Nadja Gasser wurde bedroht
Erstmals spricht die Conelli-Prinzessin über ihre Flucht aus der Schweiz

Conelli-Prinzessin Nadja Gassers Leben ist bewegt. Sie hat im Connyland als Delfintrainerin Drohungen erlebt, eine Flucht unter Polizeischutz und die hässliche Seite Hollywoods. Erstmals nach zwölf Jahren Schweigen spricht sie im Blick.
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Nadja Gasser planscht im Connyland mit Delfin Angel. Kurz vor der Umsiedlung nach Jamaika ist Angel am 3. November 2013 an den Folgen von Stress und einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gestorben.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • Nadja Gasser floh vor 12 Jahren aus der Schweiz und bricht nun ihr Schweigen
  • Ehemaliges Showgirl erlebte Morddrohungen wegen Delfinarium im Connyland
  • Gasser pendelt seit fünf Jahren zwischen Mallorca und der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Flavia SchlittlerRoyal- und People-Expertin

Sie ist geflohen und hat geschwiegen. Zwölf Jahre lang. Auch heuer ist Nadja Gasser (57) nicht dabei, wenn es im Circus Conelli auf dem Zürcher Bauschänzli heisst: «Willkommen im Weihnachtsmärchen.» Das Scheinwerferlicht hat sie hinter sich gelassen, den roten Samtvorhang für sich geschlossen.

Nun öffnet sie sich erstmals gegenüber Blick. Erzählt, weshalb sie die Schweiz verlassen hat und nicht mehr zurückkehren will. Was sie in die Flucht getrieben hat und was US-Superstar Lionel Richie (76) mit ihr zu tun hat. Die Glitzerwelt hat die einstige Zirkusprinzessin gegen die vermeintliche Freiheit eingetauscht. Der Reihe nach.

Geheimhaltung und Polizeischutz

Nadja Gasser ist im Teenageralter, als ihre Eltern Anfang der Achtzigerjahre den Freizeitpark Connyland im thurgauischen Lipperswil und den Weihnachtszirkus Conelli mitgründen. Nach dem Tod ihrer Eltern führen Nadja Gasser und ihr heute 64-jähriger Bruder Roby Gasser ab 2009 das Erbe fort. Sie wirkt zudem als Delfin- und Seelöwentrainerin.

Es ist damals der einzige öffentliche Betrieb in der Schweiz, der aktiv ein Delfinarium betreibt. Doch immer mehr verwandelt sich der einstige Zuschauermagnet in ein Hassobjekt. Die Folge für Nadja Gasser: Ablehnung, Druck und angsteinflössende Drohungen. «Ich hatte grosse Schwierigkeiten mit extremen Tierschützern, die uns wegen der Delfinhaltung angegriffen haben. Mich auch privat. Anonyme Morddrohungen haben mich emotional tief belastet. Ich bekam Angst, abends allein nach Hause zu gehen.»

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Als das Delfinarium geschlossen wird, begleitet Nadja Gasser Ende November 2013 die letzten beiden Connyland-Delfine Chicky und Secret unter Geheimhaltung und unter Polizeischutz zum Flughafen Kloten und weiter in einem Frachtflieger 23 Stunden lang nach Jamaika in die Montego Bay.

Hartes Pflaster Hollywood

Die Tierliebhaberin ist mit ihnen gegangen und geblieben. Sieben Jahre lang pendelt sie zwischen der Karibikinsel und Hollywood. «Ich war auch ein Showgirl und wollte eine neue Karriere aufbauen und mein Glück finden. Da, wo mich niemand kennt. Da, wo ich keine Angst hatte, von Extremisten angegriffen zu werden. Da, wo ich wieder atmen konnte. Ein Leben in der Schweiz ohne Delfine habe ich mir eh nicht vorstellen können.»

Nadja Gasser trifft auf Stars, die ihr geblieben sind. «Ich habe Harrison Ford, Al Pacino und Nicole Scherzinger und Lionel Richie kennengelernt. Er war der Netteste von allen.» Mit Lisa Parigi (36), der Lebenspartnerin des Sängers, «habe ich mich wunderbar unterhalten. Sie hat voller Begeisterung vom Circus Conelli gesprochen. Das hat mich sehr gefreut.»

Doch Hollywood ist ein hartes Pflaster. Ein Drehbuchprojekt für eine Zirkus-Drama-Serie scheitert. «Ein Geschäftspartner hat mich im Stich gelassen», sagt Gasser. Doch sie habe auch viel Schönes erlebt. Momente voller Leichtigkeit: «Trotz Menschen, die mich schwer enttäuscht und hintergangen haben, konnte ich enge und verlässliche Freundschaften aufbauen.»

Auch das harte Pflaster der Traumfabrik hat sie hinter sich gelassen. Eine permanente Rückkehr nach Lipperswil ist für Nadja Gasser ausgeschlossen. Sie pendelt wieder. Seit fünf Jahren zwischen ihrem Lebensmittelpunkt im Südwesten der Baleareninsel Mallorca und der Schweiz. Nach Zeiten, in denen ihr Erfahrungen und Erlebnisse «die Luft raubten», sei sie zur Nomadin geworden.

Die familiären Bande

Ein Freigeist sei sie immer gewesen, nun lebe sie das aus. «Ich folge immer der Sonne. In der Schweiz bin ich dort, wo es mich gerade hinzieht.» Fünf Tage die Woche verbringe sie auf Mallorca im Gym und mit guten Freunden. «Ich arbeite nicht, bin geschieden, habe keine Kinder. Ich geniesse jeden Tag mein Leben», so Nadja Gasser.

Obwohl sie seit zwölf Jahren keinen Fuss mehr ins Connyland oder in den Circus Conelli gesetzt hat, seien die familiären Bande intakt. «Mein Bruder Roby und ich sind in engem Kontakt und stehen nach wie vor zueinander. Wir waren schon immer miteinander verbunden und werden es stets bleiben.» Die ehemalige Zirkusprinzessin hat sich befreit. Von ihrem Leben in der Manege. Von einem Leben in Angst und Menschen, die es nicht gut mit ihr meinten. Die letzten eineinhalb Jahre hat die ehemalige Delfintrainerin damit verbracht, ihr Leben aufzuschreiben.

In ihrer Biografie «Showtime» erzählt Nadja Gasser von den weiteren Extremen ihres Lebens: von sieben spanischen Tänzern, von Begegnungen mit Stars, von Enttäuschungen und Verlusten. Aber auch von Freude, Freundschaft und ihrer Liebe zu Tieren. Die für sie mehr zählen als Ruhm, Blitzlicht und Glamour.

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