Nase auf für die besten Düfte
Kathrin Hönegger schnuppert in die Parfümbranche rein

Die Parfümbranche boomt, vor allem bei Jungen. Kathrin Hönegger hat für «Einstein» hinter die Kulissen der Industrie geblickt.
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Kathrin Hönegger (42) stellte im Duftlabor ein Dupe her, die Kopie eines Luxusdufts.
Foto: SRF

Darum gehts

  • Parfüm-Boom bei Generation Z: Düfte als Statement und Statussymbol
  • Amber, ein seltener Duft aus Pottwal-Erbrochenem, ist extrem kostbar
  • Jugendliche geben bis zu 4000 Franken pro Jahr für Parfüms aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Miriam Zollinger, TELE

Wer durch eine Einkaufsstrasse flaniert, sieht sie allerorten in den Schaufenstern auf künftige Trägerinnen und Träger warten. Nein, gemeint sind damit weder Kleider, Schuhe noch Taschen – sondern Parfüms!

Wird ein neues Edelparfüm lanciert, steht vor allem die Generation Z Schlange: Bei den zwischen 1995 und 2010 Geborenen sind die (teuren) Flacons extrem populär. Diesen Boom nimmt «Einstein» zum Anlass, um zu ergründen, woher sie kommen – echte oder imitierte – und wie die Industrie bei ihrer Herstellung trickst.

Pottwal-Erbrochenes wird zu Luxusgut

«Und wie gross ihre Macht über uns ist», ergänzt Kathrin Hönegger (42), «denn sie haben einen direkten Draht ins limbische System, also in jenen Bereich des Hirns, wo unsere Gefühle zu Hause sind.» Ja, es macht etwas mit uns, wie wir oder andere riechen.

An Höneggers Seite auf ihrer Tour durch die Welt der Düfte: Supernase Andreas Wilhelm, Parfümeur mit überdurchschnittlich sensiblem Riechorgan. Die beiden machten sich in Irland auf die Suche nach einem der seltensten Düfte: Pottwal-Erbrochenem, besser bekannt (und verkaufbar) unter dem Namen Amber.

«Es wird auch schwimmendes Gold genannt, da es so rar ist.» Frisch ausgespuckt, stinkt es zum Himmel, «erhärtet riecht es aber göttlich!». Und ist extrem kostbar. «Das Stück, das wir fanden, war etwa 500 Franken wert», erzählt die Zürcherin, «für ein Kilo bezahlt man heute rund 80'000 Euro.» Allerdings nur in Ländern, in denen der Handel mit Walprodukten nicht verboten ist. Amber ist nach wie vor Ingredienz in einigen Luxusparfüms, kann aber längst synthetisch hergestellt werden. Und dann steckt in ihm auch kein Mikroplastik, wie eine «Einstein»-Analyse ergab.

Den richtigen Riecher haben

Zurück zum Parfüm-Hype: Wie erklärt er sich? Der Geschäftsführer einer Zürcher Edelparfümerie führt ihn auf Corona zurück. Hönegger: «Er sagte mir, das sei eine Zeitenwende gewesen, denn da erreichten Influencer/-innen die Leute daheim, das Geschäft ging durch die Decke.»

Ein Artikel aus «Tele»

Das ist ein Beitrag aus «Tele». Das Fernsehmagazin der Schweiz taucht für dich nach den TV- und Streamingperlen.

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Befeuert wird der Trend nach wie von durch Social Media: Instagram, Tiktok & Co. Es scheint ja auch so einfach: Wer heute wie Ariana Grande riechen und vielleicht auch wirken möchte, sprüht sich ihren Duft auf, anderntags darf es dann Taylor Swift sein. «Jede Persönlichkeit hat auch eine Parfümlinie.» Auch jede Luxusautomarke, von Modebrands ganz zu schweigen. Dienten Parfüms früher dazu, unliebsame Körpergerüche zu überdecken, sind sie heute Mittel zur Inszenierung. «Für die Jungen sind sie Statement und Statussymbol in einem.» Statement, da viele von ihnen intensive, lang haltbare Düfte bevorzugen. Oder in Höneggers Worten: «Heute trägt man sehr gern sehr dick auf.»

Diese opulenten Düfte sind mit Tonka, Moschus, Vanille oder eben Amber angereichert und hängen nicht zur Freude aller noch in der Luft, wenn ihre Träger längst verschwunden sind. Kaum eine Marke aber deklariert, was im teuren Fläschchen steckt. «Womit wir wieder bei der Vermarktung sind», sagt
Hönegger, «das tut man auch, indem man einen Duft intransparent belässt, ihn geheimnisvoll macht.» Darum und wegen dem Preis, diesem Hauch von Luxus also, sind Originale so gefragt, wie die Moderatorin an der Zürcher Bahnhofstrasse mehrmals hörte. Es ist den Jungen wichtig, was sie und andere tragen. «Und eben, dass man dafür auch etwas ausgibt.»

Geld stinkt nicht

Hönegger unterhielt sich mit Jugendlichen, die im Jahr bis zu 4000 Franken dafür aufwenden. Davon profitiert das Luxusgeschäft. «Baccarat rouge 540» etwa, ein Damenduft-Bestseller kostet Fr. 350.– bis 450.–.

«Er besteht aber aus nur sechs Grundbausteinen.» Die Frage sei nun, wieso das so teuer ist, fährt Hönegger fort und antwortet gleich selber: «Man bezahlt die Marke, den Flacon.» Plus das Gesicht zum Duft. Einen Johnny Depp verpflichtet man nicht für 1000 Dollar. Und einen neuen Duft zu kreieren, wie Wilhelm das sehr erfolgreich tut, das kostet.

Es kann Monate dauern und erfordert hunderte Versuche, ausgewählte Ingredienzien zusammenzustellen und ein neues Parfüm zu entwickeln.
Die Kunst hinter dem Statussymbol findet also Ausdruck im Preis. «Weil ein Duft an sich aber nicht geschützt ist, sondern nur die Flasche und der Name, ist diese Kunst, wie man sie sich gern so bildlich vorstellt, zur Farce geworden.»

Denn wird auch nur ein Molekül verändert, lässt sich ein Parfüm dem Original
sehr ähnlich herstellen – und die Jungen können es sich endlich leisten. Dupes, wie die Luxusklone heissen, gibt’s schon ab 10 Franken. Ein rechtlicher Graubereich. Aber wie funktioniert die Produktion «interpretierter Düfte», wie man sie gerne beschönigend nennt? «Sehr simpel», sagt Hönegger. Denn genau das hat sie getan: mit Andreas Wilhelm einen Weltbestseller analysiert und aus den identifizierten Duftmolekülen innert Kürze ein Dupe gemischt. Als sie jungen Leuten ein «Baccarat Rouge 540 à la Einstein» unter die Nase hielten, glaubten die Probanden zu Höneggers Verblüffung mehrheitlich das Original zu erkennen. «Wir lassen uns also ein Stück weit an der Nase herumführen, wenn wir die teuren Originaldüfte kaufen.

Aber wie gesagt, was man da bezahlt, ist die Kunst dahinter.» Oftmals besitzen Jugendliche übrigens gleich beides: das Original und die Kopie. Und Kathrin Hönegger selber? «Mir schmeckt seit längerem nichts mehr so richtig. Ich trage als wohl eine der wenigen überhaupt kein Parfüm.»

«Einstein Wissenschaftsmagazin – Duftindustrie führt uns an der Nase herum» läuft am 18. Dezember um 21.05 Uhr auf SRF 1. 

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