Er träumte von einer Karriere auf der Leinwand, die Ausbildung in der Schauspielschule sollte in wenigen Wochen starten. Doch ein Töffunfall stellt das Leben von Felix Bertram (48) mit 19 Jahren komplett auf den Kopf. Der heute im Aargau wohnende Deutsche erzählt: «Ich war lebensgefährlich verletzt. Ich hatte innere Blutungen, diverse Knochenbrüche.» Der heutige Arzt ergänzt umgehend den Fachbegriff: Polytrauma. Sechs Wochen lang lag er im Koma. «Noch heute ist eine Konsequenz des Unfalls klar sichtbar, mein linker Unterschenkel ist amputiert – mir fehlt ein Bein.»
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Die Chirurgen mussten Felix Bertram sogar zweimal einen Teil des linken Beins amputieren, da er nach dem ersten Eingriff mit einer Entzündung zu kämpfen hatte. Deshalb trägt er jetzt eine Prothese, die 10 Zentimeter unterhalb des Knies angebracht ist. Wenn der 48-Jährige einem entgegengeht, fällt dies nicht auf – ein Hinken ist nicht sichtbar. Darauf angesprochen, zeigt er auf seine Hose und meint: «Man sieht maximal den oberen Rand der Prothese. Ansonsten gibt es keine Anzeichen dafür, dass mir ein Bein fehlt.» Im Sommer sei das aber anders. «Ich trage auch kurze Hosen und gehe ins Schwimmbad.» Ihm seien die neugierigen Blicke längst egal geworden. «Ich stelle meine Prothese im Schwimmbad auch an den Rand und springe dann ins Wasser. Meistens kommen dann Kinder angesprungen und fragen nach.» Er erzähle ihnen dann vom Unfall.
«Täglich muss ich Medikamente nehmen»
Felix Bertram hat sich schnell mit seinem Schicksal abgefunden und betrachtet es mittlerweile sogar als Glück im Unglück. «Ich sagte mir, es ist nur ein Bein. Es ist nicht der Arm oder der Kopf. Ich sitze nicht im Rollstuhl. Ich hätte auch tot sein können.» Ausserdem ist er dankbar, dass er in einem Land lebt, in dem er eine künstliche Beinprothese bekommen kann. «Wenn man in Afrika ist, und dort jemand sieht, der ein Bein verloren hat, dann sitzt dieser auf einem Rollwagen, wo er sich mit den Händen fortbewegt.» Zudem hat er gelernt, seine Situation mit Humor zu nehmen. «Mit einem Fuss hat man auch nur einen Stinkefuss. Man muss auch nur auf einer Seite die Fussnägel schneiden», witzelt er.
Obwohl die technologischen Fortschritte bei Prothesen mittlerweile weit fortgeschritten sind, kämpft Felix Bertram immer noch mit starken Schmerzen. «Das ist leider eines meiner grössten Probleme. Täglich nehme ich deswegen Medikamente.»
Die Zeit im Krankenhaus hat Felix Bertrams Einstellung komplett verändert. Ihm wurde bewusst, wie wichtig Ärzte sind, und deshalb änderte er seine Zukunftspläne. Statt zur Schauspielschule zu gehen, entschied er sich plötzlich für ein Medizinstudium. Aus gutem Grund: «Ich glaube, bis heute prägt es mich, dass ich die Perspektive des Patienten kenne.» Der Dermatologe hat sich hierzulande eine Klinikkette für Dermatologie und plastisch-ästhetische Chirurgie aufgebaut – und vor kurzem ein Sternerestaurant eröffnet. Sein neuestes Projekt: Als Investor bei der Schweizer Version von «Höhle der Löwen» (dienstags, 20.15 Uhr auf 3+) geht er auf die Suche nach den spannendsten Geschäftsideen. Privat verbringt der Wahl-Aargauer am liebsten Zeit mit seinen 13 Hunden.