Darum gehts
- Das Top Secret Drum Corps probt für das Basel Tattoo
- Die Gruppe wurde von Queen und Tom Cruise engagiert
- 26 Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren
Taa-ta-ta-taa-tamtamtam – «top secret», rufen die 26 jungen Männer mit Trommeln und Fahnen. Jeder Schlag, jeder Schritt sitzt. Einer pfeift – «nomol vo vore». Es sitzt doch noch nicht alles. 26 Männer zwischen 18 und 25 Jahren stehen in der Messehalle Basel. Sie gehören zum bekannten «Top Secret Drum Corps». In musikalischer Hinsicht: Basels Exportschlager. Sie proben für ihren Höhepunkt – das Basel Tattoo am Freitag.
Alle zurück auf ihre Position. «Ta-ta-ta» und weiter. Die Männer spielen und bewegen sich präzis, laut und mit Tempo. Was sie performen, ist kein militärisches Schaulaufen. Sie gehören zur Elite der Basler Trommlerszene. Ihr Auftritt umfasst taktvolle Melodien, zentimetergenaue Choreografien und Schlagabtausche zwischen Snare-Drums, Bass-Drums und «Color Guards», ihren Fahnenträgern.
Kindertraum ohne Bart
Eine halbe Stunde zuvor: Nicolas Wesp (23) und Silvan Udry (22) fahren mit ihren Velos auf dem Messegelände vor. «Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich rasiert», sagt Udry, als er den Fotografen sieht – ohne zu lachen. Der junge Basler spielt seit eineinhalb Jahren in der Snare-Line. Das sind die mit den kleineren und waagrechten Trommeln im Ensemble.
Seinen Dreitagebart hätte er abrasiert, denn erlaubt sei er nicht. So abgestimmt wie jeder Snare-Schlag sollte auch der Auftritt sein. Das «Top Secret Drum Corps» will nicht als einzelne Künstler, sondern als Einheit auftreten. Brillen oder andere äusserliche Auffälligkeiten – ein No-go, erklärt Physikstudent Udry. Für den Fotografen posieren Silvan Udry und Nicolas Wesp identisch – mit ernstem Blick und den Snares vor der Hüfte. Mit der rechten Hand halten sie die Sticks von oben, mit der linken von unten.
Was Udry und das topgeheime Corps machen, kennen alle Baslerinnen und Basler. Hoch seien der Druck und die Nervosität vor dem Heimspiel. Es ist Udrys erstes Basel Tattoo, seit er vor eineinhalb Jahren bei der Gruppe begann. Für ihn sei ein Kindertraum in Erfüllung gegangen, sagt der Fasnächtler. Die Faszination für das, was die Trommler liefern, sei ungebrochen. Dem hohen Anspruch will Udry mit jedem Schlag und jedem Schritt gerecht werden. Und damit das funktioniert, brauche es «viel, viel Übung». «Meine schulische Leistung an der Universität leidet darunter», gesteht der Baselbieter. Doch für das Resultat lohne es sich.
Queen, Tom Cruise und Céline Dion
In der Messehalle stehen zwölf Kisten mit Snare-Drums – fein säuberlich aufgereiht. Die Nummer 1 gehört Silvan Udry, die 7 Nicolas Wesp. Auch Wesp, der angehende Lehrer, wuchs in einer Fasnächtlerfamilie auf und trommelt seit seinem achten Geburtstag. In seiner Fasnachtsclique und an der Basler Trommel Akademie lernte er, was er heute bei den Elite-Trommlern braucht.
Mehr noch: Der 23-Jährige leitet und dirigiert die Truppe in der ersten Reihe. Das über sechsminütige Programm fürs Basel Tattoo stammt aus seiner Feder – eben: jeder Schlag, jeder Schritt. «Unser Anspruch liegt darin, dass der Auftritt makellos sein soll, und das braucht Übung.» Täglich mindestens eine Stunde. «Hier in der Probe schleifen wir an den letzten Finessen mit den Bass-Trommlern und Fahnenträgern.» Danach müsse jeder selbst zu Hause noch weiter üben. «Wer bei uns mitspielt, weiss das und will unserer Ambition gerecht werden», sagt er. Obwohl der eine oder andere bei der fünften Wiederholung eines einzelnen Schritts gähnt, stösst seine geforderte Disziplin auf alles andere als Ablehnung und zahlt sich aus.
Weltweit gehört das «Top Secret Drum Corps» zur Spitze der Trommlerszene. Entsprechend gefragt ist ihre Show. Die verstorbene Queen buchte die Gruppe aus Basel zwei Mal – zu ihrem 90. Geburtstag und fürs Thronjubiläum 2022. Tom Cruise engagierte die Herren für seinen «Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins»-Film. Zum Start des Eurovision-Song-Contest-Finales im Mai trommelten die «Top Secret»-Jungs das Millionenpublikum in die Show. «Das war unglaublich cool», erinnert sich Nicolas Wesp. Dass ihr Name im Vorfeld Gerüchte über einen «sehr geheimen» Auftritt von ESC-Legende Céline Dion auslöste, brachte die Jungs zum Schmunzeln.