Krokus wird 50 Jahre alt
Solothurns wilde Söhne zwischen Zank und vollen Stadien

Vor 50 Jahren sind sie ausgebrochen aus der grauen Provinz am Jura-Südfuss, um als Rocker der Band Krokus die Welt zu erobern. In Solothurn, wo alles angefangen hat, erinnern sich Chris von Rohr, Fernando von Arb und Marc Storace an wilde Pionierzeiten.
Publiziert: 25.11.2025 um 19:17 Uhr
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Die Erhabenheit der St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn entspricht dem Status von Marc Storace, Fernando von Arb (v. l.) und Chris von Rohr als Hardrock-Urgesteine von Krokus.
Foto: Thomas Buchwalder

Darum gehts

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Zeno van Essel
Zeno van Essel
Schweizer Illustrierte

In Pose auf der Treppe der Solothurner St.-Ursen-Kathedrale: Chorknaben sind Chris, Fernando und Marc aber nie gewesen. Die Symbolik des Bauwerks passt jedoch zur Relevanz, mit der die Musiker die Schweizer Rockgeschichte prägten. Sie sind der Kern der Hardrockband Krokus, die ihr 50-Jahre-Bestehen feiert. Hier in Solothurn hat alles angefangen – genau gesagt vor dem «Löwen». Im November 1975 treffen sich dort zwei junge Musiker, fasziniert von der Rockkultur, die sich im Untergrund des Barockstädtchens ausbreitet. Chris und Fernando toben sich in lokalen Bands aus – der eine bei Früh-Krokus, der andere bei Montezuma.

Als Jungrocker Anfang 20 wagen sie eine Powerfusion, träumen von mehr: von den Bühnen in Zürich und London, von grossen Rockhymnen, mitgesungen von Tausenden Fans, von einem Plattenvertrag – und nicht zuletzt von Fame. Solothurn – katholisch, brav – ist damals nicht der Ort dafür. Lange Haare und laute Gitarren sind verpönt. «D Lüt hei d Strossäsite gwächslet, wo mir si cho», erinnert sich Chris. Fernando lacht und sagt: «Aber dä Sound vo de elektrische Gitarre het üs fasziniert. Dä Blues, dä Druck, dä Klang, das het üs nie losgloh.» Auch Chris spürt den Aufbruch: «Äs isch dä Moment gsi, wo du gmerkt hesch: Du chasch säuber öppis rissä. Nid nume brav mitlaufä u funktionierä.»

Geprobt wird im feuchten Keller der psychiatrischen Klinik Langendorf. Jugendtreffs und Kirchgemeindehäuser ermöglichen erste Auftritte. Highlight 1976: der Gig im Saalbau Gerlafingen als Vorgruppe von Schlagerkönigin Nella Martinetti. Dann gehts in die Clubs von Zürich, Basel, Lausanne und Neuchâtel. Dort, wo damals Pink Floyd vor 300 Leuten gespielt haben. Chris: «Mir hei s Glück gha, das alles no live z erlebe. Das vergisst mä niä.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Erlaubt ist, was fetzt. Chris von Rohr setzt sich bei Krokus erst ans Schlagzeug. Vier Jahre später, als Marc Storace zur Truppe stösst, wechselt er vom Gesang zum Bass. Die Stimme des Maltesers, der zuvor als Frontmann der Zürcher Band TEA glänzt, ist der letzte Mosaikstein für das internationale Format von Krokus. Die schnörkellosen Songs von Fernando und Chris treffen den Geschmack einer Generation. Marc erinnert sich: «I bin us London cho. Kei Geld, nur e Rucksack und e Stimm. I ha gmerkt: Bi Krokus brummt e neui Energie. Dä Sound het mi grad packt.»

Wenn sie durch die Altstadt schlendern, kann man sich kaum vorstellen, wie die «bösen Buben» von Krokus damals Solothurn, die Schweiz und die Welt unsicher gemacht haben. Passanten nehmen die grau melierten Herren kaum zur Kenntnis. Nur Chris, der Lokalmatador, unter dessen Kopftuch noch immer blonde Locken wehen, wird immer wieder gegrüsst. Vor dem «Onda» kommt ihm johlend ein Stadtoriginal entgegen. «Du ju hiiah – mei bäckstage reidioo», singt dieser – und fragt dann: «Chris, zahlsch mer es Kafi?» Chris verspricht ihm, das am nächsten Tag zu tun. Morgens ist er oft in der lauschigen Bar, um bei einem Cappuccino die Zeitung zu lesen.

Die rockigen Ü70er in Hochform

Auch das ist Solothurn: «Bedside Radio», einer der grössten Krokus-Hits, ist heimisches Liedgut. Der Landhausquai, früher ein verruchter Ort, an dem die Szene herumhing, ist heute Flanierzone. Nur im «Chutz», einer Beiz am Aaremürli, spürt man noch etwas vom alternativen Groove aus Pionierzeiten von Krokus. «Do het sich ned viu veränderet», sagt Fernando und setzt sich an einen Tisch. Chris, Bohemian der Schweizer Rockszene, mag inzwischen auch kultiviertere Gastlichkeit. Doch hier erwacht sein Revoluzzerherz, wie bei den anderen Krokus-Urgesteinen, die mit ihm an diesem Nachmittag auf den Spuren der Vergangenheit sind. Gemeinsam blicken sie auf 50 Jahre Rock ’n’ Roll zurück, schütteln den Kopf über verrückte Geschichten.

«E gueti Bänd isch wie e Ehe mit füf Fraue», sagt Chris. «Do brodlet immer irgendwo öpis.» Und Fernando ergänzt: «Mir hei eus x-mal zerstritte und wieder zämegfunde. Aber grad das machts us. E Band mues am Rand vom Explodiere si, süsch ischs z längwiilig.» Krokus sind noch immer eine explosive Mischung aus Lausbuben-Charme und Rockstar-Legende. Sie haben geschafft, was keine Schweizer Band vor ihnen geschafft hat: Gold und Platin in Amerika, wo sie in riesigen Stadien mit den Grössten der Rockwelt um die Wette gespielt haben. «I weiss no, wie mer zum erschte Mou in L. A. abgrockt hei», erinnert sich Chris. «Do bisch plötzlich zmitzt im Härz vo dr Sach und du merksch: Jetzt bisch drin.»

Vergangenen Sommer werden Krokus in Deutschland auf dem Wacken Open Air von mehr als 85 000 Hardrockfans gefeiert. Drummer Flavio Mezzodi, Gitarrist Mandy Meyer und Rhythmusgitarrist Mark Kohler gehören seit Jahrzehnten fest zur Truppe – neben Chris, Fernando und Marc. Und die Reise der rockigen Ü70er geht munter weiter. «D Band isch no nie so guet gsi uf dr Bühni wie das Johr», sagt Fernando. «Das betrachteni als s gröschti Wunder.» Am 19. und 20. Dezember spielen sie die Rock Monsters of Switzerland mit den Rock-Amigos von Gotthard. Sie freuen sich. «Mer spürt hüt viel meh Dankbarkeit», sagt Marc. «Früener isch aus Kampf gsi. Jetzt ischs Freud. Und mer wüssä niäh, wie langs no goht – drum gämmer jedes Mol 1000 Prozent.»

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