Die Solothurner Rockgruppe Krokus verabschiedete sich am Samstagabend im ausverkauften Zürcher Hallenstadion von ihren Schweizer Fans. Doch der Auftakt der grossen Abschluss-Show ging daneben: Bevor die Fans zum letzten Mal mit der Band abrocken konnten, wurde dem Publikum ein rund 25 Minuten langer Ausschnitt des Krokus-Dokumentarfilms «As Long As We live» aus dem Jahr 2004 gezeigt – für einige ein No-Go. «Es gab Pfiffe und vereinzelte Buhrufe», erklärt ein Konzertbesucher. Vor allem die Interview-Szenen mit dem unbarmherzigen früheren US-Manager von Krokus, Butch Stone, schien einige Fans zu erzürnen. Stone war Ende der 80er-Jahre hauptverantwortlich dafür, dass sich Krokus vorübergehend auflösten.
«Wollten unsere nicht immer einfache Vergangenheit aufzeigen»
Sauer blieben die Fans aber nicht lange: Als Krokus nach dem Film und dem bekannten Ennio-Morricone-Intro auf die Bühne stürmten, gab es kein Halten mehr. In einer mitreissenden Show zündete sie ein letztes Mal ihr Hit-Feuerwerk: «Long Stick Goes Boom», «Easy Rocker», «Hoodoo Woman»... Die Musiker um Sänger Marc Storace (68) liessen keine Hymne aus ihrer fast fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere aus. Dazwischen gab es immer wieder furiose Pyro- und Feuershow.
Nach zweieinhalb Stunden lagen sich alle in den Armen. Minutenlang liessen sich Storace, Bassist Chris von Rohr (68), die Gitarristen Fernando von Arb (66), Mandy Meyer (59) und Mark Kohler (59) sowie Schlagzeuger Flavio Mezzodi (42) von den Fans feiern. «Adiós Amigos!», verabschiedete sich von Rohr. «Es war uns eine Ehre!»
Dass der filmische Anfang der Show bei den Fans überhaupt nicht ankam, findet von Rohr schade. «Wir wollten mit dem Kurzfilm unsere nicht immer einfache Vergangenheit aufzeigen», sagt er zu BLICK. «Schade, dass dies nicht von allen verstanden wurde.»
«Höre ich Krokus, fühle ich mich gleich 40 Jahre jünger»
Mehr als 45 Jahre lang rockten Krokus die Weltbühnen. Sie verkauften Millionen Alben, spielten auf fünf Kontinenten über 2000 Shows. Vor einem Jahr kündigten sie ihre Abschiedstournee «Adiós Amigos» an und gaben bekannt, dass sie am 7. Dezember ein letztes Konzert auf Schweizer Boden spielen. «Jede Party hat mal ein Ende», erklärte von Arb damals. «Wir wollen abtreten, solange wir noch richtig brennen», ergänzte von Rohr.
Der gross angekündigte Abschied ist Krokus – trotz anfänglicher Buh-Rufe – gelungen. «Was für ein genialer Abend», freute sich auch Ski-Legende Bernhard Russi (71) und schwärmte: «Höre ich Krokus, fühle ich mich gleich 40 Jahre jünger.» (kad)
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