«Comedy wird es immer brauchen»
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Schauspieler über «The Paper»:«Comedy wird es immer brauchen»

Neue Satire von den «Office»-Machern
«The Paper»: Totgesagte Zeitungen, bissiger Humor – und ein Cast voller Ironie

In «The Paper», der neuen Serie der «The Office»-Macher, kämpft ein fiktives Lokalblatt ums Überleben – mit viel Ironie, Improvisation und Herzblut. Blick war in London dabei, als die Redaktion des «Truth Teller» für einen Tag zum Leben erweckt wurde.
Publiziert: 00:36 Uhr
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Die Kultserie «The Office» bekommt ein Spin-off: Die neue Mockumentary «The Paper» begleitet die Redaktion einer Lokalzeitung aus Ohio (USA), die in Zeiten der Digitalisierung ums Überleben kämpft.
Foto: Aaron Epstein/PEACOCK)

Darum gehts

  • Neue Serie «The Paper» von Greg Daniels über fiktives Lokalblatt
  • Schauspieler improvisieren und bringen persönliche Erfahrungen ein
  • Serie ab 5. September auf Sky zu sehen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Ein sonniger Spätsommertag in London. In einem herrschaftlichen Bürokomplex in Westminster herrscht für ein paar Stunden Ausnahmezustand: Das Gebäude verwandelt sich zum kurzfristigen Schauplatz von «The Paper», die neue Serie von Greg Daniels (62), dem Mann hinter der legendären Comedy-Serie «The Office» (2005–2013). Die Mockumentary begeisterte während Corona eine neue Generation von Fans und wurde endgültig zum Kultphänomen. 

Statt dem Büroalltag von Dunder Mifflin begleitet Daniels' neue Serie, die ab dem 5. September auf Sky zu sehen ist, die Redaktion des «Truth Teller» – eines fiktiven Lokalblatts aus Ohio (USA), das in Zeiten der Digitalisierung ums Überleben kämpft. 

Damit dieses Chaos zwischen Fiktion und Realität greifbar wird, hat das Produktionsteam die Welt von «The Paper» in London für einen Tag nachgebaut: inklusive Schreibtische voller Papierstapel, ungeleerter Kaffeebecher und Post-its an den Wänden. Journalisten aus ganz Europa – darunter auch von Blick – wurden eingeladen, drei der Hauptdarsteller in diesem Setting zu interviewen. Und wie die Serie selbst, die zwischen Fiktion und vermeintlicher Realität balanciert, wechselten in den Gesprächen auch die Schauspieler zwischen ihrer Rolle als Schauspieler und ihrem realen Ich. Wir nehmen dich mit auf eine ungewöhnliche Interview-Reise zur gefeierten Mockumentary-Serie.

Oscar Núñez – der Ironiker

Als Erster wartet Oscar Núñez (66), den Fans als Buchhalter Oscar Martinez aus «The Office» kennen. Er mustert mich und sagt trocken: «Solange es niemand aus der Schweiz ist, ist alles gut.» – «Come on», sage ich lachend, «das ist nicht nett – nach all den Strafzöllen, die wir von Trump kassiert haben.» Núñez reisst die Augen auf: «Oh nein, du hast seinen Namen erwähnt!» Und signalisiert damit: Themenwechsel!

Die Grenze zwischen Rolle und Schauspieler verschwimmt bei Núñez sofort – nicht zuletzt, weil seine Figur und er denselben Vornamen teilen. Warum kehrt Oscar der Buchhalter, der Kameras stets verabscheute, wieder zurück in eine Mockumentary?, will ich vom Schauspieler wissen. «Sie brauchten einfach jemanden, der sexy ist, ein Eye Candy», erklärt er. Dann todernst: «Warum lachst du?» Núñez liefert genau diesen Wechsel zwischen Ernst und Ironie, den die Fans lieben. «Niemand kauft mehr Zeitungen», sagt der 66-Jährige abschliessend. «Das ist der Witz in ‹The Paper›, aber auch die Wahrheit im echten Leben.»

Sabrina Impacciatore – die Improkünstlerin

Noch bevor ich den Raum betrete, hallt die Stimme von Sabrina Impacciatore (57), bekannt aus «The White Lotus», durch die Wand: laut, wild und auf Italienisch. «Ich verspreche dir, dass ich mich beherrschen werde», sagt sie mit Engelsstimme und streckt mir ihre Hand entgegen. Dann schildert sie, wie ihre Figur der leitenden Redakteurin Esmeralda Grand aus purem Chaos entstand: «Ich hatte 24 Stunden Zeit, um elf Seiten Text auf Englisch zu lernen – und vergass alles.» Also habe sie 45 Minuten lang improvisiert. «Ich dachte: Die hassen es. Aber sie haben so gelacht. Und so wurde Esmerelda geboren. Es ist ein Wunder!»

Für die Römerin ist ihre Rolle ein «American Dream». Wunderschön und zugleich beängstigend. «Jeden Tag denke ich: Ich fliege, oder ich stürze ab.» Als Italienerin in einer US-Produktion wolle sie ihr Temperament einbringen und zugleich überleben. «Esmerelda ist in allem schlecht – ausser im Verkaufen. Sie ist manipulativ, ehrgeizig, will es in den USA schaffen.» Dass sie am Set improvisieren darf, begeistert sie: «Plötzlich wird alles frisch, lebendig und echt.»

Domhnall Gleeson – der Analytiker

Zum Abschluss treffe ich Domhnall Gleeson (42). Der Ire, bekannt aus «Ex Machina» (2014) und «About Time» (2013), wirkt ernst, überblickend, fast wie ein echter Chefredakteur. «Ich bin froh, gerade nicht in meiner Rolle zu sein», stellt er klar und spricht dann über seine Figur Ned Sampson: «Er übernimmt eine Zeitung, die nicht auf Erfolg ausgelegt ist. Sein Antrieb ist, sie trotzdem am Leben zu halten, auch wenn es viel schwerer ist, als er dachte.»

Warum sind Serien wie diese so beliebt? Gleeson überlegt kurz. «Sie schaffen einen Ort, an dem man gerne Zeit verbringt. Hoffentlich hat Greg das wieder geschaffen: einen Raum mit Menschen, bei denen man bleiben will.» Als Ire in einer US-amerikanischen Comedyserie mitzuwirken, sei ein Glücksfall: «In Irland lieben wir das Dunkle, in Amerika ist vieles leichter. Es ist schön, einmal Teil dieser luftigeren Version von Comedy zu sein. Wir brauchen Comedy viel mehr als weitere Shows, in denen Menschen ermordet werden.»

So endet der Besuch in der fiktiven Redaktion des «Truth Teller». Ein ungewöhnlicher Pressetag zwischen Ironie, Improvisation und Ernsthaftigkeit, der perfekt die Aussage der Serie widerspiegelt und dazu gleich die passende Pointe liefert: Während viele Print für tot erklären, erzählt «The Paper» von Menschen, die trotzdem daran festhalten. Und mit ihrem Mut und ihrer Leidenschaft beweisen, dass Totgesagte nicht nur länger leben, sondern dass man mit ihnen auch wunderbar lachen kann.

Ab 5. September stehen die ersten vier Episoden von «The Paper» bei Sky auf Abruf bereit. Jede Woche sind dann jeweils zwei neue Folgen zum Streamen verfügbar. 

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