatten immer Narrenfreiheit. Und der Erfolg gab allen recht.»
Ähnlich sind sich Moser und Schelker in ihrem Sinn für Humor. «Wir haben eine verwandte Sensibilität für das Publikum und können gut voraussagen, worauf es anspringt», sagt Schelker. «Meine moralischen Grenzen sind aber enger. Ich habe eher Angst, dass jemand über einen Spruch beleidigt ist.»
Bei «Buddy Bucket List», wo sie ihre Lebenswünsche zusammen in die Tat umsetzen, standen beide schon kurz vor dem Aufgeben. In Staffel 1 wollte Schelker zum Leidwesen von Moser ein Huhn schlachten. Und in Staffel 2 Moser bei einem Pornofilm Regie führen. Was das Duo auszeichnet, hat mit herkömmlicher Satire nichts zu tun. «Unser Humor kommt aus dem Bauch. Kein Gag ist vorgeschrieben. Wir sind auch keine Comedians, sondern einfach Menschen», sagt Schelker. «Wir unterhalten uns so wie unsere Fans zu Hause auch.»
So sind sie verwandt mit ähnlich seltsamen und gerade deshalb stimmigen Paaren wie den US-Schauspielern Walter Matthau (1920–2000) und Jack Lemmon (1925–2001) oder Statler und Waldorf aus der «Muppet Show». Ohne intellektuellen Überbau. Philosophische Höhenflüge sind nicht zu erwarten. Dafür sind sie nahe am Leben.
Wer wäre die Frau?
Wer wäre die Frau, wenn sie verheiratet wären? Moser schüttelt den Kopf. «Gibt es diese klassische Rollenverteilung noch? Wenn, dann ist es Schelker. Er ist ordentlicher und pünktlicher. Ich bin der Chaot.» Schelker meint: «Moser hat sich stark gebessert. Ohne ein paar Strukturen würden wir nicht funktionieren.» Unmoralische Angebote von Fans gebe es im Übrigen weniger, als man denke. «Unser Publikum weiss, dass ich eine Familie habe und dass da nichts zu holen ist.» Und Schelker sagt: «Ich bin seit bald 15 Jahren mit meiner Partnerin zusammen und sehr glücklich.»
Das klingt alles romantisch. Gibt es nichts, was die Show-Partner aneinander hassen? «Hassen ist ein starkes Wort», sagt Schelker. Moser meint: «Ein paar Dinge musste ich ihm austreiben. Er schaute am Anfang zum Beispiel sehr stark aufs Geld.» Schelker fällt ihm ins Wort: «Ich begann bei Energy mit einem Praktikumslohn von 500 Franken brutto. Da würde jeder geizig.» Moser: «Ja, aber du warst geizig.» Schelker: «Jetzt ist es fast ins Gegenteil gekippt …» Moser: «Diese dauernde Widerrede und dieses Exakte nerven mich auch an ihm. Wie bei seinem Auto. Ich finde, Autos sind ein Gebrauchsgegenstand. Und er wirft mir vor, dass ich immer die Tür zuknalle.»
Schelker: «Er trägt einfach weniger Sorge zu den Dingen. Da haben wir heute noch den grössten Reibungspunkt. Vieles hat sich dagegen angeglichen. Er ist pünktlich, ich bin verschwenderisch. Wie ein altes Ehepaar, wir nehmen die Gewohnheiten des jeweils anderen an.» Moser: «Aber wir müssen auch weiterhin polarisierend sein. Nur so funktioniert unser Duo fürs Publikum.» Schelker: «Das gilt auch gegen innen. Es gibt keinen Tag, an dem wir uns nicht sehen. Zum Glück regt uns noch etwas aneinander auf. Zu viel Harmonie wäre langweilig. Und Gift für die Kreativität.»
Dumm und doppelt dumm
Simon Moser ist bekennender YB- und Nati-Fan. «Da musste ich Schelker etwas trimmen.» Schelker sagt: «Mittlerweile sind wir uns schon ein paar Mal in den Armen gelegen bei Public Viewings. Punkto YB bin ich in Mosers Augen aber wohl höchstens ein Sympathisant …» – «Was genau?», will Moser wissen. «Gut, dann sage ich es halt: Ich bin ein Modefan.»
Geheimnisse gibt es in dieser munteren Runde kaum. Bereitwillig erzählen Moser und Schelker, wann und wie sie schon mit der Polizei zu tun gehabt haben. «Ich wegen Fahrens ohne gültigen Ausweis», sagt Moser. «Aber das war im weitesten Sinne ein Missverständnis. Ich hatte einen neuen Töff, der nur 40 fährt. Und ich dachte, da reicht ein Autofahrausweis. Sie nahmen mich raus, weil ich durch ein Fahrverbot fuhr. Und das erst noch zu schnell. Das war dumm. Und der Sohn war noch hintendrauf. Doppelt dumm. Der Ausweis wurde mir für einen Monat entzogen, und ich bekam eine Busse von 1000 Franken.»
Schelker meint leicht ironisch: «Du warst ein Pechvogel und tatest mir leid. Ich bekam dafür letzthin eine Busse, weil ich auf der Strecke von Belp ins Toffenholz zu schnell gefahren bin. Aber das war auch perfid. Dort wurde in den letzten zwei Jahren von 80 auf 70 Stundenkilometer und kurz danach von 70 auf 50 reduziert. Wer hätte das so genau wissen können …» Moser und Schelker waren also beide fast unschuldig. Wie wir alle immer auch. Und dieses Nahbare ist wohl ihr wirkliches Erfolgsgeheimnis.
«Achtung, Reto, los!»: Moser & Schelker beim Tontaubenschiessen