Darum gehts
- Michelle enthüllt traumatische Kindheit mit Gewalt und Vernachlässigung
- Sängerin flüchtete mehrmals ins Frauenhaus und lebte in Pflegefamilien
- Mit über 4,5 Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zu erfolgreichen Schlagerstars
Sie gehört mit ihren über 4,5 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten deutschen Schlagerstars: Michelle (53). Die Sängerin ist seit mehr als 30 Jahren im Business, hat drei Töchter, holte beim ESC 2001 den achten Platz für Deutschland und stieg mit ihrem letzten Studioalbum «Flutlicht» 2024 direkt auf den zweiten Platz der deutschen und österreichischen Albumcharts, holte sich zudem Platz zehn in der Schweiz.
Das klingt alles nach der klassischen heilen Welt des Schlagers, doch keineswegs. Die Sängerin musste in ihrem Leben nicht nur einen leichten Schlaganfall, Depressionen und eine Privatinsolvenz hinnehmen, sondern auch eine furchtbare Kindheit, wie sie der «Bild» erzählt. «Bei uns zu Hause waren Gewalt und jegliche Verwahrlosung an der Tagesordnung. Ich kann mich an gar keinen glücklichen Moment erinnern. Es gab zwar Weihnachten, aber es war nie schön bei uns.»
Von den alkoholkranken Eltern wurde sie misshandelt und vernachlässigt und dies «verbal, körperlich, psychisch, physisch». Als Kinder dachten sie, das sei normal, da sie es nicht anders kannten. «Meine Eltern waren niemals liebevoll miteinander. Einmal wollte er sie in der Badewanne ertränken.» Fotos aus jener Zeit? Fehlanzeige. So was gab es in ihrer Familie nicht.
Frauenhaus und Pflegefamilie
Unzählige Male sei sie mit ihrer Mutter und zwei weiteren Geschwistern in ein Frauenhaus geflohen. «Am nächsten Tag stand mein Vater draussen auf der Strasse und rief, er liebe meine Mutter, sie solle zurückkommen. Was sie leider auch jedes Mal tat. Danach wurde er noch brutaler.» Vorwürfe mache Tanja Gisela Hewer – wie Michelle bürgerlich heisst – ihr deswegen jedoch keine. «Heute weiss ich, sie hatte gar keine andere Wahl. Es ging jeden Tag nur ums Überleben. Für sie und für uns.»
In welchen Verhältnissen sie und ihre Geschwister aufwuchsen, sei allen bekannt gewesen, inklusive Jugendamt. Hilfe hätten sie dennoch nicht wirklich bekommen. «Wir waren halt eine asoziale Familie. Das sah man uns auch an. Meine Mutter hatte noch vier Kinder aus früheren Beziehungen. Sie wohnten aber nicht bei uns. Mein Vater bekam dann auch noch eine Tochter mit einer anderen Frau. Geschlagen hat er in dieser Beziehung auch.»
Mit neun Jahren wurden Michelle und ihre Schwester von ihrer richtigen Familie zu einer Pflegefamilie gebracht, oder, wie sie es nennt, «von dem Regen in die Traufe», denn auch da waren sie Schlägen ausgesetzt. «Danach nahm mich ein Onkel von mir auf, dann musste ich wieder zu meinem Vater. Mit 13 bin ich abgehauen nach Frankfurt. Ich hielt es einfach nicht mehr aus und wollte raus aus diesem Elend», so Michelle über ihre furchtbaren Jahre.
«Ich verdiente mein erstes eigenes Geld und fand es cool»
Stabilität fand sie jedoch auch nicht beim älteren Ehepaar, das sie dort aufgenommen hatte. Die beiden waren zwar nett, doch dann machte sich der Mann an Michelle ran. Als das junge Mädchen seine Ehefrau darüber informierte, setzte sie sie kurzerhand in den nächsten Zug. «Heute weiss ich, sie wollte mich vor ihm beschützen.»
Ihr Glück und ihre berufliche Perspektive fand sie bei einer anderen Familie. «Ich passte auf die Kinder auf und durfte bei ihnen wohnen. Der Mann hatte eine Band, ich war ständig bei den Proben dabei. Als die Sängerin ausfiel, durfte ich singen und gehörte irgendwann fest dazu. Ich verdiente mein erstes eigenes Geld und fand es cool. So kam eins zum anderen.»
«Du bist nicht gewollt»
Dem schrecklichen Elternhaus konnte sie zwar entkommen, jedoch nicht dem Trauma durch ihre schlimme Kindheit. «Man vergisst nichts. Unser Vater sagte uns von klein auf, dass wir keine Wunschkinder gewesen sind. Es hat lange gedauert, bis ich den Satz ‹Du bist nicht gewollt› für mich selbst verarbeiten konnte.» An ihr mag er zwar nie interessiert gewesen sein, jedoch an dem Geld, das er durch Interviews über sie erhielt. Ein weiterer Grund, weshalb die Sängerin heute keinen Kontakt mehr zu ihm hat.
Was sie jedoch hat, ist ganz viel Liebe. Sei es durch ihre drei Töchter, ihr Enkelkind oder durch ihren Verlobten Eric Philippi (28). Das gemeinsame Glück mögen ihr jedoch wegen des Altersunterschieds von 25 Jahren nicht alle gönnen. An all jene richtete sie bereits vor einem Jahr auf Instagram diese klaren Worte, die in Anbetracht ihrer Lebensgeschichte eine noch tiefere Bedeutung erhalten: «Lieb mich oder lass es sein.»